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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ERSTER TEIL
    1
     
    An dem Tag, als die Armada in den Krieg aufbrach, am letzten Tag des Lebens, wie wir es kannten, war ich zu einer Party eingeladen. An diesem Abend wurden überall Parties gefeiert, auf mehr als hundertfünfzig Welten im Netz, aber dies war die einzige Party, die zählte.
    Ich nahm die Einladung über die Datensphäre an, vergewisserte mich, daß meine beste formelle Jacke frisch gewaschen war, nahm mir Zeit, mich zu baden und zu rasieren, kleidete mich mit minutiöser Sorgfalt an und benützte den auf einmaligen Gebrauch programmierten Diskey der Einladung, um zum angegebenen Zeitpunkt von Esperance nach Tau Ceti Center zu farcasten.
    Auf dieser Hemisphäre von TC 2 war es Abend, ein düsteres, volles Licht beleuchtete die Hügel und Täler des Deer Park, die grauen Türme des Verwaltungszentrums weit im Süden, die Trauerweiden und strahlenden Feuerfarne an den Ufern des Flusses Tethys und die weißen Säulen des Regierungshauses. Tausende Gäste trafen ein, aber das Wachpersonal begrüßte jeden einzelnen von uns, glich unsere Einladungscodes mit den DNS-Mustern ab und wies uns mit anmutigen Gesten von Armen und Händen den Weg zur Bar und dem Büffet.
    »M. Joseph Severn?« bestätigte der Wachmann höflich.
    »Ja«, log ich. Das war jetzt mein Name, aber niemals meine Identität.
    »Präsidentin Gladstone wünscht immer noch, Sie im Lauf des Abends zu sprechen. Man wird Sie informieren, wenn sie Zeit für das Zusammentreffen hat.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Sollten Sie etwas an Erfrischungen oder Unterhaltung begehren, das nicht angerichtet ist, sprechen Sie Ihren Wunsch lediglich laut aus, die Hausüberwachung wird versuchen, ihn zu erfüllen.«
    Ich nickte, lächelte und ließ den Wachmann stehen. Ich war noch keine Dutzend Schritte geschlendert, hatte er sich bereits dem nächsten Gast zugewendet, der von der Terminexplattform trat.
    Von meinem Aussichtspunkt auf einer flachen Erhebung konnte ich mehrere tausend Gäste sehen, die sich auf mehreren hundert Hektar des gepflegten Rasens herumtrieben, darunter viele in Wäldern zu phantastischen Formen geschnittener Bäume. Über dem Rasenstreifen, wo ich stand, dessen breiter Hang bereits von der Baumreihe am Fluß überschattet wurde, lagen die formellen Gärten, und dahinter erhob sich der eindrucksvolle Klotz des Regierungshauses. Auf der fernen Veranda spielte eine Kapelle, verborgene Lautsprecher trugen die Musik in die entlegensten Winkel des Deer Park. Ein konstanter Zustrom EMVs kreiste von einem Farcasterportal hoch droben herunter. Ein paar Sekunden betrachtete ich die bunt gekleideten Passagiere, die auf der Plattform in der Nähe des Fußgängerterminex ausstiegen. Die Vielfalt der Flugkörper faszinierte mich; das Abendlicht glänzte nicht nur auf den üblichen Vikkens und Altz' und Sumatsos, sondern auch auf den Rokokodecks von Schwebebarken und den Metallhüllen antiker Gleiter, die schon Kuriosa gewesen waren, als die Alte Erde noch existiert hatte.
    Ich schritt den langen, sanften Hang zum Fluß Tethys hinab – an einem Steg vorbei, wo Passagiere aus einer unglaublichen Ansammlung von Wasserfahrzeugen quollen. Der Tethys war der einzige netzweite Fluß, er strömte durch seine permanenten Farcasterportale durch Abschnitte von mehr als zweihundert Welten und Monden, und die Leute, die an seinen Ufern lebten, gehörten zu den reichsten der Hegemonie. Das zeigten die Schiffe auf dem Fluß: große, krenelierte Kreuzer, Barken unter Segelmassen, fünfstöckige Barken, von denen viele mit Levitationsausrüstung versehen zu sein schienen; geräumige Hausboote, die offensichtlich mit eigenen Farcastern ausgerüstet waren; kleine wandernde Inseln, die von den Meeren von Maui-Covenant importiert waren; sportliche Schnellboote aus Prä-Hegira-Zeiten; eine Anzahl handgeschnitzte nautische EMVs von Renaissance Vector; und ein paar zeitgenössische überall tüchtige Jachten, deren Umrisse hinter nahtlosen, reflektierenden Oberflächen von Sperrfeldern verborgen waren.
    Die Gäste, die diesen Transportmitteln entstiegen, waren nicht weniger herausgeputzt und eindrucksvoll als ihre Vehikel: der persönliche Stil variierte von konservativer Prä-Hegira-Abendkleidung an Körpern, die offensichtlich nie mit Poulsen-Behandlungen in Berührung gekommen waren, bis zum letzten Schrei der Woche auf TC 2 an Gestalten, die von den berühmtesten ARNisten des Netzes gestaltet worden waren. Dann ging ich weiter, verweilte gerade lange genug an einem

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