Die Glücksritter von Schreckenstein
unser Schweigen nicht mehr gebunden…“
„Halblang, Freunde!“ dämpfte Mücke, „Ist doch nur Spiel. Ihr tut ja, als sei die Million schon im Anrollen!“
„Und was ist mit unseren Schuhen?“ fragte Martin.
„Hab halt noch ein paar Takte Geduld“, beschwichtigte ihn Klaus.
Da ging Miniritter Egon hoch. „Wir haben keine Geduld, wir haben nasse Füße. Immer in den dünnen Latschen bei dem Sauwetter!“
„Nur weil euch nichts einfällt!“ schimpfte der kleine Kuno hinterher.
Weitere Meinungsverschiedenheiten verhinderte der große Zeiger; er rutschte auf eine Minute vor siebzehn Uhr, höchste Zeit, sich zur Arbeitsstunde auf die Zimmer zu begeben.
Im Nordflügel begegneten Pummel und Eugen dem Rex. Er nahm sie mit in sein Arbeitszimmer, um sich zu informieren. Pummel fing beim Rucksack an.
„Das darf nicht wahr sein!“ Nach dem Bericht schüttelte der Rex nur den Kopf. „Und die Mädchen ahnen nichts? Bestimmt nicht?“
„Nicht die blasseste Bohne!“ versicherte Eugen.
Jetzt lächelte er. „Dann tippt schön weiter mit meiner Kollegin! Wie die Dinge liegen, wird uns diese Heimlichkeit noch nützlich sein können!“
Wachen wurden in diesen Nächten nicht aufgestellt. Die Mädchen hatten ihre Tippscheine und warteten auf den Sonntag. Alles andere interessierte sie nicht, wie Stephan bei einem Telefongespräch mit Beatrix feststellte. Auf der Burg ging’s trotz der Niederlagen lustig zu. Die Ritter, wieder bei Kräften, widmeten sich vor allem dem Sport, der durch die Renovierung in letzter Zeit zu kurz gekommen war.
Schon beim Morgendauerlauf ließ Dampfwalze seine Muskeln hüpfen. Ottokar und Stephan legten ein scharfes Tempo vor. Hinten keuchten die vier Minis. Sie konnten kaum mithalten. Reden beim Laufen macht kurzatmig. Aber sie mußten reden, sie wären sonst geplatzt.
„Das darf nicht wahr sein!“ staunten die großen Ritter anschließend im Duschraum.
„Klar ist das wahr“, rief der kleine Eberhard unter der Dusche. „Alles in unserem Zimmer zu besichtigen.“
Die vier hatten sich selbständig gemacht. Ohne von jemand bemerkt zu werden, waren sie in der Nacht nach Rosenfels hinübergerudert, hatten seelenruhig Martinas Schrank bis zum letzten Taschentuch ausgeräumt — drüben gab’s überall Namensschilder — , im Duschraum ihre Seife, Zahnbürste, Schwamm, Handtücher mitgenommen. Der kleine Herbert war sogar noch in ihr Zimmer geschlichen und hatte, auf dem Boden liegend, Pantoffel, Weckuhr, Armbanduhr, Schlüsselbund und die berüchtigten Handschellen verschwinden lassen.
„Ganze Arbeit!“ Pummel rieb sich die Hände.
„Riskant, aber geglückt“, befand Ottokar. „Dank gutem Zeitpunkt.“
„Ein prima Hebel, falls die Hühner wieder Mäuse kriegen!“ meinte Mücke.
„Selbsthilfe!“ Der kleine Herbert rümpfte die Nase. „Wenn ihr Flaschen nichts unternehmt…“
Witzbold Klaus sah mitleidig auf ihn hinunter. „So lang du keine Schuhe hast, würde ich etwas leiser auftreten.“
Die beachtliche Tat machte wieder Wachen nötig. Doch nichts ereignete sich. Doktor Waldmann erfuhr über seine Tochter, Martina koche zwar, laufe aber stumm in geliehenen Kleidern herum, weil Fräulein Dr. Horn nichts merken dürfe.
„Status quo“, brummte Strehlau.
Am Sonntag nachmittag lag die Burg verwaist im herrlichsten Sonnenschein. Auch drüben auf Rosenfels war, selbst mit Fritzens scharfem Fernglas, keine Bewegung auszumachen.
Die Ritterschaft — nach Dampfwalzes Vorschlag eine einzige Tippgemeinschaft — umlagerte im Wohnzimmer den Fernsehapparat, um die letzten Fußballergebnisse sofort zu erfahren.
Mühsam hatten sie, mangels der Belege, wenigstens ihre eigenen Tippreihen rekonstruiert und danach sah es bis jetzt nicht schlecht aus. Endlich gab der Sprecher den Ausgang der noch fehlenden Spiele bekannt. Wie immer ohne Gewähr — sagte er.
Die Ritterschaft hielt den Atem an. Mücke, Hans-Jürgen, Andi, Stephan und Ottokar verglichen die mitgekritzelte Reihe mit ihren Aufzeichnungen.
„Falls wir keinen Wurm drin haben…“ meinte Mücke nach einer Ewigkeit.
Sofort sprang Dampfwalze auf und rief: „Superultraplus!“
„Wie immer ohne Gewähr!“ witzelte Klaus. Stephan und Ottokar hatten wieder einmal denselben Gedanken zur selben Zeit. Sie rannten hinaus, zum öffentlichen Fernsprecher hinunter. Noch ehe sie abnahmen, klingelte der Kasten.
„Wir haben gewonnen!“ rief Beatrix in hellster Aufregung. „Die letzte Tippreihe von euch mit den zwei Unentschieden ist
Weitere Kostenlose Bücher