Die Glücksritter von Schreckenstein
sein Gesicht zu verbergen.
Pummel, der den Tippschein eingereicht hatte, sollte auch den Gewinn abholen. Am Steg des Campingplatzes stieg er aus; Eugen kreuzte mit Fräulein Dr. Horn in der Bucht. Schon wenige Minuten später kam Pummel zurück.
„Zu früh!“ berichtete er. „Geld gibt’s leider erst ab Mittwoch.“
Fräulein Dr. Horn überließ Eugen die Pinne. Ihr Spaß am Segeln beschränkte sich heute auf eine möglichst schnelle Rückfahrt. „Sagt Direktor Meyer einen schönen Gruß und daß ich euch am Mittwoch noch mal brauche!“
Im Nadelöhr unter der Weide half Pummel ihr an Land, schob das Boot an und sprang hinüber. Eugen wendete, matter Wind legte sich ins Segel, und sie gähnten erst einmal herzhaft.
Pummel schaute auf die Uhr. „Eine Stunde könnten wir noch die Matratze wärmen!
„Da hab ich eine bessere Idee!“ Eugen wendete und fuhr ins Nadelöhr zurück.
Eine halbe Stunde später als gewöhnlich, wankten noch immer nicht genug Schlaf gehabt habende Ritter in den Eßsaal zum Tee. Unter ihnen zwei noch weniger Schlaf gehabt Habende — Pummel und Eugen. Sie wirkten am frischesten.
„Wir haben euch was mitgebracht!“ sagten sie und hoben einen durchsichtigen Kunststoffbeutel hoch. Er war voller Geld.
„Das darf nicht wahr sein! So viel habt ihr gewonnen?“ staunte der kleine Kuno.
„Gib her, damit ich mir Schuhe kaufen kann!“ Martin sprang hoch. Pummel trat zu ihm und hob das Bein in Fußballerpose.
„Dir geb ich einen mit meinem Schuh! Das sind die Gelder fürs Toto. Samt den Beträgen für unsere Tippreihen.“
„Da haben wir nicht lockergelassen! Martina wollte natürlich wieder Schwierigkeiten machen. Aber diesmal waren alle gegen sie“, ergänzte Eugen.
Die beiden Ritter waren gänzlich ungeniert zum Schloß hinaufgegangen und prompt Fräulein Dr. Horn in die Finger gelaufen. „Wir haben vergessen auszumachen, wann wir Sie am Mittwoch abholen sollen“, hatten sie erklärt und die Leiterin damit gerührt. Natürlich waren sie von Mädchen entdeckt und anschließend heimlich bestürmt worden. Ihren Tippartner hatten sie nicht verraten, vielmehr das Geld verlangt. Im Wald auf halbem Weg zum Hafen bekamen sie von Ingrid und Beatrix die eingesammelten Beträge.
„Das kommt in den Tresor!“ Stephan nahm den Beutel an sich. Noch vor Beginn der Arbeitsstunde ging er damit in die Folterkammer und hängte ihn an einen der langen Dorne in der Eisernen Jungfrau. Der Tresor war nicht abschließbar und allen bekannt. Doch die Schreckensteiner nahmen ja nichts weg.
Am Mittwochmorgen regnete es in Strömen. Aus der löchrigen Dachrinne am Westflügel klatschte das Wasser herunter, daß der Durchgang einer Höhle hinter einem Wasserfall glich. Erst gegen Mittag kam Wind auf und scheuchte die Wolken weg. Nach dem Essen holten Pummel und Eugen das Geld aus dem Tresor und steckten es in einen kleinen Rucksack, in welchem sie ihr Ölzeug hatten, falls es unterwegs wieder regnen sollte. Bei mäßigem Wind segelten sie los.
Im Nadelöhr stieg die überraschend freundliche Internatsleiterin zu. „Oh, ich bin ja so gespannt!“ sagte sie und übernahm die Pinne.
Während der Fahrt redeten sie kaum. Das Segeln beschäftigte die „Schülerin“ vollauf. Am Steg des Campingplatzes nahm Pummel den Rucksack auf eine Schulter. Da schaute sie, wie ein alter Marabu. „Was willst du denn mit dem Rucksack?“
Pummel grinste. „Wir wissen ja nicht, wieviel wir gewinnen.“
Der Gedanke an möglicherweise viel Geld machte ihren Ausdruck noch marabuiger. „Wenn es viel ist, wird man’s dir nicht geben. Solltest du länger als zehn Minuten ausbleiben, komme ich nach.“
Pummel nickte, Eugen legte ab und kreuzte in der Bucht. Kundschaft im Schreibwarengeschäft verhinderte sofortige Bedienung.
„Ahoi!“ sagte Pummel. Vor ihm standen Ingrid und Martina. Sie nahmen kaum Notiz von ihm, hatten es furchtbar wichtig mit Briefen ihrer Eltern, wegen der Auszahlung. Diese Briefe seien noch nicht eingetroffen, erklärte der Schreibwarenhändler, doch könne er die Auszahlung eines so kleinen Betrages auch so verantworten, nachdem Fräulein Waldmann mit ihm gesprochen habe.
„Was sagen Sie? Kleiner Betrag?“ Die wütende Martina vor sich ließ Pummel an den versenkten Schuhsack denken und seine Sprechwerkzeuge machten sich selbständig. „Nichts auszahlen!“ rief er dazwischen. „Dieses Mädchen hat erhebliche Schulden bei uns.“
Nach näheren Einzelheiten wurde dem Schreibwarenhändler mulmig und er wollte
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