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Die Glücksritter von Schreckenstein

Die Glücksritter von Schreckenstein

Titel: Die Glücksritter von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Stoppuhr drücken, da erschien eine Gestalt auf dem Steg und rief: „Ich stoppe euch! Gebt Blinkzeichen, wenn ihr drüben seid.“
    Andi? wunderten sich die beiden und vernahmen, wie er ihren Rekordversuch spitzgekriegt hatte. „Ich wollt’s auch noch mal probieren bei dem sensationellen Wind. Aber ihr wart schneller!“
    „Noch hast du den Rekord!“ antwortete Eugen. Wir geben Zeichen, okay? Kannst du überhaupt das Morsealphabet?“
    „Klar! Zur Zeit blinke ich besser, als ich schreibe.“ Auch Andi hatte seine Taschenlampe dabei und blinkte zum Beweis Gute fahrt. Dann setzte er sich ans Bootshaus und schaute gespannt hinaus. Gleich würden die beiden hinter dem Großen Schilf hervorstechen, wo der Wind sie voll erfaßte . Auf die Sekunde genau lehnten sie sich zurück, meisterten die Lage, ohne baden zu gehen, und zogen mit mächtiger Fahrt, als hätten sie zurückgeschaltet, davon.
    Vom Wind angeschoben, kroch die Nachtkühle Andi auf den Leib, daß er den Hügel hinaufging, um sich in der Burg eine Decke zu holen. Er wußte ja, wieviel Zeit er ungefähr hatte. Als er dick vermummt, den Fuß wieder auf den Steg setzte, flammte drüben am Rosenfelser Hafen ein Lichtzeichen auf. Sofort drückte er auf die Stoppuhr und sah nach.
    Donnerwetter! Über eine Minute unter seiner Rekordzeit! Für die halbe Strecke. Die Rückfahrt stand ja noch aus.
    „Ultra!“ blinkte er hinüber. „Gebt Zeichen, wenn ihr wieder startet!“
    „Saukalt“, blinkten die beiden zurück. „Geh schlafen! Wir nehmen erst auf Rosenfels ein heißes Bad.“
    „Die haben Nerven!“ sagte Andi halblaut vor sich hin und blinkte zurück: „Okay. Aber nehmt nicht das Handtuch von der Horn!“
    Die vogelköpfige Leiterin war der Traumgegner schlechthin und regte wie niemand sonst, die Ritter zu albernen Scherzen an. Ja selbst zu Analysen! DIE HUMORLOSIGKEIT VON DER HORN IST DER GRÖSSTE ANSPORN FÜR UNSERE STREICHE! hatte Mücke, seines Zeichens Chefredakteur der Schulzeitung, in der letzten Ausgabe geschrieben. Das traf in jedem Fall zu. Auch in diesem.
    Dabei wollten Pummel und Eugen eigentlich gar keinen Streich machen. Sie wollten sich nur aufwärmen, klamm, wie sie sich fühlten nach der Überfahrt. Doch daß sie sich dafür nicht den Mädchenduschraum, sondern das von Fräulein Doktor Horn benutzte „Lehrerbad“ im zweiten Obergeschoß des Schlosses aussuchten und sich, weil sie ja keinen Streich machen wollten, keinerlei Mühe gaben, leise dorthin zu kommen — , eben das machte den Nicht — Streich zum Streich.
    Wie richtig war es gewesen, die Dietriche mitzunehmen! Leider steckte am Tor der Schlüssel von innen, und der Bart ließ sich mit noch so großer Geschicklichkeit nicht nach unten drehen, um ihn hinauszustoßen. Eugen holte eine Leiter, die horizontal am Wirtschaftsgebäude lehnte; über ein Klassenzimmer stiegen sie ein. In den Korridoren brannte die nächtliche Sparbeleuchtung, es war still, nur das Wasser blubberte aus ihren Schuhen. Die obere Treppe knarzte nicht so laut, wie die gefürchtete untere, doch auch das wäre ihnen gleichgültig gewesen. Nur möglichst schnell ins warme Wasser!
    Vorbei an den Zimmern von Sonja und Fräulein Doktor Horn erreichten sie unbemerkt das Lehrerbad, zwei fixe Griffe, die Tür sprang auf. Einem Mastschwein nicht unähnlich stand da auf zierlichen gußeisernen Füßen eine bauchige altmodische Badewanne. Eugen steckte den Stöpsel in den Abfluß , Pummel mischte die Wassertemperatur und schob den Türriegel vor. Mit klammen Fingern streiften sie die Gummiklamotten ab, fanden auf einem kleinen Tisch eine angenehm duftende Seife. „Die gehört sicher Sonja!“ mutmaßte Eugen. Jeder an einem Ende, senkten sie sich langsam in die Wanne. Der Temperaturwechsel war wortwörtlich atemberaubend. Es dauerte endlose Sekunden, bis sie wieder sprechen konnten.
    Pummel drehte die Hähne zu. „Ich komme mir vor, wie ein Reiskorn, das im heißen Wasser zu seiner wahren Größe aufquillt.“
    Eugen grinste. „Wenn ich mir deinen Quellkopf anschaue, kannst du eigentlich nur noch platzen.“ Er holte sich die Seife, streckte ein Bein in die Höhe und bearbeitete damit seine Wade.
    Pummel sah ihm zu. Seine Nase zuckte. „Mama, du riechst wie ein spätes Maiglöckchen. Was soll der Quatsch? Drüben müssen wir sowieso als erstes unter die heiße Dusche.“
    „Und nach dem Dauer lauf unter die kalte!“ Eugen lachte leicht irre und schüttelte den Kopf. Mit Dauerlauf und kalter Dusche begann auf

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