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Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Titel: Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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»Vernachlässigung«, erreichte aber mit ihren Vorwürfen nur, daß der Mann sich in seinem Fahrzeug häuslich einrichtete, um bei jedem Wetter, auch nachts, draußen sein zu können. Er baute auf einen Teil des Floßes eine Hütte und setzte ihr ein schilfgedecktes, weit vorspringendes Giebeldach auf. Innen schichtete er ein weiches Mooslager auf und pflasterte die Feuerstelle mit Steinen und Lehm. An das Kopfende des Lagers stellte er eine Truhe für sein Geschirr, seine Werkzeuge und Nahrungsmittel; dort verwahrte er auch seine Met-Töpfe. Die plumpe Truhe verschloß er mit einem starken Eisenriegel, dessen Hakenschlüssel er mit Öhr und Schnur versah.
    Als die fahrbare Hütte, deren Seiten sich mit Fellen verhängen ließen, fertig war, blieb Peter Tage und Nächte hintereinander draußen auf dem See. Dann wieder streifte er mit Bogen und Lockspeise die Umgebung des Moores ab, um Abwechslung in seine Kost zu bringen und Köder für die Fische zu gewinnen. Nebenbei sammelte er Dinge, die im Haushalt auf der Sonnleiten von Nutzen waren. Was er an Schilf hinaufbrachte, war mehr, als zur Ausbesserung des Daches gebraucht wurde. Hans wäre es lieber gewesen, der Vater hätte wie sonst das Heuen besorgt, da er selbst die wieder krank gewordene Mutter nicht allein lassen konnte. Aber nur einmal erinnerte er den Vater an das Heuen; er wagte es nicht wieder. Peter war der Anblick seiner kränkelnden Frau peinlich, er konnte ihr ja nicht helfen. Und Hans war groß und klug genug, die Mutter zu pflegen und daheim jede Arbeit zu tun. Peters Kummer wurde gemildert vom stillen Leben des schilfumrandeten Sees, der sich reich mit Wildenten, Bläßhühnern, Rohrdommeln und Reihern bevölkert hatte. Die Tage verdämmerte er in der Bootshütte.
    Eine Plage, die er schon als Pfahlbausiedler sattsam kennengelernt hatte, waren die Stechmücken. Abends und nachts, aber auch an feuchten Tagen suchten sie massenhaft sein Wohnboot auf. Der Rauch des Herdfeuers schützte nicht immer vor diesen Quälgeistern, da der Wind oft den Qualm über den Plattenrand hinausdrückte. Um den Rauch beliebig gegen die Mücken blasen zu können, fertigte Peter ein tönernes Rauchtöpfchen mit einem von unten aufsteigenden Saugrohr an, das er noch durch einen hohlen Holunderstab verlängerte. Er stopfte dürres Laub in das Rauchgefäß, legte Glut auf und begann am Rohr zu saugen.
    Das neue Gerät bewährte sich. Peter konnte mit dem Rohr den Rauch heraussaugen und ihn mit vollen Backen gegen die Mücken blasen. Sie mußten weichen. Daß dabei Zunge und Gaumen vom Rauch gebeizt wurden und wehtaten, nahm Peter in Kauf, und dann täuschte das Spiel mit dem Rauch auch über die Langeweile hinweg. Wenn Gaumen und Zunge gar zu sehr brannten, tat ein Schluck Met gut. Der gewohnheitsmäßige Genuß des sanft berauschenden Getränks machte Peters Sinn leicht; der sonst so ernste Mann wurde grundlos heiter und so geschwätzig, daß es Hans und Eva auffiel. Sauer gewordene Überreste seines Mets, die ähnlich rochen wie der von Ahnls Zeiten her bekannte Himbeeressig, brachte Peter zum Würzen von Tunken heim.
    Der reiche Honigertrag der Bienenstöcke war für den Mann ein Anlaß, noch mehr Met zu bereiten und noch mehr und häufiger zu trinken. Oft schlug seine anfänglich heitere Stimmung aus geringfügigen Anlässen ins Gegenteil um. Er konnte über Nebensächlichkeiten so wütend werden, daß Mutter und Sohn es als Erleichterung empfanden, wenn er das Haus wieder verließ und auf seine Plätte zog.
    Sein Rauchzeug verbesserte er, indem er einen starken Federkiel als Mundstück in das Holunderrohr steckte und dem Buchenlaub dürre Blätter von Erdbeeren, Huflattich, Waldmeister und Birken beimischte; aber er fand kein Kraut, das sich ohne Husten und tränende Augen schmauchen ließ. Trotzdem blieb das Rauchen, anfangs nur ein Abwehrmittel gegen die Mücken, ein angenehmer Zeitvertreib. Zunge und Gaumen wurden unempfindlich gegen den herben Geschmack. Trinkend und rauchend lebte Peter meist in einem Zustand leichter Berauschtheit, in dem er ernsten Gefahren gegenüber hilflos gewesen wäre.
    Zum Glück gab es im Heimlichen Grund im Sommer keine Gefahren. Bären waren nicht mehr da, die Wildschweine selten geworden, sie hatten sich in die versumpften Gebiete des Urwalds zurückgezogen. Und die Umgebung der begangenen Pfade war mit Igelfamilien so gut besiedelt, daß sie von Schlangen frei war.
    Was lag daran, daß Peter in seinem Wohnboot trank und rauchte? Wie

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