Die Herrin der Kelten
vermeiden könnten, aber sie hatten nie lange daran geglaubt.
Breaca starrte über den Fluss hinweg und dachte über die Möglichkeit nach, vier Legionen zu besiegen, die an einem Ort versammelt waren. Regen verwischte den Himmel über den römischen Linien. Wurfspieße flogen gelegentlich über den Fluss, wenn einer der Verteidiger die Geduld verlor und sich vorwärtsbewegte. Die Sklaven hatten inzwischen acht der schweren Felsblöcke in den Fluss gerollt.
Caradoc saß auf und gab seinen Kurieren ein Zeichen. Zu Breaca und den wartenden Kriegern von Mona sagte er: »Wir müssen sie noch bis zum Einbruch der Dunkelheit hier festhalten. Wenn wir bei Tageslicht aufbrechen, werden sie uns sofort sehen und uns zu dicht auf den Fersen folgen. Die Felsbrocken werden sie nämlich nicht allzu lange aufhalten. Wir müssen uns also etwas anderes einfallen lassen.«
Die Lösung lag auf der Hand, wenn man das Problem erst einmal erkannt hatte. Es war keine Lösung, die ihnen zur Ehre gereicht hätte, aber von einem ehrenvollen Kampf konnte ohnehin keine Rede mehr sein, seit Chanos gestorben war. Breaca hob einen Arm, und in graue Umhänge gehüllte Gestalten begannen sich zwischen den Bäumen hindurch auf sie zuzubewegen. »Wir haben ein Dutzend Steinschleuderschützen«, erklärte sie. »Sie können mit Hilfe von Schilden geschützt werden, so wie die Männer drüben auf der anderen Seite. Wenn sie sich auf jene konzentrieren, die keine Rüstung tragen - diejenigen, die die schwere Arbeit machen -, können sie die Römer noch eine Zeit lang behindern. Wenn wir es schaffen, sie bis zum Einbruch der Dunkelheit aufzuhalten, haben wir eine ganze Nacht, um uns zurückzuziehen. Aber sie dürfen unter keinen Umständen merken, dass wir verschwunden sind.«
»Das werden sie auch nicht.« Airmid war da, und sie sprach mit der Autorität eines Menschen, zu dem die Götter gesprochen haben. »Wenn die Kriegerinnen und Krieger von Mona den Fluss sichern können, müssen Caradocs Leute für das Täuschungsmanöver sorgen. Jeder Einzelne sollte mindestens zwei Lagerfeuer anzünden, damit es so aussieht, als ob wir hier blieben. Diejenigen, die das Land am besten kennen, sollten noch bis Mitternacht bleiben und sich betont geschäftig geben, um den Römern den Eindruck zu vermitteln, dass wir uns für die morgige Schlacht rüsten. Der Rest kann zum ins Meer mündenden Fluss reiten und sich in Sicherheit bringen.«
XXVII
An der Furt am Aalfluss täuschten die Lagerfeuer die römischen Invasoren. Der ins Meer mündende Fluss bewahrte seine Geheimnisse vor denjenigen, die folgen würden, und schützte jene, deren Leben davon abhing. Im Schutze der abendlichen Dunkelheit verließen dreitausend Kriegerinnen und Krieger mit ihren Pferden und Hunden den Fluss und folgten der einzigen noch lebenden Führerin diesseits des Stroms, die sie durch ein Sumpfgebiet geleitete, das nur bei Niedrigwasser passierbar war und das jedem Reisenden, der die Route nicht kannte, einen kalten, triefnassen Tod versprach. Erst lange nach Mitternacht erreichten sie die breite Flussebene mit ihren niedrigen Hügeln und dem spärlichen, leicht zu beseitigenden Buschwerk, die Togodubnos als Schlachtfeld ausgewählt hatte. Tausende von Lagerfeuern glimmten schwach in der Dunkelheit. Neben den Feuern schliefen Tausende von Kriegern in ihren Zelten und warteten auf den nächsten Morgen, an dem sie gegen die Eindringlinge kämpfen würden. Die Neuankömmlinge wurden leise begrüßt, verköstigt und dann zu Plätzen geführt, wo sie schlafen konnten; den Anführern und Träumern, die dies wünschten, wurden Hütten zur Verfügung gestellt, die Übrigen kampierten im Freien. Die Römer, die sie an der Furt am Aalfluss zurückgelassen hatten, ahnten noch nichts von ihrem Verlust.
Breaca hatte es vorgezogen, im Freien zu nächtigen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, herrschte bereits rege Geschäftigkeit im Lager, während sich zwanzigtausend Kriegerinnen und Krieger auf die Schlacht vorbereiteten. Das gedämpfte Stimmengewirr hüllte sie ein wie das Summen von Bienen im Sommer. Sie erhob sich von ihrem Lager und machte sich auf die Suche nach Macha, die Hail in ihre Obhut genommen hatte, und fand sie in der nächstgelegenen Träumerhütte, angelockt von dem Geruch von Salbeirauch und Weißdorn. Cygfa, die aus Odras’ Zucht stammende Jagdhündin, lag auf der Türschwelle. Seit Báns Tod war sie Macha nicht mehr von der Seite gewichen. Hail lag neben der Hündin
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