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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verlangen, als sie geben können.«
»Was ist aus Armand geworden?«
»Das weiß ich nicht. Wir kannten ihn kaum. Er hat fünf oder
sechs Monate mit Marguerite zusammengelebt, aber auf dem Lande. Als sie zurückkam, reiste er ab.«
»Und seither haben Sie ihn nie wieder gesehen?«
»Nein.«
Auch ich hatte Armand nicht wieder gesehen. Manchmal glaubte ich, als er damals bei mir war, habe die Nachricht von Marguerites Tod seine Liebe zu ihr wieder erweckt und ihn den Verlust deshalb so schmerzlich empfinden lassen. Inzwischen, so vermute ich, hatte er die Tote und auch sein Versprechen, mich wieder aufzusuchen, vergessen. Diese Vermutung wäre bei einem anderen vielleicht berechtigt gewesen. Armands Verzweiflung aber war mir echt erschienen, und, in meinenÜberlegungen von einem Extrem ins andere fallend, stellte ich mir, da ich keine Nachricht von ihm erhielt, vor, er sei vor Kummer sehr krank, ja vielleicht sogar tot. Ich interessierte mich für diesen jungen Mann, ohne sagen zu können, weshalb. Vielleicht war meine Anteilnahme nicht ohne Selbstsucht. Vielleicht auch hatte ich aus seinem Schmerz eine rührende Liebesgeschichte herausgefühlt, und die Neugier, etwas darüber zu erfahren, war die Ursache für die Sorge, die ich mir wegen Armands Schweigen machte. Da Herr Duval nicht zu mir kam, entschloß ich mich, ihn aufzusuchen.
Ein Vorwand war leicht zu finden. Unglücklicherweise wußte ich aber seine Adresse nicht, und keiner der Befragten konnte sie mir sagen.
Ich begab mich in die Rue d'Antin. Vielleicht wußte der Hausmeister von Marguerite, wo Armand wohnte. Doch der Hausmeister war erst wenige Tage im Haus und wußte ebensowenig wie ich. Ich erkundigte mich, wo man Fräulein Gautier begraben hatte. Es war auf dem Friedhof Montmartre, Inzwischen war es April geworden. Das Wetter war schön, und die Gräber lagen nicht mehr trostlos und verlassen da wie im Winter. Auch die Jahreszeit war mild genug, daß sich die Hinterbliebenen ihrer Toten erinnern und sie besuchen würden. Ich begab mich zum Friedhof und sagte mir, der bloße Anblick von Marguerites Grab würde mir zeigen, ob Armand noch trauerte. Vielleicht würde ich auch in Erfahrung bringen, was aus ihm geworden war.
Ich ging zum Aufseher und fragte, ob man am 22. Februar eine Frau namens Marguerite Gautier auf dem Friedhof Montmartre begraben habe.
Der Mann blätterte in einem dicken Folianten. Alle, die man zu dieser Stätte des Friedens bringt, werden darin eingetragen und numeriert. Er gab mir zur Antwort, daß tatsächlich am 22. Februar eine Frau dieses Namens beerdigt worden sei. Ich bat ihn, mir das Grab zu zeigen, denn es ist unmöglich, sich ohne Führer in dieser Stadt der Toten zurechtzufinden, die wie eine Stadt der Lebenden ihre Straßen hat. Der Aufseher rief einen Gärtner herbei und gab ihm die notwendigen Anweisungen. Dieser unterbrach ihn: »Ich weiß ... ich weiß... Oh, das Grab ist leicht zu erkennen«, fuhr er, zu mir gewendet, fort. »Wieso?« fragte ich ihn. »Weil es ganz andere Blumen hat als die übrigen.« »Pflegen Sie es?«
»Ja. Ich wünschte, alle Angehörigen würden sich um die Gräber ihrer Toten so kümmern wie der junge Mann, der mich mit der Pflege beauftragt hat.«
Nachdem wir durch einige Gräberreihen gegangen waren, blieb der Gärtner stehen und sagte: »Hier ist es.«
Vor mir lag ein Viereck mit so wunderschönen Blumen, daß man es niemals für ein Grab gehalten haben würde, wenn nicht ein Marmorstein mit einem Namen es als solches gekennzeichnet hätte.
Der Stein stand aufrecht, und ein Eisengitter umsäumte das über und über mit weißen Kamelien bedeckte Grab.
»"Was sagen Sie dazu?« fragte mich der Gärtner.
»Es ist wunderbar schön.«
»Ich bin beauftragt, jede Kamelie, die welk wird, zu erneuern.«
»Wer hat Ihnen diesen Auftrag gegeben?« »Ein junger Mann, der sehr viel geweint hat, als er das erstemal hier war. Offenbar einer der Bekannten der Verstorbenen. Denn es scheint, daß diese da sehr lebenslustig war. Man sagt, sie sei überaus schön gewesen. Kannte der Herr sie auch?« »Ja.«
»Wie der neulich«, sagte der Gärtner mit zweideutigem Lächeln.
»Nein, ich habe niemals mit ihr gesprochen«, beeilte ich mich zu sagen.
»Und Sie kommen hierher, um sie zu besuchen? Das ist nett von Ihnen, denn die nach dem Grabe sehen, sind nicht sehr
zahlreich.«
»Kommt sonst niemand?«
»Niemand, außer diesem jungen Mann, der einmal hier
war.«
»Ein einziges Mal?« »Ja.«
»Und seitdem ist er

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