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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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der Frauenliga für demokratische
Betätigung gehalten:
    1.
Die Theorie der Demokratie
    2.
Die Geschichte der Demokratie
    3.
Einige berühmte Demokraten
    4.
Die vier Freiheiten
    (Tee und Kekse wurden bei allen
Versammlungen serviert.)“
     
    Oberst Purdy lächelte. „Demokratie
kommt durch die Frau in die Familie“, meinte er leise vor sich hin — ein Wort,
das seine Frau des öfteren in jenem Passus über die Gründung der Liga, den sie
für den Plan B geschrieben, gebraucht hatte. Er mußte das in seinem nächsten
Brief nach Haus unbedingt erwähnen. Nicht nur, weil seine Frau, als ihre
geistige Mutter, sich sehr für diese Liga interessierte, sondern auch, weil sie
gerade einen Vortrag für den Dienstagsklub vorbereitete, der ihm bereits voller
Spannung entgegensah.
    „Sehr gut“, wollte Oberst Purdy schon
an den Rand des Berichtes schreiben. Aber dann runzelte er die Stirn, denn der
Vortrag Nr. 3 lautete: „Einige berühmte Demokraten.“ Schnell ergriff er einen
Bleistift. „Wo bleiben die Republikaner?“ schrieb er. Ein republikanischer
Abgeordneter, der zur Inspektion hierherkäme, würde sicherlich einen Höllenlärm
schlagen, wenn er von solchen politischen Einseitigkeiten erführe. Enright
müßte das doch wissen. Und dann diese Erfrischungen! Tee, na ja — aber Kekse!
Wieder fuhr sein Bleistift über das Papier. „Ich erinnere an die Liste mit den
Vorschlägen für die Gerichte, die meine Frau aufgestellt hat.“
    Dann las er weiter:
     
    „B. Erziehungsprogramm
    1. Der Bau der Schule wurde
fertiggestellt (Strohhütte in fünfeckiger Form).
    2. Sämtliche sechs Klassen sind
eingerichtet.
    3. Stundenplan, 1. Stufe:
    8.30-
9 Uhr Singen
    9
— 10 Uhr Spielen
    10
— 10.30 Pause
    10.30-11
Uhr...“
     
    Oberst Purdy lächelte wieder. Major
Enright war wirklich ein Mordskerl. Die fünfeckige Schule würde einen General,
der zu Besuch von Washington herkäme, höchst heimatlich berühren. Allerdings
würde die Schule nur kurze Zeit benutzt werden können. Sobald der
Ergänzungsplan fertig wurde, mußte Major Enright sie wieder abreißen und eine
neue aus Stein errichten lassen. Solche doppelte Mühe ließ sich aber nun einmal
nicht vermeiden. Der Oberst machte sich eine Notiz für die Bauabteilung: er
schlug vor, daß alle Schulpläne auf eine fünfeckige Form umgestellt werden
sollten.
    Als er sämtliche Stundenpläne gelesen
hatte und so zum Ende des Berichts gekommen war, strahlte er. Ja, dieser
Enright führte den Plan wirklich ausgezeichnet durch. Vielleicht sollte man ihn
ins Hauptquartier berufen. Er war ein Mann, der eigentlich zu schade dafür war,
seine Zeit in einem so armseligen Dorfe zu vertun. Aber man hatte im Augenblick
keinen Ersatz für ihn, und so mußte vorläufig alles beim alten bleiben.
    Oberst Purdy nahm den nächsten Bericht
in die Hand. „Dorf Tobiki“, las er, „Kommandant Captain Jeff Fisby.“ Dem Oberst
war nicht ganz wohl zumute. Dieser Fisby war ihm ganz kurz, bevor sich die
Einheit in San Franzisko einschiffte, zugeteilt worden, und Purdy hatte einmal
dem Major Thompson gegenüber vertraulich geäußert, daß er diesen Captain Fisby
nicht gerade für ein großes Kirchenlicht halte. Langsam hob Oberst Purdy das
erste Blatt hoch, dann suchte er nach den anderen. Aber es waren keine anderen
da. Er drehte das Blatt um, doch auch auf der Rückseite stand nichts. Er
blickte auf die Vorderseite. Sie war ebenfalls fast leer. Er begann zu lesen.
Ein lautes Brüllen ließ da das Hauptquartier erbeben. Major Thompson, der
Sicherheitsoffizier, griff nach seiner Pistole; bestimmt hatte sich irgendein
Spion eingeschlichen. Als ihm aber klar wurde, daß es auch ein japanischer
Schütze sein konnte, rückte er seinen Stuhl vom Schreibtisch weg und wartete
auf den ersten Schuß, ehe er unter dem Tisch Deckung suchte.
    Es fiel jedoch kein Schuß, und da der
Major nun überzeugt war, daß nur ein Amerikaner die Ursache dieses Brüllens
sein konnte, spähte er vorsichtig um sich. Als er sah, daß der Oberst dem
Ersticken nahe war, holte er eiligst die Hausapotheke und ein Glas Wasser. „Was
haben Sie?“ fragte er. Der Oberst antwortete nicht. Er saß da und zitterte am
ganzen Leibe, und sein Gesicht war dunkelrot. Dann aber begann er zu toben:
„Nein, so etwas! Können Sie sich vorstellen, daß ein Mann in diesem Alter
solchen Bericht einschickt? Können Sie sich das vorstellen?“ Und schlug mit der
Faust auf den Schreibtisch, daß es krachte.
     
     

2
     
    Im Dorfe Tobiki

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