Die heimliche Lust
Romantik-Skript satt, das unsere Heldin zur Liebe verlockt, nur um sie gleich darauf auszulöschen, dieses Drehbuch, das so endlos die alte Geschichte wiederholt, bis wir ihre Gültigkeit nicht mehr in Frage stellen und auch ihre bizarren Konsequenzen nicht mehr untersuchen.
Indem ich diesen Frauen zuhörte, habe ich Platz für eine andere Geschichte über das Leben von Frauen geschaffen, eine Geschichte, die weitergeht und kein Ende hat, auch nicht das verführerische Ende vom ewigen Glück. Je mehr wir hinter dieser Geschichte stehen, die von manchen Frauen bereits gelebt wird, desto mehr wird sie die Kraft haben, weiteren Frauen als Vorbild zu dienen. Sobald ihre Stimme vernommen wird — sagen wir, die meiner Anne, die schließlich den Chor all der Frauenstimmen repräsentiert, die Sie in diesem Buch vernommen haben — , werden auch die Stimmen anderer Frauen, die von ihrer Lust sprechen, weniger schrill in unseren Ohren klingen. Wir werden ihnen zuhören und sie verstehen, und die Geschichte von Anne wird auch für andere Frauen zu einer Möglichkeit werden.
Je mehr wir Anne stärken, desto mehr stärkt sie uns. Sie ist eine sinnliche Frau, eine Frau, in der sich andere Frauen wiedererkennen, und eine Frau, wie Männer sie lieben. Anne kann die neue Anna werden — oder Tess oder Hester — , eine Frau, die zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Sexualität steht. Annes Geschichte könnte die verschiedensten Richtungen einschlagen: sie könnte ihre Beziehung zu Kurt fortsetzen oder sie beenden; sie könnte ein weiteres Verhältnis anfangen oder zu einer monogamen, freudvollen, komplexen Beziehung zu Alex zurückkehren. Sie könnte weitere Kinder bekommen oder auch nicht. Ich kann Ihnen nur versichern, daß es Anne aufgegeben ist, ihre Lebendigkeit zu behalten. Sie wird fähig sein, in einer Beziehung zu leben und gleichzeitig sich selbst treu zu sein, ohne deshalb selbstsüchtig genannt zu werden. Sie wird dadurch ein Vorbild für eine Ehe bieten, in der sich beide Partner entfalten können. Das einzige, was Anne in meiner Geschichte geopfert hat, ist ihr Anspruch auf Tugendhaftigkeit. Sie ist für alle Zeiten aus dem Rennen um den Titel der vorbildlichen Ehefrau ausgeschieden. Aber was für ein Tausch: Als Entschädigung dafür hat sie eine Stimme erhalten — oder zurückerhalten — , um über ihre Lust zu sprechen. Das wird nicht ihr Glück garantieren, und es wird ihr kein vollkommenes Leben oder Ewigkeit versprechen. Aber solange sie an ihrer Sexualität festhält und nicht versucht, erneut Anspruch auf bürgerliche Wohlanständigkeit zu erheben — und solange sie nicht vergißt, wo sie lebt — , wird meine Anne leben.
Danksagungen
Den größten Dank schulde ich den Frauen, deren Stimmen dieses Buch erfüllen und deren Gefühle und Leben sein Herz bilden.
Ich danke den PsychiaterInnen, PsychoanalytikerInnen, PsychologInnen, DokumentaristInnen, SoziologInnen, TherapeutInnen und anderen ExpertInnen, die mich so großzügig an ihrer Zeit, ihrem Wissen und ihren Ansichten teilhaben ließen: Dr. Nancy Arndt; Lynn Atwater, Ph. D.; Dr.Martin Bergmann; Jessie Bernard, Ph. D.; Betty Carter; Dr. Dorothy Dinnerstein; Dr. Marion Dunn; Bernard Färber, Ph. D.; Norval Glenn, Ph. D.; Virginia Goldner, Ph. D.; Frederick G. Humphrey, Ed. D.; Dr. Otto Kernberg; Annette Lawson, Ph. D.; Dr. Harold Lief; Dr. Carol Nadelson; Dr. Maj-Britt Rosenbaum; Maggie Scarf; Pepper Schwartz, Ph. D.; Dr. Judith Sills; Dr. Laura Singer und Dr. Alexandra Symonds.
Für stundenlange Diskussionen, wertvolle Kommentare zum Manuskript und sorgfältig erwogenen Rat danke ich Ginger Barber, Lesley Dormen, Mary Evans, Pat Goldbitz, Jean-Isabel McNutt, Lori Oliwenstein, Kathy Rich, Carol Rinzler, Jacques Sandulescu, Judith Stone, Jennifer Rudolph Walsh und Eileen Winnick.
Ein besonderer Dank geht an Joni Evans, Carol Gilligan und Kitty Ross.
Meine Dankbarkeit gilt last not least Annie Gottlieb, deren unerschöpflicher Geist und deren Beistand mir Kraft gaben.
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