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Die Hexe von Salem

Die Hexe von Salem

Titel: Die Hexe von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gehalten. Einen Bauern, der vor Schrecken erstarrte, wenn er eine blanke Klinge sah, und nicht einmal auf die Idee kommen würde, sich zur Wehr zu setzen. Aber nachdem er einem von ihnen die Zähne in den Hals geschlagen hatte, würden die drei anderen nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen …
    Andrew blieb stehen, sah sich einen Moment gehetzt um und atmete ein paar Mal tief durch. Die kalte Luft schmerzte in seiner Kehle, und auf seiner Zunge breitete sich ein übler Geschmack aus. Sein Herz jagte.
    Die Straße war noch immer leer. Er hatte fast zwanzig Schritte Vorsprung gehabt, als sich die Burschen von ihrer Überraschung erholt und drei von ihnen zur Verfolgung angesetzt hatten; der vierte war vermutlich immer noch damit beschäftigt, Zähne zu spucken und sich auf dem Straßenpflaster zu krümmen. Aber zwanzig Schritte waren ein Nichts. Die Gegend, in die er sich verirrt hatte, war eine der weniger vornehmen Londons. Genauer gesagt, dachte Andrew düster, war es eines jener Viertel, das man nach Dunkelwerden besser mied. Aber er hatte ja nicht hören können, verdammter Narr, der er war.
    Verdammt, wenn es den Burschen nur um sein Geld gegangen wäre! Die lumpigen dreiundzwanzig Pfund, die sich im Augenblick in seiner Brieftasche befanden, hätte er ihnen gerne überlassen. Aber irgendetwas in ihrem Blick, etwas, das er in ihren Gesichtern gelesen hatte, als sie urplötzlich aus den Schatten auftauchten und ihn umringten, hatte ihm gesagt, dass sie mehr wollten. Sicher, das Geld auch, aber nicht nur. Die vier wollten Blut sehen. Es waren genau die Typen, vor denen ihn Dingman gewarnt hatte: Verrückte, die einen Menschen nur so zum Zeitvertreib zusammenschlugen. Und vielleicht töteten.
    Ein leises Kollern drang in seine Gedanken. Das Geräusch riss ihn abrupt in die Wirklichkeit zurück. Andrew fuhr herum und starrte aus misstrauisch zusammengepressten Augen in die Dunkelheit zurück. Die Straße lag leer und einsam vor ihm; es fiel ihm beinahe schwer zu glauben, dass er sich wirklich in der größten Stadt der britischen Insel befand; einer Stadt mit mehr als einer Million Einwohner und hellen, lichterfüllten Straßen, in denen das Leben auch während der Nacht nicht aufhörte zu pulsieren. Aber dies war ein anderes London, eines, dessen Gesicht ein Außenstehender selten zu sehen bekam.
    Und er wusste jetzt auch, warum.
    Andrew drehte sich einmal um seine Achse, schluckte den bitteren Knoten, der sich in seiner Kehle gebildet hatte, herunter, und ging mit erzwungen langsamen Schritten weiter. Irgendwo vor ihm war Licht, aber es war nur eine Straßenlaterne, die mit ihrem Schein eine Insel trübgelber Helligkeit in der Nacht schuf. Er war mindestens eine Meile von den belebteren Gegenden der Stadt entfernt. Zu weit.
    Wieder hörte er dieses leise, kollernde Geräusch. Ein eisiger Schauder jagte seinen Rücken hinab. Eine neue, körperlose Angst kroch in sein Bewusstsein. Für einen Moment wünschte er sich fast, die Schatten seiner Verfolger hinter der nächsten Straßenecke auftauchen zu sehen.
    Er ging weiter, erreichte eine Straßenkreuzung und blieb einen Moment lang unschlüssig stehen. Zwei Schritte neben ihm blockierte ein halb mannshoher Stapel überquellender Abfalltonnen, Kisten und vom Regen halb aufgeweichter Kartons den Weg. Links und rechts erstreckte sich die Straße leer und schwarz wie eine Schlucht, weiter geradeaus gab es ein paar Laternen, und – er war nicht sicher, aber er glaubte es wenigstens – hinter den geschlossenen Läden eines Hauses schien gelbes Gaslicht zu leuchten. Vielleicht fand er dort Hilfe.
    Andrew zögerte einen Moment, trat dann an den Abfallhaufen heran und riss mit einer entschlossenen Bewegung ein loses Brett von einer Kiste. Gegen die Klappmesser der drei Burschen eine jämmerliche Waffe. Aber wenigstens würde er nicht mehr mit leeren Händen dastehen, wenn er sich verteidigen musste.
    Der Mann stand wie aus dem Boden gewachsen hinter ihm, als er sich herumdrehte.
    Es war einer der drei, die ihn verfolgt hatten – und er hatte aus dem Schicksal seines Kumpanen gelernt. Das Springmesser in seiner Hand zuckte wie eine angreifende Schlange vor. Andrew drehte sich mit einer verzweifelten Bewegung zur Seite, konnte dem Hieb aber nicht mehr ganz ausweichen. Die scharfe Klinge zerschnitt seine Weste und das Hemd, ritzte seine Haut und hinterließ einen langen, blutigen Kratzer auf seinem Leib. Andrew schrie vor Schmerz und Überraschung auf, strauchelte und

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