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Lovecraft, H. P.

Lovecraft, H. P.

Titel: Lovecraft, H. P. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stadt ohne Namen
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Inhalt
    Stadt ohne Namen
    Dagon
    Der Hund
    Das Fest
    Das merkwürdig hochgelegene Haus im Nebel
    Grauen in Red Hook
    Das Bild im Haus
    Herbert West − der Wiedererwecker
    Der Tempel
    Er
    Die lauernde Furcht
    Arthur Jermyn
    Nyarlathotep
    Das gemiedene Haus
    Stadt ohne Namen
    Als ich mich der Stadt ohne Namen näherte, wußte ich sofort, daß sie verflucht sei. Ich reiste bei Mondschein durch ein ausgedörrtes und fürchterliches Tal und sah sie von ferne unheimlich aus dem Sand emporragen, so wie Teile eines Leichnams aus einem eilig ausgehobenen Grab emporragen mögen. Furcht sprach aus den zeitbenagten Steinen dieses altersgrauen Überbleibsels der Sintflut, dieser Urahne der ältesten Pyramide, und eine unsichtbare Ausstrahlung stieß mich ab und befahl mir, mich von den antiken und düsteren Geheimnissen zurückzuziehen, die kein Mensch zu Gesicht bekommen soll und die noch niemand zu sehen gewagt hatte.
    Tief im Inneren der Arabischen Wüste liegt die Stadt ohne Namen, verfallen und stumm, ihre niederen Mauern vom Sand ungezählter Zeitalter fast verborgen. Es muß schon genauso gewesen sein, bevor Memphis gegründet wurde und als Babylons Ziegel noch nicht gebrannt waren. Es gibt keine noch so alte Sage, um ihr einen Namen zu geben oder daran zu erinnern, daß sie je mit Leben erfüllt war; aber es wird am Lagerfeuer im Flüsterton darüber gesprochen, und alte Frauen murmeln davon in den Zelten der Scheichs, so daß alle Stämme sie meiden, ohne genau zu wissen, warum. Es war dieser Ort, von dem der verrückte Dichter Abdul Alhazred in der Nacht träumte, bevor er sein unerklärbares Lied sang:
    »Das ist nicht tot, was ewig liegt, Bis daß die Zeit den Tod besiegt.«
    Ich hätte erkennen müssen, daß die Araber guten Grund hatten, die Stadt ohne Namen zu meiden, dennoch bot ich ihnen Trotz und zog mit meinem Kamel in die unbetretene Ode hinaus. Ich allein habe sie gesehen, weshalb kein anderes Gesicht einen derartigen Ausdruck des Schreckens trägt wie das meine; warum kein anderer so gräßlich zittert, wenn der Nachtwind an den Fenstern rüttelt.
    Als ich in der fürchterlichen Stille des ewigen Schlafes darauf stieß, sah sie mich fröstelnd im kalten Mondschein inmitten der Wüstenhitze an. Und als ich den Blick erwiderte, vergaß ich den Triumph, sie gefunden zu haben, und hielt mit meinem Kamel an, um die Morgendämmerung abzuwarten.
    Ich wartete stundenlang, bis der Osten sich grau färbte, die Sterne verblaßten, und das Grau verwandelte sich in rosiges Licht mit goldenen Rändern. Ich hörte ein Stöhnen und sah einen Sandsturm sich zwischen den uralten Steinen bewegen, obwohl der Himmel klar und der weite Wüstenraum ruhig war. Dann erschien plötzlich über dem entfernten Wüstensaum der leuchtende Rand der Sonne, den ich durch den winzigen, vorüberwehenden Sandsturm erblickte, und in meinem fiebrig erregten Zustand bildete ich mir ein, irgendwo aus der entfernten Tiefe den Lärm metallener Musikinstrumente zu vernehmen, um die aufgehende Feuerscheibe zu grüßen, wie Memnon sie von den Ufern des Nils begrüßt. Meine Ohren klangen und meine Phantasie war im Aufruhr, als ich mein Kamel langsam zu der stummen Stätte führte, jener Stätte, die ich als einziger der Lebenden gesehen habe.
    Ich wanderte zwischen den formlosen Fundamenten der Häuser und Plätze ein und aus, fand aber nirgends ein Bildwerk oder eine Inschrift, die von diesen Menschen kündete, so es Menschen waren, die diese Stadt erbauten und vor so langer Zeit bewohnten. Die Altertümlichkeit des Ortes war unerträglich und ich sehnte mich danach, irgendein Zeichen oder eine Vorrichtung aufzufinden, um zu beweisen, daß die Stadt wirklich von menschlichen Wesen errichtet wurde.
    Es gab in den Ruinen gewisse Proportionen und Dimensionen, die mir nicht behagten.
    Ich hatte viel Werkzeug dabei und grub viel innerhalb der Mauern der verschwundenen Gebäude, aber ich kam nur langsam vorwärts, und nichts von Bedeutung kam ans Licht. Als die Nacht und der Mond wiederkehrten, fühlte ich einen kühlen Wind, der neue Furcht mit sich brachte, so daß ich mich nicht traute, in der Stadt zu verweilen. Als ich die altertümlichen Mauern verließ, um mich zur Ruhe zu begeben, entstand hinter mir ein kleiner, seufzender Sandsturm, der über die grauen Steine wehte, obwohl der Mond leuchtend schien und die Wüste größtenteils ganz still war.
    Ich erwachte im Morgengrauen aus einer Folge schrecklicher Träume, und meine Ohren sangen, wie von

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