Die Kathedrale des Meeres
immer wieder vorzeigte, um seinen Ungehorsam zu beweisen. Erst als man ihm mit Ausschluss aus der Zunft drohte, hatte er zugestimmt, ihn zum Schmied zu bringen, damit dieser die Spitze abfeilte.
»Lügner!«, entfuhr es einem der Bastaixos.
»Dieb!«, rief ein anderer.
»Jemand muss ihn mir gestohlen haben, um mir die Schuld in die Schuhe zu schieben!«, protestierte El Mallorquí, während er sich von den beiden Männern loszureißen versuchte, die ihn festhielten.
Da erschien der dritte Bastaix, der sich mit Ramon auf die Suche nach El Mallorquí gemacht hatte. In der Zwischenzeit hatte er dessen Haus nach dem gestohlenen Geld durchsucht.
»Hier ist es«, rief er und hielt eine Börse hoch, die er dann dem Priester überreichte. Dieser wiederum händigte sie dem Soldaten aus.
Während der Soldat das Geld zählte, hatten die Bastaixos einen Kreis um El Mallorquí gebildet. Einer der Ihrigen konnte unmöglich so viel Geld besitzen!
»Vierundsiebzig Silbermünzen und fünf Sueldos«, verkündete der Soldat, nachdem er den Inhalt gezählt hatte.
Als die Summe feststand, stürzten sich die Bastaixos auf den Dieb. Es hagelte Beschimpfungen, Fußtritte und Fausthiebe, einige spuckten ihn sogar an. Die Soldaten hielten sich heraus. Ihr Anführer sah Pater Albert an und zuckte mit den Schultern.
»Dies hier ist ein Gotteshaus!«, rief daraufhin der Priester, während er versuchte, die Bastaixos beiseitezudrängen. »Dies hier ist ein Gotteshaus!«, rief er noch einmal, bis es ihm gelang, zu El Mallorquí vorzudringen, der auf dem Boden kauerte. »Dieser Mann ist ein Dieb, gewiss, und ein Feigling zudem, doch er hat einen Richterspruch verdient. Ihr könnt euch nicht wie Verbrecher verhalten. Bringt ihn zum Bischof«, wies er dann den Soldaten an.
Während der Pfarrer mit dem Soldaten sprach, kassierte El Mallorquí einen weiteren Fußtritt. Viele spuckten ihn an, während die Soldaten ihn hochzerrten und abführten.
Nachdem die Soldaten die Kirche mit El Mallorquí verlassen hatten, traten die Bastaixos lächelnd zu Arnau und baten ihn um Verzeihung. Dann zerstreuten sie sich und gingen nach Hause. Schließlich blieben nur Pater Albert, Arnau und die drei Zunftmeister vor der nun wieder offenen Sakramentskapelle zurück, des Weiteren die zehn von der Zunftordnung vorgeschriebenen Zeugen, wenn es um die Kasse der Bastaixos ging.
Der Priester tat das Geld in die Kasse zurück und vermerkte die Vorfälle der Nacht in dem Buch. Inzwischen war es hell geworden, und man hatte bereits nach einem Schlosser geschickt, damit er die drei Schlösser wieder in Ordnung brachte. Alle mussten warten, bis sich die Kasse wieder abschließen ließ.
Pater Albert legte einen Arm um Arnaus Schulter. Erst jetzt dachte er wieder daran, wie der Junge unter Bernats Leichnam gesessen hatte, der an einem Strick baumelte. Den Gedanken an das Feuer verdrängte er. Er war doch noch ein Kind! Der Pfarrer sah die Jungfrau an und hielt stumme Zwiesprache mir ihr. »Er wäre vor dem Stadttor verwest, also was macht es schon? Er ist nur ein kleiner Junge, dem nichts geblieben ist – kein Vater und keine Arbeit, die ihn ernährt …«
»Ich glaube«, entschied er plötzlich, »ihr solltet Arnau in eure Zunft aufnehmen.«
Ramon lächelte. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, war ihm bereits durch den Kopf gegangen, was Arnau ihnen erzählt hatte.
»Er ist noch ein Kind«, wandte einer der Zunftmeister ein.
»Er ist schwach. Wie soll er Lasten oder Steine auf seinen Schultern tragen können?«, zweifelte ein anderer.
»Er ist noch sehr jung«, bestätigte ein Dritter.
Arnau sah mit großen Augen von einem zum anderen.
»Was ihr sagt, stimmt«, antwortete der Priester, »doch weder seine Größe noch seine fehlende Kraft oder seine Jugend haben ihn daran gehindert, euer Geld zu verteidigen. Wäre er nicht gewesen, wäre die Kasse jetzt leer.«
Die Bastaixos nahmen Arnau genau in Augenschein.
»Ich denke, wir könnten es versuchen«, sagte Ramon schließlich, »und wenn er nicht taugt …«
Einer aus der Gruppe pflichtete bei.
»Einverstanden«, sagte schließlich einer der Zunftmeister. Er sah die beiden anderen an. Keiner von ihnen widersprach. »Wir lassen ihn auf Probe zu. Wenn er in den nächsten drei Monaten seinen Eifer unter Beweis stellt, nehmen wir ihn als Bastaix auf. Hier, nimm«, sagte er dann und überreichte ihm El Mallorquís Dolch, den er immer noch in der Hand hielt. »Das ist dein erstes Arbeitsmesser. Pater,
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