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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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schmieden, braucht man Feuer.“
    „Das ist natürlich richtig. Trotzdem beunruhigt es mich, dass die Eulen hier im Baum auf einmal so begeistert von Feuerwaffen sind. Boron und Barran wollen das Flammengeschwader sogar verstärken und Unterrichtsstunden im Fackelkampf einführen.“ Ezylryb klang ungehalten.
    „Nun, man muss eben mit der Zeit gehen“, sagte die alte Schlange besänftigend.
    „Und wenn mir die Zeit nicht passt?“, entgegnete der Alte störrisch.
    Oktavia legte den Federstaubwedel weg, ringelte sich zusammen, richtete sich halb auf und heftete den blinden Blick auf ihren Herrn.
    Wie macht sie das bloß? , dachte Ezylryb. Sie ist blind, aber sie liest in mir wie in einem offenen Buch!
    „Ihr wollt mich doch wohl nicht in einen Gollimopp verwickeln und mir etwas von der Schlechtigkeit der Welt vorjammern, oder?“ Der Ton der Nesthälterin war streng.
    „Nein, nein“, sagte Ezylryb hastig. „Ich muss jetzt übrigens in den Parlamentssaal. Ich habe noch eine Sitzung.“
    „Heute wird doch gefeiert.“
    „J a – aber Wamme hat nichts zu feiern.“
    „Die Arme. Sie ist noch nicht wieder auf der Höhe, oder?“
    „Das ist noch milde ausgedrückt. Ich würde eher sagen, sie ist immer noch komplett gaga!“
    Eine andere Eule im Baum hatte ebenfalls mit einem Anfall von Gollimopp zu kämpfen. Otulissa beugte sich über ihren Plan für einen Angriff auf die Reinen. Jetzt haben wir endlich die nötigen Divisionen beisamme n – und die Frostschnäbel aus den Nordlanden wollen sich uns auch noch anschließen! Die Fleckenkäuzin seufzte schwer. Es war zwecklo s – niemand wollte auf sie hören. Ezylryb nicht, Barran und Boron nicht, nicht einmal Bubo. Vom Festsaal drang fröhliches Stimmengewirr an ihre Ohren. Die Feier für die beiden glücklich Geretteten, Eglantine und Primel, war in vollem Gange.
    Madame Plonk kam an Otulissas Höhle vorbeigeflogen. Ihre Flugbahn war ziemlich taumeli g – bestimmt hatte sie wieder zu viel Milchbeerenmet intus.
    „Bin ich denn hier die Einzige, die an die Zukunft denkt?“, sagte Otulissa halblaut zu sich selbst.
    „Mitnichten!“
    Otulissa fuhr herum. Ezylryb streckte den Kopf durch den Höhleneingang. „Ich möchte dich, Eglantine und die Bande in einer Viertelstunde im Parlamentssaal sehen.“
    Was ist denn jetzt los?
    „Und hüte bitte ausnahmsweise deinen Schnabel, wenn du den anderen Bescheid gibst, Otulissa. Es braucht nicht unbedingt jede Eule im Baum von unserem Treffen zu erfahren.“
    „Ic h … ä h … alles klar.“ Hatte ihr der Alte etwa zugezwinkert?

Die lebende Tote

    Der Raufußkauz, der die Tür zum Parlamentssaal bewachte, winkte sie durch. Die jungen Eulen waren erst zweimal hier gewesen, und alle sechs schämten sich ein bisschen, weil sie die Sitzungen so oft belauscht hatten.
    Die Parlamentsmitglieder saßen auf einem zum Halbrund gebogenen Birkenast. Nur ein Platz war lee r – der von Wamme. Doch was war das für ein klägliches Federbündel ganz hinten in der Ecke? Das war doch die ältliche Höhlenkäuzin! Was um Glaux’ willen war nur mit ihr passiert? Ihr glänzend braunes, weiß gesprenkeltes Gefieder war grau geworden, ihre bernsteinfarbenen Augen waren stumpf. Sie ruckte krampfhaft mit dem Kopf und brabbelte irgendetwas völlig Unverständliches.
    Boron ergriff das Wort.
    Er sah, wie erschrocken die jungen Eulen waren, und sein Ton war sanft. Hoffentlich hatte Ezylryb die kleine Truppe richtig eingeschätzt. Mutig waren die sechs, daran bestand kein Zweifel, aber waren sie auch schon reif genug für eine solche Aufgabe? „Wamme ist nicht zersprungen“, sagte er. „Ihr Zustand hat nichts mit Tupfen zu tun.“
    „Womit dann?“, fragte Morgengrau leise.
    „Ihr Magen steht still und ihr Herz ist gebrochen.“
    „Gebrochen?“ Von einem „gebrochenen“ Herzen hatten die Jungvögel noch nie gehört.
    „Nun j a …“, Boron wählte seine Worte mit Bedacht, „ … bei uns Eulen sitzen die stärksten Gefühle im Magen, aber einige Gefühle haben ihren Platz auch im Herzen. Wenn nun eine Eule einen Freund verrät, oder wie in Wammes Fall, einen ganzen Baum, denn sie hat ja für die Reinen spioniert, dann verrät die Eule auch ihr eigenes Herz. Begreift die Betreffende hinterher, was sie getan hat, dann kommt es vor, dass ihr der Magen den Dienst versagt. Das Herz will das dann ausgleichen, aber es ist nicht dafür geschaffen und bricht. Natürlich bricht es nicht wirklich entzwei, und es hält auch den Blutkreislauf

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