Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Schmerzen in der Faust, wirbelte herum und zielte einen Schlag mit gestrecktem Arm und offener Hand nach der Schnauze des Dings dicht über den Zähnen. Jeder Mensch hätte hören können, wie die Nase brach, und spüren, wie Knochen und Sehnen explodierten und ins Gehirn getrieben wurden.
Das Shrike schnappte nach Kassads Handgelenk, verfehlte ihn und schwenkte vier Arme nach Kassads Kopf und Schultern.
Kassad, der keuchte und unter dem Anzug Blut und Wasser schwitzte, machte sofort zwei rasche Drehungen nach rechts und landete einen fürchterlichen Hieb auf dem kurzen Hals der Kreatur. Das Geräusch des Aufpralls hallte durch das erstarrte Tal wie der Lärm einer Axt, die in Meilen Entfernung ins Herz eines Rotholzbaums beißt.
Das Shrike stolperte vorwärts und rollte sich auf den Boden wie ein Schalentier aus Stahl.
Es war gefallen!
Kassad kam noch geduckt und argwöhnisch nach vorn – aber nicht vorsichtig genug, da der gepanzerte Fuß, Klaue, was auch immer des Shrike Kassads Knöchel erwischte und ihn von den Füßen riß.
Oberst Kassad spürte den Schmerz und wußte, seine Achillessehne war durchgeschnitten worden, wollte sich wegrollen, aber die Kreatur schnellte hoch und warf sich seitlich auf ihn, so daß Stacheln und Dornen und Klingen auf Kassads Rippen, Gesicht und Augen zielten. Kassad krümmte sich vor Schmerzen, unternahm vergebliche Versuche, das Monster abzuschütteln, rettete sein Augenlicht und spürte, wie andere Klingen in Oberarme, Brust und Bauch eindrangen.
Das Shrike kam näher und riß den Mund auf. Kassad sah reihenweise Stahlzähne, in der hohlen Mundöffnung eines Neunauges aus Eisen. Rote Augen füllten seinen von Blut ohnehin rot getönten Sehbereich aus.
Kassad bekam den Ansatz der Handfläche unter den Kiefer des Shrike und versuchte, Halt zu finden. Es war, als wollte man einen Berg scharfkantigen Edelstahls ohne Hebel hochheben.
Die Fingerklingen des Shrike zerfetzten weiter Kassads Fleisch. Das Ding sperrte das Maul auf und neigte den Kopf, bis Kassads Universum nur noch aus Zähnen bestand. Das Monster atmete nicht, aber die Hitze aus seinem Innern stank nach Schwefel und überhitzten Metallegierungen. Kassad hatte keine Möglichkeit der Verteidigung mehr; wenn das Ding die Kiefer zuklappte, würde es Kassad Haut und Fleisch des Gesichts bis auf den Knochen abreißen.
Plötzlich war Moneta da und schrie, krallte nach den Rubinaugen des Shrike, krümmte die Finger unter dem Hautanzug wie Klauen, stemmte die Stiefel fest auf den Panzer unter dem Rückendorn und riß.
Die Arme des Shrike schnappten nach hinten, mit zwei Gelenken wie die einer alptraumhaften Krabbe, die Fingerklingen ritzten Moneta, die losließ, aber zuvor konnte sich Kassad noch wegrollen, aufrappeln, spürte die Schmerzen, denen er keine Beachtung schenkte, sprang auf und wich über Sand und erstarrten Fels zurück, wobei er Moneta mit sich zog.
Töte es! flüsterte Moneta drängend, und er hörte ihre Schmerzen selbst in diesem subvokalen Medium.
Ich versuche es. Ich versuche es.
Das Shrike kam auf die Beine, drei Meter Chrom und Klingen und Schmerzen anderer Menschen. Es schien unbeschädigt zu sein. Das Blut von irgendjemand lief in schmalen Rinnsalen an Handgelenken und Brustpanzer hinab. Das hirnlose Grinsen schien breiter als zuvor zu sein.
Kassad löste seinen Hautanzug von dem Monetas und ließ sie behutsam auf einen Felsquader sinken, obwohl er spürte, daß er schlimmer verletzt war als sie. Dies war nicht ihr Kampf. Noch nicht.
Er stellte sich zwischen seine Geliebte und das Shrike.
Kassad zögerte, als er ein leises Rauschen hörte wie von Brandung an einer unsichtbaren Küste. Er sah auf, ohne jemals den Blick völlig von dem näher kommenden Shrike zu nehmen, und stellte fest, es handelte sich um Schreie vom Dornenbaum weit hinter dem Monster. Die dort gekreuzigten Menschen – winzige Farbtupfer, die an Metalldornen und kalten Zweigen hingen – gaben andere Geräusche als das unterschwellige gequälte Stöhnen von sich, das Kassad vorher gehört hatte. Sie spendeten ihm Beifall!
Kassad konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Shrike, als das Ding ihn erneut umkreiste. Kassad spürte Schmerzen und Schwäche in der fast abgetrennten Ferse – sein rechter Fuß war nutzlos und konnte kein Gewicht tragen –, und er hinkte und stützte sich mit einer Hand auf dem Felsen ab, damit er zwischen dem Shrike und Moneta bleiben konnte.
Das ferne Jubeln schien in ein Aufstöhnen
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