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Die Glücksritter von Schreckenstein

Die Glücksritter von Schreckenstein

Titel: Die Glücksritter von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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„Ihr kriegt die Bretter nur, wenn ihr für uns tippt.“
    „Nein, für uns!“ Elke kreischte und stampfte mit den Füßen.
    „Für uns!“ rief Sabine dazwischen. Sie wollte grade Luft holen, um dagegenzukreischen , da packte Eugen sie im Genick. „Seid doch still! Ihr weckt ja die Horn.“
    Pummel hatte ihn beobachtet und feixte. „Störenfried sorgt für Ruhe. Ganz schön plemplem.“
    An der Glastür, die das Treppenhaus vom Korridor trennt, stand plötzlich in geblümtem Morgenrock eine hagere Gestalt. Der Haarknoten am Hinterkopf wirkte wie ein Gegengewicht zu der schnabelartig gebogenen Nase — Fräulein Doktor Horn.
    „Natürlich Schreckenstein!“ rief sie matt empört und kam näher. Die Mädchen verstummten. Sie wichen zu den Schränken zurück.
    „Nix vom Tippen verraten!“ flüsterte Martina Pummel zu. Vor Eugen blieb die Leiterin stehen. „Was habt ihr hier verloren?“
    „Nichts“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Wir sollten längst im Bett sein. Entschuldigen Sie.“
    Fräulein Doktor Horn stutzte. Soviel Einsicht und Höflichkeit machten ihr die Antwort schwer. Das hatte Eugen genau berechnet.
    „Und… und…?“ stammelte sie. „Also heraus mit der Sprache.“
    „Entschuldigen Sie.“ Pummel trat vor. „Wir waren gewissermaßen in Seenot und mußten uns aufwärmen.“
    Jetzt erst nahm sie die Froschfräcke wahr, mißtraute den beiden aber immer noch. „Mitten in der Nacht? Das klingt nach Notlüge.“
    „Nach Notlage!“ verbesserte Eugen. „Entschuldigen Sie.“ Und er verneigte sich leicht.
    Die Höflichkeit der beiden Ritter verfehlte ihre Wirkung nicht. Fräulein Dr. Horn suchte abermals nach Worten. „Euch… euch bei diesem Wind aufs Wasser zu lassen… Skandalös!“
    „Allein unsere Schuld“, dämpfte Eugen. „Dürfen wir uns verabschieden? Wir wollten grade gehen.“
    „Es ist schon spät.“ Pummels Miene verriet tiefes Bedauern. Die Mädchen mußten sich abwenden, um nicht herauszuplatzen.
    Da gab sich die Leiterin einen Ruck. „Ihr geht mir nicht mehr aufs Wasser! Ich lasse euch rüberfahren . Esther, sag Fräulein Waldmann Bescheid.“
    „Oh, vielen Dank.“ Eugen verneigte sich schon wieder. Auf dem Gesicht von Fräulein Doktor Horn wurde trotz Sparbeleuchtung der Anflug eines Lächelns sichtbar. „Wir hier nehmen es mit der Verantwortung sehr genau!“ lobte sie sich im Plural.
    Pummel nutzte den Augenblick. „Wir haben noch unsere Ausrüstung drunten am Hafen. Könnten uns vielleicht zwei Mädchen helfen…?“ Er hatte richtig getippt. Da sie dem Rex eins auswischen wollte, gab sie sich gnädig.
    Mit viel Dankeschön und Entschuldigung und Verbeugungen zogen die beiden Ritter ab. Beatrix und Martina mußten sie begleiten. Auf dem steilen Weg durch den Wald, fingen sie zu handeln an.
    „Wenn wir euch die Surfbretter zurückgeben, tippt ihr ausschließlich für uns. Okay?“
    „Ihr gebt uns die Bretter, weil wir eure Tipperei nicht verraten haben!“ stellten die Ritter richtig.
    „Dann tippt ihr für uns, wenn wir euch helfen sie raufzutragen, okay?“ beharrte Beatrix.
    Die Bretter lagen im Uferschlick, die Masten steckten unter den Zweigen der riesigen Weide.
    „Okay“, sagte Eugen und zog seinen Segler ins freie Wasser, „Ihr braucht uns nicht zu helfen. Wenn ihr raufkommt , sagt Fräulein Waldmann einen schönen Gruß, wir seien schon zu Hause.“
    Auch Pummel hatte den Mast herausgezogen und kletterte aufs Brett. „War ja zu schade bei dem Superwind.“
    Verdutzt standen die Mädchen am Ufer.
    „Wann hören wir von euch?“ rief Martina den Davonflitzenden nach. Mit der Antwort konnten sie nichts anfangen.

    „Nach der nächsten Hohlraumversiegelung!“

Ein blasser Vogel

    Jeweils gegen Ende der beiden Hauptmahlzeiten läutete der Rex mit dem silbernen Glöckchen. Von da an herrschte Schweigen im Eßsaal . Während die Ritter still auf ihren Plätzen saßen, erhob sich Schulkapitän Ottokar, trat ans Schwarze Brett, läutete mit der Kuhglocke, die dort hing und sagte an: Wichtiges, Nützliches, Verlorenes, Programmänderungen und Veranstaltungen. Die spannendste Ansage war kurz und hatte immer denselben Wortlaut.
    „Gleich nach Tisch ist Schulversammlung im Wohnzimmer!“
    Ohne viel zu reden, was denn geschehen sein könnte, begaben sich Ritter und Lehrer dorthin, stellten sich im Halbkreis um den Kachelofen und warteten schweigend auf den Rex. Pummel und Eugen stellten sich diesmal in die erste Reihe. Irgendwie hatten sie das Gefühl,

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