Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5
Charakter zu wissen glaubte.
Turpin hob abwehrend die Hände.
»Wie könnte ich das?«
»Es muß doch Möglichkeiten geben. Der Computer …«
»Ich bin doch kein Massenmörder! Ich war vielleicht in meiner Zeit ein ganz schön harter Bursche, aber ich werde doch nicht um des lieben Friedens willen all diese Leute niedermetzeln. Außerdem habe ich etwas zu tun, wenn ich sie unter Kontrolle halten muß.«
Er grinste. »Zeit, sie von der Straße und ins Rosebud zu holen«, sagte er. »Wir wollen hier ‘ne Party schmeißen, und es ist nicht einfach, sie geordnet herzuführen.«
Er trat an die Wand hinter dem Schreibtisch und sagte ein paar Worte. Ein leuchtender, runder Punkt erschien. Dann murmelte er ein Kodewort.
Turpin drehte sich um und grinste noch breiter. »Mann, ich hab die Macht! Ich bin Merlin der Magier und der Zauberer von Oz in einer Person, das geht mir runter wie Sahne.
Ich bin der Große Gott Turpinus, der schwarze Zeus, der mächtige Donnergott Thor, der Alte Regenmacher, der Große Schlangenölverkäufer, Mr. Bones der Puppenspieler.«
Innerhalb von drei Minuten hatten Wolken die Sonne verdeckt, Wolken, die immer dichter und schwärzer wurden. Ein scharfer Wind pfiff durch die Gitterstäbe der offenen Fenster und hob Togen, Kilte und Röcke.
»Sie werden schneller im Haus sein, als du blinzeln kannst«, sagte er. »Sie werden zwar schimpfen, weil sie naß geworden sind, aber das macht nichts.«
»Da draußen sind auch nichtsahnende Leute«, sagte Alice. »Was wird mit denen?«
»Sie müssen sich eben sputen. Außerdem wird es ihnen gut tun. Einige von ihnen können ein Bad gebrauchen. Und es wird sich schon keiner eine Lungenentzündung holen.«
Er gab ihnen ein paar Anweisungen, wie sie Ärger ausweichen konnten, sollten Betrunkene ihnen das Leben schwer machen. »Das dürfte eigentlich nicht passieren. Ich hab ihnen Befehl gegeben, euch nett zu behandeln, auch wenn ihr Weiße seid.«
»Was ist mit uns?« fragte Li Po. »Wir sind nicht weiß.«
»Für sie seid ihr’s. Jeder, der nich schwarz is, is weiß. Eine feine, aber leicht schwierige semantische Unterscheidung.«
Die letzte Bemerkung amüsierte und erzürnte Burton zugleich. Turpin wechselte willentlich zwischen der Sprache eines Bildungsbürgers und dem GettoSlang hin und her, als wolle er seine Zuhörer auf die Palme bringen. Oder vielleicht den Clown spielen. Oder vielleicht beides. Irgendwo in ihm existierte eine Selbstverachtung, die das von den Weißen beherrschte System seiner Zeit erzeugt hatte. Er mochte sich ihr nicht bewußt sein, aber sie war da. Laut Frigate hatten die amerikanischen Neger des späten 20. Jahrhunderts dieses Gefühl überwunden - oder zu überwinden versucht - und behauptet, stolz auf ihre schwarze Haut zu sein. Aber Turpin spielte noch immer ein Spiel, das eigentlich überflüssig war.
Nur hatte jedoch gesagt, man solle nicht stolz auf seine Hautfarbe sein. Man solle nur stolz auf seine Güte sein - und dieser Stolz solle auf etwaige Stolperdrähte achten.
»Yeah«, hatte Turpin erwidert, »aber man muß gewisse Stadien durchschreiten, um dorthin zu gelangen, und eins davon ist, stolz darauf zu sein, daß man schwarz ist.«
»Ein sehr guter Einwand«, hatte Nur gesagt. »Man sollte jedoch nicht in einem solchen Stadium stecken bleiben. Arbeite dich zum nächsten voran.«
Sie gingen hinab ins Vestibül, wie Turpin es nannte. Schon lange, bevor sie es erreichten, hatte sie die laute Musik, das Geschwätz, das schrille Gelächter und der Wirbelsturm aus Alkohol, Drogen und Tabak sie eingenebelt. Hier hielten sich alle auf, einschließlich der ohnmächtig Gewordenen, die die Androiden hereingetragen und ordentlich vor eine Wand gelegt hatten.
»Hinein ins Vergnügen, Leute!« rief Turpin und deutete mit der Hand auf die Menge. Er war nicht der Meinung, seine Gäste vorstellen zu müssen; er hatte ihre Gesichter und Namen auf den Computerschirmen gezeigt. Seine Gäste zögerten jedoch. Es war nicht leicht, einfach zu den Leuten zu gehen und mit ih nen zu reden. Die Dowisten waren nicht gut gelitten, rümpften angesichts des Spektakels eh die Nase und bereuten es offensichtlich, überhaupt gekommen zu sein. Als Turpin dies auffiel, deutete er auf eine kleine Gruppe, die am anderen Ende der Bar gestanden hatte. Diese bahnte sich gerade den Weg durch die Menschenmenge und begann ein Gespräch mit den Gästen. Turpin hatte diese Leute ausgesucht, um das Eis
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