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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schulterblätter.
    »Wie schön«, knurrte der braunhaarige junge Mann. »Dann weiß ja jeder von uns, dass unsere Ruhe fraglich ist. Wo dürfen wir schlafen, Großvater der Bauern?«
    Daren deutete nach rechts. »Dort drüben. Es ist ein Teil des Stalles. Die anderen sollen in den Höhlen des Felsens schlafen. Einverstanden?«
    Binnen einer halben Stunde sahen die Fremden nach ihren Pferden, holten ihre Waffen, verteilten sich nach den Anweisungen des Ältesten, und mit einer gewissen Fröhlichkeit bemerkte Mythor, dass Buruna und er das beste Quartier bekommen hatten. Felle und dicke Decken lagen über einem Strohpolster. Mythor holte einen Leuchter mit einer heruntergebrannten und einer neuen Kerze, dankte Daren und ging mit Buruna hinüber in die Scheune. Vor Wohlbehagen brummend, streckte er sich neben der dunkelhäutigen Frau aus.
    »Rechne nicht damit«, sagte er ein wenig später und achtete darauf, dass der Helm der Gerechten und das Gläserne Schwert griffbereit an seiner rechten Seite lagen, »dass diese Nacht ruhig bleiben wird.«
    »Ich rechne damit«, sagte sie und schmiegte sich an seine breite Brust, »dass du mich in dieser Nacht in den Armen hältst.«
    »Damit kannst du allerdings rechnen«, versicherte er, rutschte auf den Knien bis zu einer Luke und stieß sie auf. Frische Nachtluft flutete herein. Die Tiere im Stall erzeugten beruhigende Geräusche.
    Die Zärtlichkeiten und die Leidenschaft Burunas schwemmten seine Gedanken hinweg. Die Stille der Nacht half ihm, einzuschlafen und seine Sorgen zu vergessen. Aber in einem Winkel seines Verstandes nistete der Gedanke an die Gefahren und die zu erwartenden Überfälle.
    *
    Mitten in der Nacht wachte er auf. Er drehte seinen Kopf und blickte im letzten Zucken der Kerzenflamme Buruna an. Einer ihrer Zöpfe hatten sich in der Stunde der Leidenschaft gelöst, und das schwarze Haar ringelte sich über den Hals und eine Schulter. Langsam und leise richtete sich Mythor auf und ahnte, dass ihn das Heulen des Bitterwolfs geweckt hatte. Er rollte sich zur Seite, griff nach dem Schwert und schlüpfte, noch immer im zitternden Kerzenlicht, in die Stiefel. Wieder heulte Hark irgendwo draußen in den Büschen. Mythor huschte, während er sich den Helm aufsetzte, durch die dunkle Scheune und zum schmalen Eingang hinaus.
    Die Dunkelheit war vom Leuchten der Sterne, der schmalen Sichel des Mondes und einem fernen, undeutlichen Geräusch erfüllt. Als sich Mythor zu Boden gleiten ließ und sein Ohr auf eine harte Stelle presste, glitt Gapolo ze Chianez aus einem anderen Teil der Scheune hervor und flüsterte: »Dein Wolf hat geheult. Eine Warnung?«
    »Durchaus möglich«, antwortete Mythor.
    Der Boden übertrug das dumpfe Poltern von Pferdehufen und das Trappen von schweren Kampfstiefeln. Söldner oder Krieger waren in der Nähe. Ein Hund begann hinter den Felsen zu kläffen.
    »Es muss eine große Gruppe sein«, sagte Mythor. »Wenn wir uns ihnen entgegenstellen, schlagen sie uns mühelos in Stücke.«
    »Also in die Verstecke? Zusammen mit den Bauern?«
    »Vermutlich die beste Lösung, Gapolo. Weck deine Leute! Ich warne Daren.«
    Es war nicht mehr nötig. Daren stürzte aus der aufspringenden Tür des Wohnhauses. Rasch verständigten sich die drei Männer, und augenblicklich begannen sie mit den Vorbereitungen.
    Daren weckte seine Leute. Sie trieben das Vieh aus dem Stall in mehrere Felshöhlen und tarnten die Eingänge. Die Kinder und die Frauen rannten in andere, kleinere Höhlen. Falltüren öffneten sich, und als die Mitglieder von Mythors Gruppe wach, bewaffnet und ebenfalls in großer Eile die eigenen Tiere wegtrieben, standen nur noch der Älteste, Gapolo und Mythor auf dem dunklen Hof.
    »Hoffentlich geht dein Plan auf«, wandte sich Mythor an den Bauern, der grimmig ein riesiges Beil festhielt. »Nunmehr ist es auch unser Plan.«
    »Wir haben uns in den letzten Jahren viermal versteckt«, gab Daren zurück. »Es war jedesmal richtig. Sie zerstörten immer Teile der Häuser und .. .«
    »Still!« sagte Gapolo und packte Mythor und Daren an den Armen.
    »Ich höre sie!« murmelte der Bauer.
    Zahllose Hufe trampelten. Undeutliche Flüche und Gesprächsfetzten hallten durch die stille Nacht. Pferde wieherten grell. Hinter den Baumstämmen loderten schwach einzelne Fackeln auf.
    »Und wenn sie die Eingänge zu den Höhlen finden, was dann?« wollte Mythor wissen.
    »Dann müssen wir kämpfen«, antwortete Daren mit Entschiedenheit.
    Sie hofften, während sie

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