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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Kabbala, und das Lotto und der Kaffeesatz. Das sind Allesfresser, sage ich Ihnen. Allesfresser. Haben Sie das Gesicht von diesem Bramanti gesehen: ein Nagetier. Ich sehe ein riesiges Publikum vor mir, in zwei Kategorien eingeteilt, ich sehe sie schon vor meinen Augen vorbeiziehen, und sie sind Legion. Erstens die, die darüber schreiben, und hier steht Manuzio mit offenen Armen bereit. Man braucht sie nur anzulocken, mit einer neuen Reihe, die in die Augen sticht und die heißen könnte, warten Sie…«
    »Die Smaragdene Tafel«, suggerierte Diotallevi.
    »Wie? Nein, zu schwierig, mir zum Beispiel sagt das gar nichts, wir brauchen etwas, das an etwas anderes erinnert.«
    »Die Entschleierte Isis«, sagte ich.
    »Die Entschleierte Isis! Das klingt gut, bravo, Casaubon, das klingt nach Tutanchamun, nach Skarabäus und Pyramiden. Die Entschleierte Isis, mit einem leicht dämonischen Umschlag, aber nicht zu viel. Und jetzt weiter. Daneben gibt es die zweite Heerschar, diejenigen, die kaufen. Schon gut, meine Freunde, Sie werden sagen, dass Manuzio nicht an denen interessiert ist, die kaufen. Aber muss das so bleiben? Diesmal verkaufen wir die Manuzio-Bücher, meine Herren, das wird ein qualitativer Sprung! Bleiben schließlich noch die Studien auf wissenschaftlichem Niveau, und hier tritt der Verlag Garamond auf den Plan. Unbeschadet der historischen Studien und der anderen akademischen Reihen werden wir einen seriösen Berater finden und drei bis vier Bücher pro Jahr herausbringen, in einer seriös aufgemachten Reihe mit einem aussagekräftigen, aber nicht pittoresken Titel…«
    »Reihe Hermetik«, schlug Diotallevi vor.
    »Sehr gut. Klassisch. Würdig. Sie werden mich vielleicht fragen, warum Geld bei Garamond ausgeben, wenn wir bei Manuzio welches verdienen können. Aber die seriöse Reihe dient uns als Aushängeschild, sie lockt besonnene Leute an, die weitere Vorschläge machen, uns Fährten weisen und dann die anderen anlocken, die Bramantis, die zu Manuzio umgeleitet werden. Kurzum, mir scheint, das ist ein perfektes Projekt, das Hermes-Projekt, eine saubere Sache, die sich rentiert und den ideellen Fluss zwischen den beiden Verlagen gewährleistet… An die Arbeit, meine Herren! Gehen Sie in die Buchläden, stellen Sie Bibliographien zusammen, lassen Sie sich Verlagskataloge kommen, sehen Sie sich an, was im Ausland gemacht wird… Und dann, wer weiß, wie viele Leute schon zu uns gekommen sind, die irgendwelche Schätze dieser Art mitbrachten, und wir haben sie weggeschickt, weil sie uns nicht nützten… Und denken Sie daran, Casaubon, auch in die Geschichte der Metalle muss ein Schuss Alchimie rein. Gold ist ein Metall, will ich doch hoffen. Die Kommentare später, Sie wissen, ich bin offen für jede Kritik, jeden Vorschlag und jeden Widerspruch, wie es üblich ist unter gebildeten Leuten. Das Projekt ist hiermit beschlossen. Signora Grazia, lassen Sie bitte den Herrn herein, der seit zwei Stunden draußen wartet, so kann man doch einen Autor nicht behandeln!« rief er laut, während er die Tür öffnete, so dass man ihn draußen im Wartesaal hören konnte.

 
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    Gewöhnliche Leute, denen man auf der Straße
    begegnet ... betreiben insgeheim Schwarze Magie,
    verbinden sich oder suchen Verbindung mit den
    Geistern der Finsternis, um ihr Verlangen nach
    Höherem zu stillen, nach Haß, nach Liebe –
    in einem Wort: um Böses zu tun.
     
    J.K. Huysmans, Vorwort zu J. Bois, Le satanisme et la magie ,
    1895, p. VIII–IX
     
    Ich hatte geglaubt, das Hermes-Projekt sei vorerst nur eine vage Idee, aber da kannte ich Signor Garamond schlecht. Während ich die nächsten Tage in den Bibliotheken verbrachte, um Illustrationen für die Geschichte der Metalle zu suchen, war man bei Manuzio schon an der Arbeit.
    Nach zwei Monaten fand ich bei Belbo eine druckfrische Nummer der Zeitschrift Parnassus Önotrius mit einem langen Aufsatz unter dem Titel »Wiedergeburt des Okkultismus«, in dem der bekannte Hermetist Doktor Moebius – ein neues Pseudonym Belbos, der sich auf diese Weise den ersten Coupon des Hermes-Projekts verdient hatte – über die wundersame Renaissance der okkulten Wissenschaften in der modernen Welt sprach und ankündigte, dass der Verlag Manuzio beabsichtige, sich mit der neuen Reihe »Entschleierte Isis« auf diesem Gebiet zu betätigen.
    In der Zwischenzeit hatte Signor Garamond eine Anzahl von Briefen an die verschiedenen Zeitschriften für Hermetismus, Astrologie, Tarot, Ufologie und so

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