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Die Legende von der Schlafhöhle (German Edition)

Die Legende von der Schlafhöhle (German Edition)

Titel: Die Legende von der Schlafhöhle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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    Dieß ist im Allgemeinen der Inhalt dieses legendenartigen Aberglaubens, der zu mancher abenteuerlichen Erzählung in dieser dunkeln Gegend das Material geliefert hat, so daß das Gespenst an jedem häuslichen Herde unter dem Namen des kopflosen Reiters aus der Schlafhöhle bekannt ist.
    Merkwürdig ist dabei, daß das visionäre Vermögen, dessen wir erwähnten, sich nicht blos auf die ursprünglichen Bewohner des Thals erstreckt, sondern sich unbewußt auch auf Alle ausdehnt, die eine Zeit lang da gewohnt haben. Wie hell und wach sie auch gewesen sein mögen, bevor sie diese schlafmachende Gegend betraten, sicher athmen sie in kurzer Zeit die bezaubernde Kraft mit der Luft ein, werden träumerisch und nachdenkend und sehen Gespenster.
    Ich gedenke dieser friedlichen Stelle voll Lobes, denn in solchen verborgenen holländischen Thälern, wie man sie hier und da in dem großen Staate Newyork findet, erhalten sich Bevölkerung, Sitten und Gebräuche unverändert, während der große Strom der Auswanderung und Kultur, welcher so bedeutende Veränderungen in anderen Theilen dieses Landes hervorbringt, unbemerkt an ihnen dahinzieht. Sie sind wie die kleinen Winkel mit stillem Wasser am Rande eines reißenden Flusses, wo wir den Strohhalm und die Blase ruhig vor Anker liegen oder sanft in ihrem Hafen sich drehen sehen, ungestört durch den ungestümen vorbeiziehenden Strom. Obgleich viele Jahre verflossen sind, seit ich das Dunkel der Schlafhöhle betrat, so möchte ich doch fast glauben, daß ich dieselben Bäume und dieselben Familien in dieser versteckten Einöde wiederfinden würde.
    An diesem Platze wohnte in einer seinen Periode der amerikanischen Geschichte, d. h. ohngefähr vor dreißig Jahren, ein ehrwürdiger Herr, mit Namen Ichabod Crane, um die Kinder aus der Nachbarschaft zu unterrichten. Er war von Connecticut gebürtig, einem Staat, der die Union sowohl mit Pionieren für die Seelen wie für die Wälder versieht und jährlich eine Legion von Holzhauern und Landschulmeistern aussendet. Der Zuname Crane (Kranich) paßte auf seine Person. Er war lang, außerordentlich schmächtig, mit schmalen Schultern, langen Armen und Beinen, mit Händen, welche eine Meile weit aus den Aermeln herausbaumelten, mit Füßen, die statt Schaufeln dienen konnten, und sein ganzer Körper hing nur ganz locker zusammen. Sein Kopf war klein und auf dem Wirbel flach, mit ungeheuren Ohren, großen grünen Glasaugen und einer langen Nase, gleich einem Schnepfenschnabel, so daß er aussah wie ein Wetterhahn, der auf seinem Spindelhals stand, um anzuzeigen, wo der Wind herblase. Wer ihn an einem windigen Tage an der Seite eines Hügels mit fliegenden Kleidern dahinschreiten sah, hätte ihn für den auf die Erde herabsteigenden Genius des Hungers oder für eine Vogelscheuche in einem Kornfeld halten können.
    Sein Schulhaus war ein ärmliches Gebäude auf einem großen Platz, roh von Holz gebaut, die Fenster zum Theil von Glas, zum Theil mit Blättern von alten Schreibbüchern verklebt. Sehr sinnreich war es für Stunden, wo niemand zu Hause war, durch ein an dem Griff der Thüre angebrachtes Weidengeflecht und durch gegen die Fensterladen gestemmte Stücke gesichert, so daß ein Dieb zwar ganz leicht hineinsteigen konnte, aber einige Schwierigkeiten fand, wieder herauszukommen; eine Idee, die Herr Yost van Houten, der Baumeister, höchst wahrscheinlich von einem Aalfang entlehnt hatte. Das Schulhaus hatte eine einsame, aber angenehme Lage, gerade an dem Fuß eines waldigen Hügels, dicht an einem Bache und einer großen Birke, die an dem einen Ende desselben stand. An einem schwülen Sommertage konnte man von da das leise Gemurmel der Schüler, die ihre Lektion auswendig lernten, gleich dem Summen eines Bienenstockes hören, hier und da unterbrochen durch die gebieterische Stimme des Meisters im Tone der Drohung oder des Befehls, oder zufällig auch durch den gefürchteten Ton der Birkenruthe, wenn er einige Faullenzer auf den blumigen Pfad des Wissens drängte. Die Wahrheit zu sagen, war er ein gewissenhafter Mann, der immer die goldene Maxime im Herzen trug: »Spare die Ruthe, und du verdirbst das Kind.« Sicherlich wurden Crane’s Schüler nicht verdorben.
    Man darf nicht glauben, daß er einer der grausamen Schulpotentaten gewesen sei, die sich an dem Schmerz ihrer Untergebenen erfreuen; im Gegentheil, er übte Gerechtigkeit eher mit Unterschied als mit Strenge, nahm den Schwachen die Last von dem Rücken und legte

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