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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Bruder ein Verbrechen beging, ein gemeines Verbrechen, ein Verbrechen, das nur mit Verbannung auf die Insel bestraft werden konnte, fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben innerlich zerrissen. Als Angehöriger einer Gruppe Aufständischer beging er einen politischen Mord. Er war sehr jung, und sein heißes Blut trieb ihn zu Gewalttaten gegen den Thron, den, er hasste – und so verstieß er gegen das Gesetz. Ich musste wählen zwischen dem Band des Blutes und dem Gesetz. Ich entschied mich für das Gesetz. Ich verbannte meinen jüngeren Bruder und verdammte ihn so zu einem Leben in der Hölle zwischen den menschlichen Tieren auf der Insel.«
    Sonja starrte ihn nur an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Endlich sprach Desmos weiter. »Seither, glaube ich, wurde ich nachsichtiger – nein, ich weiß es. Vielleicht mildert das meine Schuldgefühle, denn ich leide sehr darunter, meinen Bruder auf die Insel verbannt zu haben. Möglicherweise freue ich mich deshalb über kleine Verstöße gegen Sitte und Ordnung. Darum gefällt es mir, wie Ihr diese fetten alten Weiber herausfordert, die ohne, ihre Sklavinnen nicht einmal auf den Nachttopf gehen können.« Er blickte erneut zur Insel. »Ich war nie selbst dort aber mein Bruder, mit dem ich eine glückliche Kindheit verbrachte, muss den Rest seines Lebens dort bleiben – und ich bin daran schuld!«
    Auch jetzt fielen Sonja keine passenden Worte ein. Sie hatte die innere Qual Lord Sir Desmos’ gespürt – diese schreckliche Last, die fast jeder, aus dem einen oder anderen Grund, einmal in seinem Leben zu tragen hat. Sie ist der Stein um den Hals, den man seinem Gott überlässt, wenn der Tag zu Ende gegangen und die ewige Nacht der Seele gekommen ist.
    Leiser Donner grollte in der Ferne. Sonja blickte zum Himmel. Er verdunkelte sich zusehends. Blitze zuckten und erhellten die Unterseite der dicken Wolken über dem Ufer.
    Schwere Tropfen fielen auf das Deck, platschten ins Wasser und schlugen gegen Sonjas Gesicht.
    »Zeit für einen Schluck Wein«, murmelte Lord Desmos. Er wandte Sonja den Rücken zu und ging über das Deck.
    Sie blickte ihm nach, während die vereinzelten. Tropfen zum dichten Regenguss wurden, der laut auf den Planken aufschlug.
     
    Immer stärker wurde der Sturm. Heftiger Wind peitschte die Niros auf ihrem gefährlichen Kurs. Mit Ausnahme von wenigen hatten die Passagiere sich in ihre Kabinen zurückgezogen, wo das Schlingern des Schiffes sie auf ihren Kojen hin und her schüttelte, und so manche der vornehmen Damen jammerte und wimmerte.
    Auf Deck beäugte Tios den stürmischen Himmel, während er sich gegen das heftige Schaukeln stemmte, und befahl, die Segel zu beschlagen. Heftig bei Mitra fluchend musste er sich hastig an der Reling festhalten, um nicht von Bord gespült zu werden. Der Mann im Mastkorb schrie entsetzlich, weil er befürchtete, vom Sturm hinausgehoben zu werden. Tio schickte einen anderen Seemann, um ihn abzulösen, aber so sehr peitschte der Wind, dass er die Wanten nicht hochkam.
    Sonja war noch an Deck und hielt sich am Tauwerk fest. Sie versuchte in der grauen, wirbelnden Luft irgend etwas zu erkennen. Vom Ufer war jetzt nichts mehr zu sehen. Hin und wieder trug der Wind abgebrochene Äste herbei, woraus sie schloss, dass es nicht allzu weit entfernt sein konnte.
    Desmos war auf Deck zurückgekehrt und hielt sich neben Sonja ebenfalls fest. Er war jetzt ernst, ja grimmig.
    »Wissen Sie, wohin der Wind uns treibt?« fragte Sonja. Sie musste brüllen, damit Desmos sie hören konnte, obwohl er unmittelbar neben ihr war.
    »Nein, das ist unmöglich! Aber seht mal geradeaus!«
    Sonja musste sich umdrehen, um seinem deutenden Arm zu folgen. Wind und Regen, die bisher gegen ihren Rücken gepeitscht hatten, schlugen ihr nun voll ins Gesicht, so dass sie keine Luft mehr bekam. Voraus, etwas Steuerbord, sah sie während der kurzen Pausen, in denen der Sturm offenbar neue Kräfte schöpfte, die vagen Umrisse des Ufers.
    »Land!« rief sie. »Bei Erliks Zähnen! Hat der Sturm uns so nahe ans Ufer getrieben?«
    Desmos klammerte sich an die Reling und duckte sich, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. »Nicht das Landufer!« brüllte er zurück. »Es ist die Insel!«
    Sonjas Augen weiteten sich.
    »Wenn wir dagegen geworfen werden, ist es das Ende!« rief Desmos nun.
    Hinter ihnen, hoch am Heck, schrie der Rudergänger auf, als die Steuerseile rissen. Sonja und Desmos drehten sich in seine Richtung. Sie sahen, dass Tio,

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