Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
meinen Rucksack wieder. Es war alles unangetastet, auch die Seminararbeit.
Sehr erleichtert und glücklich, meinen Rucksack wiederzuhaben, fragte ich ihn: «Was sollte denn das?»
«Ich nehme dir deinen Rucksack weg, und du regst dich auf. Ich gebe ihn dir wieder, und du bist glücklich. Jetzt weißt du, was bedingtes Glück ist», antwortete er.
Dauerhaftes Glück kommt nicht daher, daß wir alles bekommen, was wir wollen, denn das wird nie der Fall sein. Wahres Glück kommt vielmehr daher, daß wir alles wollen, was wir bekommen.
Manchmal habe ich die Chance, das in einem Restaurant zu üben. Ich bestelle Karottensaft, und die Kellnerin bedauert: «Tut mir leid; wir haben keinen Karottensaft mehr. » Dann sage ich meistens: «Wunderbar! Eigentlich wollte ich sowieso lieber Orangensaft trinken.» Schon der geringste innere Widerstand – «Ich wollte aber Karottensaft, und Sie sollten auch welchen haben; schließlich steht er auf der Karte!» – erzeugt Streß, und das lohnt sich nicht.
Wenn wir üben, «alles zu wollen, was wir bekommen», kommt uns das am Anfang vielleicht so vor, als täten wir nur so «als ob». Doch später wird diese Übung für uns ein ganz natürlicher Weg, geistige Flexibilität zu entwickeln.
Haben wir die Fähigkeit erlangt, alles, was wir haben, auch zu wollen (das heißt, es zu akzeptieren und zu genießen), dann kann uns alles glücklich machen. Doch alles zu wollen, was wir bekommen, ist leichter gesagt als getan. Es erfordert einen großen Erkenntnissprung, diesen Grundsatz zu befolgen, einen Sprung über all unsere Anhaftungen, über die gewohnten Denkweisen unseres Bewußten Selbst und die gewohnten Reaktionsweisen unseres Basis-Selbst hinaus. Wir können diesen Sprung jederzeit schaffen. Wir müssen dazu nur unsere Perspektive verändern. Eigentlich ist es ganz einfach. Wir brauchen nur zwei Regeln zu beherzigen:
Rege dich nicht über Kleinigkeiten auf.
Alles sind Kleinigkeiten.
Es erfordert natürlich Zeit und Übung, bis wir alles akzeptieren und zu schätzen wissen, was uns begegnet. Besonders schwierig ist es bei persönlichen Verlusten wie einer Trennung, einem Todesfall, einem Unfall oder bei Krankheit und Schmerz. Wie können wir so etwas wollen? Ich gebrauche das Wort wollen hier nicht im Sinn von «sich wünschen». Ich meine damit vielmehr, daß wir alles, was geschieht, aktiv als Teil unseres Wachstumsund Lernprozesses akzeptieren sollen.
Natürlich wünschen wir uns keine Schwierigkeiten und keinen Schmerz, aber wenn wir doch einmal so etwas erleben, dann können wir uns bemühen, daran zu denken, daß unser Bewußtes Selbst niemals wissen wird, was unserem höchsten Wohl oder dem Wohl des Ganzen dient. Wir können soweit kommen, einfach darauf zu vertrauen, was das Leben uns zu bieten hat, und daran zu glauben, daß alles, was geschieht, seinen Sinn hat und weise und vollkommen ist. Durch diese Sichtweise verwandelt sich unser Schmerz zwar nicht in Vergnügen, aber wir sind dann doch gelassener und manchmal vielleicht sogar dankbar.
In unserer bedingten Welt wird Glücklichsein immer eine Herausforderung bleiben. Wir werden immer wieder Gewinne und Verluste, Höhen und Tiefen erleben. Manchmal scheinen Humor, Paradoxes und Veränderung das einzige zu sein, worauf wir uns verlassen können. Doch wenn sich unsere Fähigkeit, der Welt furchtlos ins Auge zu sehen, verbessert, dann geht es uns eines Tages so wie dem Pianisten Arthur Rubinstein, der einmal gesagt hat: «Selbst wenn ich krank und deprimiert bin, liebe ich das Leben.»
Die größeren Zusammenhänge
Solange wir das Leben nur durch unsere eigenen zwei Augen betrachten, scheint es eine ernste Angelegenheit zu sein. Für den, der in dem Gefühl gefangen ist, ein isoliertes Ich zu sein, ohne Verbindung zu den großen Zusammenhängen des Lebens, bedeutet es einen Verlust, wenn jemand anders etwas gewinnt. Wie können wir über diese begrenzte Sichtweise hinauswachsen und unsere Perspektive so erweitern, daß sie das ganze Leben umfaßt?
Wachse über dich selbst hinaus
Hole ein paarmal langsam und tief Luft, und lasse die Luft in deinen Bauch hineinströmen; entspanne deinen Körper, und achte darauf, daß du es bequem hast.
Stelle dir vor, wie dein Bewußtsein emporsteigt und aus deinem Körper hinausschwebt. Sieh dich von oben. Dann stelle dir vor, dreißig Meter hoch in der Luft zu schweben und nicht mehr an deine individuellen Sorgen oder Wünsche gebunden zu sein.
Du steigst jetzt immer schneller
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