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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgesuchten Ast. Der Strick war nicht sehr lang, der andere konnte ihn bequem halten, und er wickelte ihn um sein Gelenk.
    »So!« sagte er, »jetzt wirst du das erleben, was ich damals durchgemacht habe. Eine Hölle, eine Vorhölle auf das noch Kommende. Und ich werde dir die Degenspitze in den Körper stoßen. Das ist meine Rache. Die Kreuzweg-Legende soll leben!«
    Ein leises Lachen begleitete die letzten Worte, bevor der Reiter daranging, das Seil zu straffen und das Mädchen in die Höhe zu ziehen. Martha spürte, wie sich die Schlinge an ihrem Hals verengte, die Luft knapper wurde und heiße Todesangst ihren Körper durchströmte. So also sah ihr Ende aus…
    ***
    Ein paarmal hatte ich gedacht, das alte Fahrrad würde seinen Dienst aufgeben, denn die Kette hatte seltsam klirrende Geräusche von sich gegeben, bevor die Zähne doch wieder packten und ich stärker in die Pedalen treten konnte. So fuhr ich weiter.
    Gegen den Wind, der mir ins Gesicht wehte. Ich hatte mich so flach wie möglich auf den Drahtesel gelegt, da ich keinen hohen Widerstand bieten wollte.
    Im nachhinein fand ich es gar nicht so schlecht, daß ich ein Fahrrad genommen hatte. Es war ein relativ lautloses Gefährt, so würde man mich erst ziemlich spät hören können.
    Natürlich hoffte ich, daß ich mich auf der richtigen Straße befand. Zudem hatte ich das Glück, daß der Weg nicht jetzt schon anstieg und in die Berge führte. Flach schnitt er durch die den Hügeln vorgelagerte Ebene. Ich kam mir einsam vor.
    Nur der Mond war mein Begleiter. Sein fahles Licht hatte sich über dem flachen Boden ausgebreitet, und an manchen Stellen der Niederung wehten graue Nebelschleier.
    Mein Atem ging schwer. Ich besaß zwar eine gute Kondition, war aber das lange Fahren nicht gewohnt und hatte deshalb meine Mühe. Wann endlich tauchte der verdammte Baum auf?
    Immer wenn ich den Kopf hob, schaute ich in die Schwärze, ohne den Galgenbaum zu sehen.
    An einem Kreuzweg sollte er stehen. Genau an der Stelle, wo früher die Mörder und Schänder gehängt worden waren. Zahlreiche Kreuzwege besaßen diese schreckliche Vergangenheit.
    Der Aberglaube und die Magie hatten auch vor Landesgrenzen keinen Halt gemacht. Es gab die gleichen Geschichten im Osten wie im Westen. Ich gab mein Bestes, schaute wieder hoch und glaubte, den Baum zu sehen, wobei mir das Mondlicht diesmal half, denn die Kontur der Eiche hob sich deutlich vom Boden ab.
    Da also war er!
    Ich schluckte ein paarmal, fuhr noch einige Meter und lenkte das Rad anschließend an den Wegrand, um es im Straßengraben liegen zu lassen. Den Rest mußte ich zu Fuß gehen. Dabei hoffte ich, ungesehen ans Ziel zu kommen.
    Auf der Straße blieb ich nicht. Ich stiefelte über einen weichen Acker, ohne dabei mein Ziel aus den Augen zu lassen. Sehr schnell konnte ich Einzelheiten erkennen. Zuerst das Pferd!
    Es stand neben dem Baum und wartete mit hängendem Kopf. Es gab zudem einen Vorteil für mich. Der Wind kam von vorn. Das Tier würde mich nicht so rasch wittern.
    Geduckt schlich ich weiter. Sehr flach atmete ich. Mein Mund stand dabei offen, die Waffen hatte ich griffbereit und war kaum zwanzig Meter gelaufen, als der Wind mir den Klang einer Stimme entgegen trug. Nicht das Mädchen sprach, sondern der Reiter.
    Leider konnte ich nicht verstehen, was er sagte, freundliche Worte waren es sicherlich nicht.
    Ich kam wie ein Schatten.
    So lautlos wie möglich, dabei geduckt, und ich sah auch, daß sich zwei Personen unterhalb der starken Zweige und Äste langsam bewegten. Eine Person schritt vor. Sie war pechschwarz und verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht.
    Die andere schritt hinter ihr her. Sie folgte ihr im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Fuß, blieb dann stehen, und ich hörte, daß der Reiter wieder sprach.
    Das war gut für mich. Solange die Gestalt redete, handelte sie nicht, und ich konnte mich ranschleichen.
    Aber das Pferd machte Schwierigkeiten. Trotz des für mich günstig stehenden Windes schien es mich gewittert zu haben, denn es warf seinen Kopf unruhig auf und nieder und ließ auch ein leises Schnauben hören.
    Ich legte mich lang hin und hob nur den Kopf ein wenig an, damit ich den Reiter im Auge behalten konnte.
    Er kümmerte sich nicht um die Warnung des Tiers. Statt dessen schleuderte er etwas in die Höhe, das über einen Ast fiel und von dem Reiter festgehalten wurde.
    Genau sah ich es nicht, wußte dennoch, um was es sich handelte. Ich brauchte nur daran zu denken, wie man den Reiter

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