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Die Gesichtslosen

Die Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amma Darko
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hinter dem Haus das Geschirr ab, und ihre Chefin sagte so etwas wie: «Mr. K. braucht ein bißchen Hilfe zur Entspannung, aber ich habe fürchterliche Kopfschmerzen. Gehst du bitte in sein Zimmer und schaust mal, ob du ihm geben kannst, was er braucht?»
    Bitte übernehmen Sie!
    Irgendwann hatte sich auf die Weise alles eingespielt, und das Mädchen war nicht mehr angewiesen auf Madams Zuarbeit.
    Während die Mutter in ihrem armen Dorf fest davon ausging, ihre Tochter lerne gerade unter der Obhut ihrer freundlichen und treusorgenden Verwandten, wie man ordentlich die Säume einer Kaba zusammennähte, war diese damit beschäftigt, sich einen eigenen Kundenstamm aufzubauen.
    Maami Broni und Poison kannten sich schon lange. Eine stattliche Anzahl von Mädchen war durch Maami Bronis «Schule» gegangen. Viele von ihnen waren inzwischen selbständig.
    Baby T fegte gerade das Zimmer aus, als Maami Broni hereinkam und erklärte: «Baby T, Mr. F möchte hereinkommen. Kannst du einen Moment Pause machen?»
    Baby T fegte den Schmutz schnell in eine dunkle Ecke und stellte den Besen ordentlich daneben. Sie wollte das Zimmer verlassen, doch Maami Broni sagte: «Aber nein, bleib bitte hier. Er möchte von dir behandelt werden.»
    So hieß es für Baby T zum ersten Mal «Bitte übernehmen». Und als Mr. F mit ihr fertig war, wußte Maami Broni, daß man sie belogen hatte. Baby T weinte so sehr, daß Maami Broni sie für die nächsten vierundzwanzig Stunden in Ruhe ließ. Sie war eine Geschäftsfrau, aber sie kannte auch mütterliche Gefühle. Auch wenn sie Baby T jetzt gerne losgeworden wäre – es stand nicht in ihrer Macht, darüber zu entscheiden. Poison war der Boss. Nur er konnte Baby T entlassen. Maami Broni half auf die einzige ihr bekannte Art und Weise. Sie besorgte Baby T «Teufelskraut». Es half tatsächlich. Baby T nahm es regelmäßig, und es fiel ihr leichter, die verschiedenen Männer Tag und Nacht zu ertragen. Die Männer mochten sie. Sie war jung und hübsch. Alles schien in bester Ordnung… bis Onko einen Medizinmann konsultierte, um seiner geschäftlichen Misere zu entkommen. Und als ihm seine erste Sorge um das reinweiße Huhn auf so einfache Weise genommen worden war, kam das nächste Problem auf ihn zu.
    Wie zum Teufel sollte er an Baby Ts Schamhaar herankommen?

KAPITEL 25
     
     
     
    Der Agboo-Ayee-Getränkekiosk war zufällig in dem gleichen Blau gestrichen wie der Rasta-Frisörkiosk in Agbogbloshie. In den letzten drei Wochen war Kpakpo jeden Morgen der erste und letzte Kunde. Es wurde sogar gemunkelt, daß Kpakpo neben der Abflußrinne hinter dem Kiosk schlief, weil er nicht wußte, wo er die Nacht verbringen sollte. Seit er Maa Tsuru verlassen hatte und je klarer es wurde, daß er dorthin nicht mehr zurückkonnte, desto deutlicher wurde ihm, wie sehr er sich bereits an sie gewöhnt hatte. Aber jetzt, da Fofo alles verkompliziert hatte, indem sie diese Leute von der Organisation und diesen Radiofuzzy mitgebracht hatte, konnte er erst recht nicht mehr zurück. Jemand nannte seinen Namen, und da hörte er auch schon den Kioskbetreiber sagen: «Da ist er doch!»
    Schritte näherten sich. Er sah auf und blickte in ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam. Er blickte auf die Füße. Er kannte diese Füße. Er sah wieder hoch. Alles kam ihm vertraut vor. «Du?»
    «Ja, ich bin’s. Ich hab dich überall gesucht.»
    «Weshalb? Soll ich dir helfen, dein runtergekommenes Geschäft wiederzubeleben? Stimmt das, was ich gehört habe? Daß es total am Boden ist, total, total, total?»
    «Deshalb suche ich dich. Komm, ich geb einen aus.» Er rief dem Wirt zu: «Zwei Glas für Kpakpo. Geht auf meine Rechnung. Wenn er die ausgetrunken hat, kriegt er zwei neue.»
    Nach etwa zehn Gläsern hätte Kpakpo auf Onkos Befehl sogar einen «Breakdance» hingelegt.
    Onko hingegen hatte nicht einen Schluck getrunken.
    «Kpakpo. Ich möchte, daß du mich zu Poison bringst.»
    Nun war Kpakpo wirklich sehr betrunken. Zehn gutgefüllte Gläser Akpeteshie in weniger als einer Stunde hätten den stärksten Mann umgehauen, selbst unter sibirischen Verhältnissen, erst recht aber in einem stickigen, zwei mal vier Meter großen Holzverschlag in der feuchten Hitze Accras. Doch als Poisons Name fiel, war Kpakpo mit einem Schlag hellwach.
    «Ich? Soll dich zu Poison bringen? Onko, du glaubst wohl, ich bin so besoffen, daß du bloß ‹Lead kindly light› zu singen brauchst und mich auf den Weg in mein Grab schickst, ohne daß ich’s merke?

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