Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Liebe Leserinnen und Leser,
    okay, ich gestehe – Autoren haben ihre Lieblingsbücher. Ich weiß, ich weiß, Bücher sind wie Kinder, und wir geben nur ungern zu, dass wir eines lieber mögen, aber es stimmt. Die Göttinnen-Bücher sind meine Lieblingskinder.
    Wie House of Night , meine Bestseller-Serie für junge Erwachsene, so feiert auch die Göttinnen-Reihe die Unabhängigkeit, Intelligenz und Schönheit der modernen Frauen. Meine Helden haben alle eines gemeinsam: Sie wissen starke Frauen zu schätzen und sind klug genug, sowohl Köpfchen als auch Schönheit zu würdigen. Ist die Mischung von Respekt und Anerkennung nicht ein exzellentes Aphrodisiakum?
    Sich in die Mythologie zu versenken und alte Legenden neu aufzuarbeiten, macht Spaß. Göttin der Liebe ist alles in allem eine erotische Komödie. Vielleicht ist dieser Band der lustigste und sinnlichste der Serie – schließlich ist ja Venus selbst die Hauptperson! In Göttin des Meeres erzähle ich eine moderne Fassung der Geschichte von Undine, der Meerjungfrau – sie tauscht den Platz mit einer Offizierin der U. S. Air Force, die selbst dringend einen Tapetenwechsel braucht. Dann begeben wir uns – in Göttin des Lichts – mit den göttlichen Zwillingen Apollo und Artemis auf eine nette Reise nach Las Vegas. In Göttin des Frühlings wende ich mich dem Mythos von Persephone und Hades zu und schicke eine moderne Frau in die Hölle. Wer hätte gedacht, dass die Hölle und ihr grüblerischer Gott auch so wunderbare, verführerische Aspekte haben könnten?
    Göttin der Rosen ist eine Version meines Lieblingsmärchens Die Schöne und das Biest. Darin habe ich eine magische Welt erschaffen, aus der die – guten und bösen – Träume stammen, und ein atemberaubendes Tier ins Leben gerufen.
    Aber auch der Trojanische Krieg interessiert mich schon seit langem, und ich finde, dass Achilles ein Held ist, der endlich auch einmal ein Happy End verdient. Darum geht es in Göttin des Sieges – ich bin gespannt, wie es euch gefällt.
    Ich hoffe, ihr habt Spaß in meinen Welten, und ich wünsche euch, dass ihr euren eigenen Funken Göttinnen-Magie entdeckt!

    P. C. Cast

Prolog
    Es war einmal vor langer Zeit, als Götter und Göttinnen noch auf der Erde wandelten, da wurde Hekate, die Große Göttin der Nacht, zur Herrscherin über die Wege der Menschen ernannt. Die dunkle Göttin nahm ihre Aufgabe sehr ernst, denn sie wachte nicht nur über die weltlichen Pfade, sondern auch über den Scheideweg zwischen Traum und Realität … zwischen dem Irdischen und dem Überirdischen. Ihr Reich war der Ort, an dem Träume entstehen, und die Magie, die aus ihnen hervorgeht. So wurde die Göttin der Nacht zur Göttin der Magie und auch zur Göttin der Bestien und des Schwarzen Mondes.
    Stets auf die Sicherheit ihres Reiches bedacht, berief Hekate ein Biest von einst in ihren Dienst. Der Sohn des Kronos war eine perfekte Verschmelzung von Mann und Biest, und es gab keinen Zweiten wie ihn. Als Belohnung dafür, dass er ihrem Ruf so bereitwillig gefolgt war, verlieh Hekate ihm das Herz und die Seele eines Menschen, so dass seine Gestalt zwar monströs blieb, aber sie ihm reinen Gewissens den Schutz des magischen Scheideweges anvertrauen konnte, den sie das Reich der Rose nannte. Über Jahrhunderte diente er ihr treu, denn er war ebenso ehrenhaft wie stark und ebenso weise wie mächtig …
    … Bis zu jenem folgenschweren Tag im Frühling. Der Wächter kannte seine Pflichten. Unser Biest ließ sich keine Grausamkeiten zuschulden kommen; sein einziger Fehler war, dass er sich in die falsche Frau verliebte. Er zerstörte das Vertrauen seiner Göttin, und in ihrer Wut belegte Hekate ihren Wächter und das Reich der Rose mit einem Fluch. Das Reich würde nie wieder eine Hohepriesterin haben, und der Wächter würde bis in alle Ewigkeit schlafen, es sei denn, er würde von einer Frau geweckt, die das magische Blut der Priesterinnen Hekates in sich trug, die weise genug war, um die Wahrheit zu erkennen, und barmherzig genug, um entsprechend zu handeln.
    Und so stürzte das Reich der Rose ins Verderben, und der Wächter schlief, während die Göttin wartete …

Erster Teil
    1
    »Ich hatte wieder diesen Traum.«
    Nelly richtete sich auf und musterte sie mit einem Gesichtsausdruck, den Mikki gern als »klinisch interessiert« bezeichnete.
    »Willst du mir davon erzählen?«, fragte sie.
    Mikki sah schnell weg. Wollte sie ihrer Freundin davon erzählen? Sie schlug ihre langen Beine