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Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruby Shadow
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Christopher
    Die Sonnenstrahlen kamen schleichend, schummelten sich an dem schweren Vorhang des Esszimmers vorbei und erhellten ganz allmählich den Raum. Sie krochen über den langen Tisch, auf dessen Mitte eine leere Obstschale stand, und schließlich erreichte das warme Licht meine Finger. Fasziniert beobachtete ich, wie die Kante zwischen Licht und Schatten sich über meine Hände bewegte. So langsam, dass ich es eigentlich kaum wahrnehmen konnte, aber schnell genug, um den Blick nicht davon abwenden zu können. Ein überwältigendes Spektakel der Natur, dem ich mich stundenlang hingeben konnte.
    Erst als das aufgeschlagene Buch, das zwischen meinen nackten Armen lag, ebenfalls von der Morgensonne erleuchtet wurde, schaffte ich es, mich loszureißen. Die Erinnerung daran, was mich heute erwartete, vertrieb meine Vorliebe für eine so einfache Schönheit, wie den Sonnenaufgang.
    Ich griff nach dem Taschenbuch und drehte es in den Händen. Die ganze Nacht hatte ich hier im Esszimmer verbracht. Das war nicht unüblich. Ich aß hier, arbeitete hier, träumte hier. Einschlafen konnte ich bei zwei dieser drei Aktivitäten. Doch diese Nacht hatte ich nicht mit dem Schreiben oder den Träumereien verbracht. Ich hatte sie damit verbracht, mich auf die Folter dieses Tages einzustellen.
    Mein Blick fiel auf die Rückseite des Buches. Spannend und erotisch , stand dort geschrieben. Dass ich nicht lachte – spannend war etwas anderes. Achtlos ließ ich das verkorkste Werk auf den Tisch sinken, zerrte meine Sweatjacke von der Stuhllehne und zog die Zigarettenschachtel aus der Tasche. Eine Kippe im Mundwinkel, tastete ich meine Hose nach einem Feuerzeug ab – vergeblich. Vor Wochen hatte ich mit dem Rauchen aufgehört. Die Zigaretten trug ich nur aus Gewohnheit mit mir herum.
    „Mistkerl“, murmelte ich mir selber zu, starrte das Buch vor mir an und gab mich schließlich geschlagen. Es verkaufte sich ganz passabel und wenn meine Agentin der Meinung war, dass ich Signierstunden und Lesungen abhalten musste, dann würde ich es eben tun. Egal wie viele Zahnspangen mir dabei verliebt entgegen grinsen würden.
    Ich nahm die Zigarette wieder aus dem Mund, legte sie auf den Tisch und kehrte ihr den Rücken. Kaffee! Bevor ich irgendjemandem auch nur ein Autogramm geben würde, musste ich mich mit der einzigen Droge munter machen, die ich hier zur Verfügung hatte.
    Der Weg in die Küche führte mir einmal mehr vor Augen, wie trostlos ich eigentlich lebte. Dieses Anwesen war früher wirklich schön gewesen – zumindest, wenn man hier nicht hatte aufwachsen müssen. Jetzt waren die meisten Zimmer von dicken Staubschichten und paarungswilligen Spinnen erobert worden. Die Heizung ging nur in drei Zimmern und auf den Fluren flackerten die Lichter. Ich wusste nicht mehr, wie oft ich die Glühbirnen gewechselt oder Elektriker angerufen hatte. Irgendwann war ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich auf den Fluren kein Licht brauchte. Es hatte etwas Spannendes, wenn man nachts mit einer Kerze durchs Haus lief und die Schatten an den Wänden zitterten.
    Die Küche sah genauso traurig aus, wie der Rest des Hauses. Sie war groß und geräumig, bot genug Platz für mindestens fünf Angestellte, die köstliche Malzeiten vorbereiteten und anstelle eines einfachen Kühlschranks, gab es einen ganzen Kühl raum . Auf den Herd wäre jeder Vier-Sterne-Koch neidisch gewesen – für die größeren unter ihnen war er wohl inzwischen zu veraltet – und wahrscheinlich gab es kaum eine private Küche, die mehr Töpfe und Pfannen hergab als meine. Doch alles, von der bedauernswert leeren Speisekammer bis hin zu den ausladenden Arbeitsflächen, war verlassen und unberührt.
    In der Regel benutzte ich nur den Kühlraum, oder besser gesagt einen kleinen Teil davon, und die Mikrowelle. Ich hatte sie vor einem halben Jahr gekauft. Im Gegensatz zum Rest der Küche, war sie richtig modern. Sofort steuerte ich auf die Kaffeemaschine zu – das dritte und letzte Utensil dieses Zimmers, das ich nutzte.
    Während ich großzügig gehäufte Löffel des angenehm duftenden Kaffeepulvers in den Filter gab, nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Ich lebte schon seit Jahren alleine in diesem Haus, doch der Schreck, der mich das erste Mal durchfahren hatte, blieb trotzdem aus.
    „Komm schon. Wirklich? Jetzt? Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Ich habe keine Zeit für Hirngespinste!“
    Ich schloss die Kaffeedose und wandte mich nach links. Der Schatten am

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