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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Hans Kneifel
    DIE KUNDSCHAFTER
    Jener Wanderer, der das Landschiff sah, fragte: »Warum drehen sich die Räder? Warum erzeugen sie nutzlose Wellen und Geräusche?«
    Der Mautner hob seine schwieligen Hände und sagte: »Es sind Sinnbilder des Wachsens und Vergehens. Es ist viel Sinn in diesem Rhythmus.«
    Der Wanderer war verwirrt: »Was sagt dir jenes Klappern und Rauschen?«
    Die Antwort des Mautners klang sicher. Seine Stimme war voll Sorge und der Kenntnis kommenden Elends. Er sagte: »Die Mächte des Bösen wachsen in der Schwärze. Bald bläst das Große Schaurige Horn. Dann geht alles unter.«
    Der Wanderer erschrak und fragte mit zitternden Knien: »Alles geht unter? Warum flüchtest du nicht?«
    Der Mautner raufte seinen Bart und sprach: »Ich bin hilflos wie alle, die guten Willens sind und die Mächte der Schattenzone hassen und fürchten.«
    Der Wanderer hielt sein scheuendes Pferd fest und schwang sich in den Sattel. Obwohl der Mann kraftvoll und mutig zu sein schien, stieß er hervor: »Ich jedenfalls werde flüchten! Ich will nicht Sklave der Dunklen Mächte werden!«
    Dem Davongaloppierenden rief der Mautner prophetisch nach: »Kein Weg ist lang genug, keine Entfernung so groß! Du wirst ihnen nicht entkommen. Niemand entkommt ihnen! Nicht einmal ich, der die Zeichen deuten kann.«
    (Legende im Land Darain)
    *
    Mythors Blicke verfolgten einen Reiter, der auf ihn und die Gruppe seiner Begleiter zuzukommen schien. Es war eine groteske Gestalt.
    Hoch über dem Geschehen kreiste Horus. Der Schneefalke zeigte keine Unruhe, und auch Hark ließ sich nicht sehen. Also bestand wohl keine ernsthafte Gefahr. Der Reiter kam näher.
    Buruna hob die Hand über die Augen und sagte verwundert: »Alles ist weiß, Mythor! Das Pferd, die Kleidung oder Rüstung und auch die Haut des Reiters!«
    Der Reiter kauerte auf einer schneeweißen Mähre. Er schwenkte auffordernd seine weiße Lanze, an der ein zerrissener weißer Wimpel flatterte. In holprigem Galopp stob er auf Buruna und Mythor zu, die den kleinen Zug anführten. Hinter ihnen, nicht sehr weit entfernt, lag die Grenze zwischen Ugalien und Tainnia. Mythor legte die Hand an den Griff des Gläsernen Schwertes, beruhigte das Einhorn mit einem leisen Zuruf und einem schwachen Schenkeldruck. Fünfzehn Schritt vor ihnen parierte der weiße Reiter sein keuchendes Tier durch.
    »Wohin des Weges, Fremder?« rief der Reiter. Seine Stimme klang seltsam hell, als habe er sie seinem Aussehen angleichen wollen. Er war ein großer, hagerer Mann, in weißes Leinen gekleidet. Viele Risse und Löcher ließen unter der Kleidung die Haut eines Albinos erkennen.
    »Ein Verrückter!« knurrte Gapolo ze Chianez hinter Mythor. Der Reiter drängte seinen klapprigen Gaul weiter heran.
    Mythor sagte ruhig, aber einigermaßen verwundert: »Nach Süden. Wir sind eine kleine, harmlose Gruppe, die sich wohl zu wehren vermag.«
    An Knien und Ellbogen des weißen Reiters saßen kugelige Panzerteile mit langen Stacheln. Auch dieses Metall war weiß, ebenso wie ein zerbeulter Brustpanzer und ein Helm, dessen Aussehen den phantastischen Eindruck verstärkte.
    »Nicht nach der Stadt Darain? Ich weiß, dass ein gigantisches Heer der Caer die Stadt belagert.«
    Buruna bestätigte: »Wir haben Flüchtlinge gesehen. Große und kleine Gruppen ziehen kreuz und quer durch das Land.«
    Der weiße Helm des Reiters umschloss das kalkige Gesicht und endete über bleichen Augenbrauen. In Stirnhöhe zog sich ein ausladendes Gestrüpp metallener Haken, Dornen und Winkel um den Helm, eine Art weißer Strahlenkranz, in dem sich Geschosse oder Waffen des Gegners verfangen und verhaken mochten. Selbst die Haare seines buschigen Schnurrbarts waren schlohweiß. Der Reiter trug Stiefel aus weißem Leder mit Metallbeschlägen derselben Färbung.
    »Das Land ist in Aufruhr«, bekräftigte der Reiter. Als er seine stechenden Augen auf Burunas Hemd richtete, das über den Brüsten weit geöffnet war, bekam sein Blick etwas Träumerisches. »Ich ritt tagelang. Überall sah ich, wie sich unbeschreibliche Dinge abspielten. Es sind Vorboten eines unfassbaren Geschehens. Geht ihr nicht nach Darain? Ich reite, um die Caer zu vertreiben!«
    Mythor beabsichtigte nicht, dem Fremden zu erzählen, dass er sich in zwei Monden mit Sadagar und dem bemitleidenswerten Nottr beim Koloss von Tillorn verabredet hatte. Auch von seinem Versuch, das Orakel von Theran zu besuchen, würde er nichts sagen.
    So antwortete er unverbindlich: »Das

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