Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5
man ja nicht anders handeln, als man nun einmal handelt. Warum schrieben sie also so viel über Übeltäter und verdammten sie, wenn der Übeltäter doch gar keine Schuld trägt? Können Mörder zur Verantwortung gezogen werden, tragen die Reichen Schuld, daß sie die Armen ausbeuten, können die Armen dafür, daß sie sich ausbeuten lassen, kann der Kinderschänder für seine Brutalität zur Verantwor tung gezogen werden; der Puritaner für seine Intoleranz und kurzsichtige, rigide Moral; der Freidenker für seine sexuellen Exzesse; der Richter für seine Korruption; das Ku-Klux-Klan-Mitglied für seine Rassenvorurteile; der Liberale für seine Blindheit gegenüber den öffentlich erklärten Zielen und offensichtlich blutigen Methoden der Kommunisten; die Faschisten und Kapitalisten dafür, üble Methoden anzuwenden, um angeblich gute Ziele zu erreichen; den Konservativen für seine Verachtung für das breite Volk und seine Entschuldigungen, es auszubeuten? Konnten Iwan der Schreckliche, Gilles de Rais, Stalin, Hitler, Tschiang Kai-schek, Mao Tse-tung, Menachem Begin, Yassir Arafat, Dschingis Khan, Simon Bolivar und der IRA-Terrorist, der eine Bombe in einen Briefkasten legt, die dann Kleinkindern die Beine abreißt - kann einem dieser Männer die Schuld zugesprochen werden? Nicht, wenn man Clemens’ und Vonneguts grundlegende Philosophie akzeptiert. Der Mörder, Kinderschänder, Vergewaltiger und Rassist ist nicht mehr für seine Taten zu verdammen, als der, der Gutes tut, zu loben ist. Alle verhalten sich deswegen so und nicht anders, wegen ihrer Gene oder ihrer chemischen oder psychosozialen Konditionierung. Warum machen sie sich also die Mühe, über üble Taten zu schreiben, wenn sie selbst den Übeltätern keine Schuld zusprechen wollen?
Sie taten es, ihrer Philosophie zufolge, weil sie dazu bestimmt waren. Also haben sie keinen moralischen Orden verdient.«
Burton hatte geduldig auf die Ergebnisse gewartet. »Diese beiden behaupten also«, sagte er nun, »daß wir nur Billardkugeln sind, die darauf warten, von anderen Kugeln getroffen und so in das Loch geschickt werden, das für sie vorbestimmt ist?«
»Ja.«
»Ich bin mit dieser Philosophie gut vertraut. Wie du weißt, habe ich ein Gedicht über sie geschrieben. Doch selbst die, die nicht an den freien Willen glauben, handeln stets so, als hätten sie einen. Dies scheint in der Natur des Tiers zu liegen. Vielleicht haben unsere Gene es so bestimmt. Aber würdest du jetzt bitte zur Sache kommen?«
»Das ist nicht so einfach«, sagte Frigate. »Zuerst einmal haben die Studien der Ethiker bewiesen, daß das geistige Potential zwischen den Rassen gleich ist. Alle haben die gleichen Anteile an Genies, hochintelligenten, intelligenten und minder intelligenten Menschen und Dummköpfen. 1983, als ich starb, gab es noch zahlreiche Kontroversen deswegen. Intelligenztests schienen zu beweisen, daß die durchschnittliche Intelligenz bei Negern ein paar Punkte unter der der Weißen liegt. Die gleichen Tests deuteten auch an, daß der mongolische IQ ein paar Punkte über dem der Weißen lag. Ziemlich viele Kritiker führten an, daß diese Tests nicht genau waren und soziale Konditionierungen, wirtschaftliche Gegebenheiten, Vorurteile gegen Rassen und so weiter enthielten. Diese Einwände waren richtig. Die Tests der Ethiker haben bewiesen, daß alle Rassen ein gleiches geistige Potential haben.
Dies verstößt gegen das Ergebnis deiner Beobachtungen auf der Erde, Dick. Du hast behauptet, Neger seien nicht so intelligent wie Weiße. Oh, du hast eingestanden, daß der amerikanische Neger vielleicht >zivilisierter< und intelligenter ist als der afrikanische je werden könnte. Aber die Implikation war, falls deine Erkenntnis überhaupt zutreffen sollte, daß der Yankee-Nigger eine Menge weißes Blut in sich hatte, das heißt, weiße Gene aus der Rassenvermischung.«
»Auf der Erde sagte ich vieles, von dem ich nun eingestehe, daß es falsch war«, meinte Burton hitzig. »Nach siebenundsechzig Jahren intimen, wenn auch oft erzwungenen Umgangs mit jeder Rasse und Nationalität und jedem Stamm, den man sich nur vorstellen kann, habe ich meine Meinung in vielen Dingen geändert. Ich bin durchaus bereit, einen Bimbo Bruder zu nennen.«
»Ich würde nicht einmal den Begriff >Bimbo< verwenden. Er deutet auf eine latent negative Denkweise hin.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ja. Ich erinnere mich an eine Zeile aus deinem Gedicht >Steingespräch<, in
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