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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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denn die ganze Zeit hätte ich von ihm erwartet, daß er erraten müsse, wie er mich zufriedenstellen könnte. Und er habe angenommen, daß er mich zufriedenstelle, daß mir mein Leben gefalle. Jetzt beschuldigte ich ihn plötzlich, mir nicht zu geben, was ich brauche .«
    »Damit scheint er ja irgendwie recht zu haben ?«
    »Klar. Und er sagte, jetzt werde er als der >Inkommunikative< hingestellt, aber er habe sich doch nach mir gerichtet. Und das stimmt, darauf hatten wir uns geeinigt. Ich wußte das. Ich wußte, es war nicht, verstehen Sie, sein Fehler. Ich wußte nicht einmal, was >es< war, das sein Fehler sein könnte. Er war in all diesen Jahren ein Ehemann gewesen, ich war eine Ehefrau gewesen, und meine Botschaft an ihn hatte gelautet, >so soll es sein<, und er hatte mir geglaubt .«
    »Nur innerlich sind Sie gestorben .«
    »Nur innerlich bin ich gestorben. Und... er auch. Wie hätte es anders sein können? Wir zogen die ganze Zeit diese lächerliche Schau ab, lächerlich in dem Sinn, daß es nicht echt war, weder ich noch er, und ein >Wir<, das nur einen winzig kleinen Teil von uns beiden umfaßte. Von diesem >Wir< lebten wir, emotional gesehen .«
    »Wünschen Sie manchmal, Jonathan nie kennengelernt zu haben ?«
    »Keineswegs. Jonathan war das Beste in meinem Leben. Ich war diesem Mann näher als sonst irgend jemand . Mein Leben hat sich durch ihn verändert. Alle meine Ideen haben sich verändert, besonders über mich selbst; und mein ganzes Verständnis über das >Wir<, das entstehen kann, wenn man wirklich mit ganzem Herzen dabei ist. Ich habe ein völlig anderes Selbstgefühl jetzt — nichts, was ich früher über mich gedacht habe, stimmt. Überhaupt nichts. Zum Beispiel versuche ich zu erreichen, daß meine Ehe für mich funktioniert, für diese neue Person, und ich tue alles dafür. Ich würde Jonathan jetzt nicht sehen wollen und auch sonst niemanden. Ich bin jetzt in dieser Ehe .«
    »Ist es besser ?«
    »Hmmm. Nun ja, besser ist vielleicht nicht das richtige Wort, nachdem Russell und ich im Moment nichts anderes tun als zu streiten, herumzutoben und uns alte, dumme Verstimmungen an den Kopf zu werfen. Wir reden und schreien und werden erschöpft und fangen wieder von vorn an. >Aber ich dachte, du dachtest...< und >ja, sicher, aber ich dachte, du wolltest...<, und ich bin böse auf ihn, und er ist böse auf mich. Er sagt, ich wußte nicht, daß du diese Art von Mensch bist, und ich antworte, ich wußte nicht, daß du jene Art von Mensch bist. Ist das nun besser? Nun ja, im Grunde schon. Denn wir haben beide das Gefühl, um unser Leben zu kämpfen. Um diese Lebendigkeit zwischen uns zu haben, die nicht unbedingt >Vergnügen< im Sinn des Wortes ist, den es für andere Leute haben mag, aber, o ja, es ist besser .«
    »Und Sex?«
    »Nun, manchmal ist es fürchterlich und manchmal gut, verstehen Sie, wie Sex eben ist.

    Aber ich bin wirklich wieder zu Russell zurückgekehrt; ich meine, ich empfinde ihn gefühlsmäßig als meinen eigentlichen Partner, meinen richtigen, lebendigen Gefährten. Meine Ehe bedeutet jetzt mehr für mich, seit ich quasi ausgestiegen war. Mehr und weniger. Ich stelle jetzt mich selbst über meine Ehe. Ich meine, das ist nicht mehr die alte June, die sich nie hätte vorstellen können, ihre Ehe zu verlassen. Ich kann es mir jetzt vorstellen. Ich habe keine Angst mehr davor, daß er sagt: >Was willst du eigentlich ?< Wahrscheinlicher aber ist, daß er sagt: >Ich sage dir, was ich will.< Mit all dem kann ich umgehen. Und wenn ich weggehen müßte, würde ich es tun. Es wäre nicht wegen eines anderen Mannes, ich täte es, wenn ich wieder dieses Routinegefühl hätte, dieses Gefühl der Abgestorbenheit. Jetzt fühle ich mich lebendig und sinnlich und echt, und so bin ich. Wenn ich wieder in die alten Gleise zurückmüßte, würde ich weggehen, glaube ich. Es bliebe mir nichts anderes übrig. Aber auf eine verrückte Weise fühle ich mich jetzt gut, nicht eingefriedet. Dafür zu kämpfen ist sinnvoll. Für uns beide.«

Epilog

    Kehren wir zu meiner ersten Geschichte über Anne und Kurt zurück. Ich habe beschlossen, die alte Geschichte von Grund auf umzumodeln: Ich werde die Heldin beibehalten, die Unvermeidlichkeit ihres Ruins aber in Frage stellen, das Ergreifende ihrer Opferrolle eliminieren und kein Mitleid für sie wecken. Ich werde sie mit Sicherheit nicht am Ende umbringen, noch werde ich sie zu einer Existenz am Rande der Gesellschaft verurteilen. Ich habe das

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