Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung, und in diesem Leben ist es nicht immer leicht, große Notwendigkeiten zu erkennen.
Vielleicht meinst du, du hast schon genug damit zu tun, dich über Wasser zu halten, oder du hast einfach keine Zeit. Wenn du Rücken – oder Magenschmerzen oder Beziehungsprobleme hast, nehmen diese Sorgen leicht deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Du denkst, ich habe jetzt keine Zeit für die Seligkeit, ich muß bis spätestens morgen mittag diesen Bericht abgeben! Und so wird die Wahrheit, die dich befreien könnte, unter Stapeln von Papier im Eingangskorb begraben. Du suchst nach sofortigen Lösungen für die kleinen Probleme deines Lebens. Du ertrinkst in einer Flut von Nebensächlichkeiten und suchst an allem Halt, was schwimmt, obwohl du deinen Aufenthalt im Wasser eigentlich genießen könntest – wenn du deine Aufmerksamkeit nur ein kleines bißchen verlagern würdest.
Du stehst jetzt in diesem Augenblick – in jedem Augenblick deines Lebens – mitten in einem großen Kampf! Die Schatten der Angst und der Unsicherheit wollen dich in Schlaf lullen. Sie raten dir, dich in einen Kokon einzuspinnen. Die Versuchung ist groß, einfach den Kopf in den Sand zu stecken, damit du deine Ruhe hast. Bequemlichkeit und Annehmlichkeiten, Träume und Illusionen sind die Ruhekissen des Ichs – falsche Hoffnungen und Märchen.
Warum erzähle ich dir das alles? Um dir klarzumachen, daß du gar nicht richtig lebst! Jedenfalls noch nicht. Jetzt ist es Zeit, aufzuwachen. Viele Menschen warten auf das Zeitalter des Wassermanns;
ich warte auf nichts. Die große Zeit, die Zeit des Kampfes, ist jetzt.
ist schon gekommen. Es wird jetzt in diesem Augenblick in unserem Inneren ausgefochten. Es ist der Kampf mit den Mächten der Angst, des Selbstzweifels, der Teilnahmslosigkeit, Ignoranz und Unsicherheit in uns.
Laß dich nicht überrumpeln. Jetzt ist die Zeit des größten Wachstums, der größten Chancen und auch der größten Arbeit. Jetzt, in diesem Leben. Der entscheidende Zeitpunkt ist jetzt. Jetzt .
Und deshalb frage ich dich: Wo bleibt dein Engagement? Nun, da du all dies weißt – was wirst du tun? Prüfe deine Möglichkeiten; schau über die Grenzen hinaus, die nur in deiner Einbildung existieren; erkenne deine Angewohnheiten, deine Süchte und deine Ängste. Entschließe dich, über sie hinauszuwachsen, und dann handle. Mache die Verpflichtung, über dich hinauszuwachsen, zum Mittelpunkt deines Lebens. Werde dir darüber klar, daß das tägliche Leben mehr ist, als es den Anschein hat. Mache dir dieses Leben zunutze. Finde den Mut und die Liebe, dich auf ein erleuchtetes Leben einzustimmen und es zu führen – nicht, weil du dadurch , sondern weil du den Weg begriffen hast.
Ich und andere wie ich können eine Brücke zwischen dir und dem Herzen des Universums sein, so lange, bis du keine Brükken mehr brauchst – bis dir klar wird, daß du selbst das Universum und das Herz bist. »
Socrates beendete seinen Vortrag ebenso abrupt, wie er ihn begonnen hatte. Ein leichter Regen begann auf das Dach seines Büros niederzuprasseln. Ich schüttelte meine rechte Hand, die vom schnellen Mitschreiben weh tat, und faltete die Papiere zusammen. Ich wußte, daß Socrates mir etwas Wichtiges mitgeteilt hatte, aber bis zu diesem Augenblick hatte ich keine Ahnung, wie ich es an meine Mitmenschen weitergeben sollte.
Ich habe bei meinen Abenteuern festgestellt, daß mehr hinter der Welt steckt, als man auf den ersten Blick sieht. Unser Leben ist ein Geheimnis. Also gehe sanft und nachsichtig mit dir um. Sei so glücklich, wie du kannst. Denke weniger nach, und fühle mehr. Wir haben nur diesen Augenblick.
ANHANG
Der Beginn: Eine Woche im Leben eines friedvollen Kriegers
Übungen für Körper, Seele und Geist
Das Universum ist mein Weg.
Die Liebe ist mein Gesetz.
Der Friede ist mein Obdach.
Die Erfahrung ist meine Schule.
Aus Hindernissen lerne ich.
Schwierigkeiten spornen mich an.
Der Schmerz ist meine Warnung.
Die Arbeit ist mein Segen.
Meine Haltung ist inneres Gleichgewicht.
Mein Schicksal ist Vollkommenheit.
Guillermo Tolentino
Eines Abends, kurz nachdem ich Socrates kennengelernt hatte, ging ich zur Tankstelle. Er zapfte gerade Benzin in den Tank eines Autos. Als er mich sah, nickte er mir zu, warf mir einen Gummischrubber zu und deutete auf die Windschutzscheibe. Aber ich war mehr daran interessiert, ihm Fragen zu stellen, als