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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Innsmouth die Kanalfluten spöttisch mit dem Körper eines Landstreichers spielten, der in der Morgendämmerung durch das halbverlassene Dorf gestolpert war; spöttisch damit spielten und ihn auf die Felsen beim efeubewachsenen Trevor Towers warfen, wo ein bemerkenswert fetter und besonders anstößiger Brauereimillionär die erkaufte Atmosphäre erloschenen Adels genießt.

    Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath

    Dreimal träumte Randolph Carter von der wunderbaren Stadt, und dreimal wurde er fortgerissen, als er noch auf der hohen Terrasse über ihr verweilte.
    Ganz golden und lieblich glänzte sie im Sonnenuntergang, mit Mauern, Tempeln, Kolonnaden
    und Bogenbrücken aus geädertem Marmor, Fontänen prismatischen Sprühregens in silbernen Bassins auf weiten Plätzen und inmitten duftender Gärten und breiten Straßen, die zwischen köstlichen Bäumen, blütenüberladenen Urnen und glühenden Reihen elfenbeinerner Statuen verliefen, während an schroffen Nordhängen Zeilen roter Dächer und alter, spitzer Giebel emporklommen und kleine grasüberwucherte Pflastersträßchen beherbergten. Sie war ein Fieber der Götter, eine Fanfare himmlischer Trompeten und ein Geschmetter unvergänglicher Zimbeln.

    Geheimnis umlagerte sie wie Wolken einen sagenhaften unbestiegenen Berg, und als Carter atemlos und erwartungsvoll auf jener Brustwehr mit dem steinernen Geländer ringsum stand, da schwemmten zu ihm herauf Bitternis und Zweifel fast versunkener Erinnerung, der Schmerz über verlorene Dinge und das rasende Bedürfnis, sich wieder dessen zu entsinnen, was einst eine ehrfurchtgebietende und wichtige Stätte gewesen war.

    Er wußte, daß sie für ihn einst von höchster Bedeutung gewesen sein mußte; doch in welchem Zyklus oder welcher Inkarnation er sie gekannt hatte, und ob im Traum oder im Wachen konnte er nicht sagen. Vage rief sie schwache Erinnerungen an eine längst vergessene, früheste Jugend herauf, als das Mysterium der Tage Staunen und Wonne barg, und Morgengrauen und Abenddämmer zum lebhaften Klang von Lauten und Liedern gleichermaßen prophetisch voranschritten und feurige Tore zu weiteren, überraschenden Wundem eröffneten. Doch jede Nacht, wenn er auf dieser hohen Marmorterrasse mit den seltsamen Urnen und dem gemeißelten Geländer stand und über die stille, abendliche Stadt der Schönheit und überirdischen Immanenz hinblickte, fühlte er die Knechtschaft der tyrannischen Traumgötter; denn auf keine Weise vermochte er diesen luftigen Ort zu verlassen, oder die breiten, marmornen Treppenfluchten hinabzusteigen, die endlos nach unten eilten, wo jene Straßen früherer Bezauberung weit und auffordernd lagen. Als er zum drittenmal erwachte, ohne diese Treppenfluchten hinabgestiegen zu sein und ohne diese Straßen überquert zu haben, betete er lange und ernsthaft zu den verborgenen Göttern des Traums, die launisch über den Wolken auf dem unbekannten Kadath brüten, in der kalten Öde, die keines Menschen Fuß betritt. Aber die Götter gaben keine Antwort und zeigten weder Nachsicht, noch gewährten sie ein günstiges Zeichen, als er im Traum zu ihnen betete und sie durch Opfergaben der bärtigen Priester von Nasht und Kaman-Thah anrief, deren Höhlentempel mit seiner Flammensäule nicht weit von den Toren der wachen Welt liegt.

    Es schien indes, daß seine Gebete ungünstig aufgenommen worden sein mußten, denn bereits nach der ersten Anrufung hörte er gänzlich auf, die wunderbare Stadt zu schauen; als wären seine drei flüchtigen Blicke aus der Ferne nichts als reine Zufälle oder Versehen gewesen; und entgegen einem verborgenen Plan oder Wunsch der Götter. Krank vor Sehnsucht nach diesen im Sonnenuntergang glitzernden Straßen und den kryptischen Hügelgassen zwischen alten Ziegeldächern, und unfähig, sie im Schlafen oder Wachen aus seinem Geist zu bannen, beschloß Carter, mit seinem dreisten Gesuch dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch zuvor gewesen war, und sich durch die Eiswüsten im Dunkel zu wagen, dorthin, wo der unbekannte Kadath, wolkenverhüllt und von ungeahnten Sternen gekrönt, das Onyxschloß der Großen geheim und noc-tum bewacht.

    Im leichten Schlummer stieg er die siebzig Stufen zur Kaverne der Flamme hinab und sprach den bärtigen Priestern von Nasht und Kaman-Thah von diesem Vorhaben. Und die Priester schüttelten ihre pshent-tragenden Häupter und erklärten feierlich, dies bedeute den Tod seiner Seele. Sie wiesen daraufhin, daß die Großen ihren Willen bereits

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