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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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schwöre ich!“ Nyras sonst so strahlend weißes Gesicht war schwarz von Ruß. Sie schwang sich in die Lüfte. „Tötet Eglantine, die Verräterin, die Mörderin des Heiligtums!“, kreischte sie in unbändigem Zorn.
    Das Ziel von Nyra und ihrer Truppe waren die Hinterlande, wo der größte Teil des Heeres versammelt war. Als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte, wandte sich Nyra an Uglamore: „Wo sind die Eulen von Ga’Hoole geblieben? Eine ganze Division kann sich doch nicht in Luft auflösen.“
    „Na j a … als o …“ Uglamore hatte mit dieser Frage gerechnet und sich eine Antwort zurechtgelegt. Angst hatte er trotzdem. „Ihr wisst doch, dass die Wächter viel mehr Erfahrung mit Feuer haben als wir. Wahrscheinlich halten sie sich hinter einer Flammenwand versteckt.“
    „H m …“ machte Nyra nur.
    Ob sie ihm glaubte? Uglamore fand, dass seine Erklärung einleuchtend klang. Nie im Leben hätte er Nyra erzählen können, dass man sie hereingelegt hatt e – dass fünfundsiebzig schwer bewaffnete Eulen von vierundzwanzig Unbewaffneten überlistet worden waren. Doch der Vorfall gab ihm zu denken. Sind die Eulen von Ga’Hoole uns Reinen etwa überlegen?
    Kludd, Nyra und ihr Stellvertreter Stürmer hatten ihre Eulen gründlich ausgebildet und mit den wirkungsvollsten Waffen ausgerüstet. Bessere Krieger gab es nicht! Sie hatten bereits ein riesiges Gebiet erober t – nur das Revier der Nordland-Eulen war vergleichbar groß. Bei den Wächtern dagegen herrschte keine Disziplin, das war allgemein bekannt. Im Großen Ga’Hoole-Baum tat jeder, was er wollte. Oder ist Disziplin eben doch nicht alles? , ging es Uglamore plötzlich durch den Kopf. Diese Schlacht hatten die Wächter nicht mit Disziplin gewonnen, sondern mit Verstand. Wann habe ich zum letzten Mal meinen Verstand benutzt? Wann hat mich zuletzt jemand nach meiner Meinung gefragt? Wann hatte ich überhaupt zum letzten Mal eine eigene Meinung?
    Nyra wich dem Gegenwind aus, der es ihnen erschwerte, auf der kürzesten Strecke in die Hinterlande zurückzukehren. Uglamore und der übrige Zug folgten ihr.
    Ezylryb ließ sich in seiner Wohnhöhle auf seinem Lieblingshochsitz nieder und pickte eine getrocknete Raupe aus einem Schüsselchen. „Tja, meine liebe Oktavia, unsere Nachwuchswächter, die Brigade der Besten, haben sich zu geschickten Feuerkämpfern gemausert. Hier im Baum gab es zwar immer ein Flammengeschwader, aber bisher nur als kleinere Kampfeinheit, und Fackeln wurden überwiegend zur Verteidigung benutzt, nicht zum offenen Angriff wie diesmal. Man könnte fast sagen, unsere jungen Freunde haben eine neue Art Waffen erfunden.“
    „Da bin ich ganz Ihrer Meinung, gnädiger Herr.“ Die beleibte Nesthälterin staubte einen Bücherstapel ab. „Diese jungen Eulen sind ausgesprochen klug und erfinderisch.“
    „Es hat eben seine Vorteile, dass wir in einer Gemeinschaft leben, in der ein freier Geist herrscht. Wir dürfen zufrieden sein.“
    „Oh ja“, sagte Oktavia, doch sie spürte, dass Ezylryb keineswegs zufrieden war.
    „Aber ist es nicht eine Ironie des Schicksals, dass ich vor Jahren meine Kampfkrallen an den Nagel gehängt habe, nur um mich jetzt mit weitaus tödlicheren Waffen beschäftigen zu müsse n – von diesem Teufelszeug, den Tupfen, ganz zu schweigen?“
    „Da haben Sie Recht, gnädiger Herr. Tupfen sind ein wahres Teufelszeug.“ Wie es manchmal seine Art war, näherte sich der gewiefte Ezylryb dem, was er eigentlich sagen wollte, auf Umwegen. Oktavia kannte ihn schon so lange, dass sie wusste, wie sie darauf einzugehen hatte. „Haben Sie denn im Gefecht mit Nyras Rächern auch zur Fackel gegriffen?“
    Der alte Kreischeulerich blickte sie mit dem halb geschlossenen Auge an. Oktavia wurde es unbehaglich zumute. Ich wette, er sieht mit dem verletzten Auge mehr als jede andere Eule mit zwei gesunden Augen.
    „Was glaubst du wohl, Oktavia?“
    Die Schlange erwiderte lachend: „Ich kenne Sie doch, gnädiger Herr! Sie haben bestimmt keine Waffe angerührt, sondern lieber eine List ersonnen.“
    „Allerdings.“ Ezylryb tschurrte belustigt. „Aber nachdenklich macht mich das Ganze doch.“
    „Inwiefern?“ Oktavia schob die Papiere auf dem Schreibtisch zurecht.
    „Ist es nicht erstaunlich, dass wir das Feuer bisher fast ausschließlich zu friedlichen Zwecken eingesetzt habe n … zum Kochen, zum Anzünden von Kerze n … und nicht als Waffe?“
    „Was ist mit Kampfkrallen? Kampfkrallen sind Waffen und um sie zu

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