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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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er hätte die Stadt eingenommen und die Verteidiger wie Helden behandelt. Dann würden sich andere Städte ebenso heftig wehren. Aber so schickt er die Angst voraus. Und Angst ist ein starker Verbündeter.«
    »Das hört sich so an, als ob du ihn bewunderst«, sagte ein anderer Mann. Er war kleiner und hatte einen lockigen blonden Schnurrbart.
    »Ja, das tue ich«, erklärte Druss lächelnd. »Ulric ist einer der größten Generäle unseres Zeitalters. Wer sonst hätte es in den letzten tausend Jahren geschafft, die Nadir zu einen? Es ist die Art der Nadir, jeden zu bekämpfen, der nicht zu ihrem Stamm gehört. Wenn tausend Stämme so denken, können sie nie zu einer Nation werden. Ulric nahm seinen eigenen Stamm, die Wolfsschädel, und änderte die Strategie der Nadirkriege. Jedem Stamm, den er eroberte, ließ er die Wahl, sich ihm entweder anzuschließen oder zu sterben. Viele zogen es vor zu sterben, aber die meisten wählten das Leben. Und so wuchs seine Armee. Jeder Stamm behält seine Gebräuche bei, und diese werden sogar geehrt. Einen solchen Mann kann man nicht leichthin abtun.«
    »Ulric ist ein verräterischer Schurke«, warf ein Mann aus einer anderen Gruppe ein. »Er hat einen Vertrag mit uns unterzeichnet. Und jetzt will er ihn brechen.«
    »Ich verteidige ja auch nicht seine Moral«, sagte Druss ruhig. »Ich will nur klarmachen, daß er ein guter General ist. Seine Truppen verehren ihn.«
    »Mir gefällt jedenfalls nicht, wie du redest, alter Mann«, sagte der größte der Zuhörer.
    »Nein?« fragte Druss. »Dann bist du wohl Soldat?«
    Der Mann zögerte, warf seinen Kameraden einen Blick zu und zuckte die Achseln. »Ist auch egal«, sagte er, »vergiß es.«
    »Oder bist du Deserteur?«
    »Ich habe gesagt, vergiß es, Alter«, tobte der Jüngling.
    »Seid ihr alle Deserteure?« fragte Druss, lehnte sich gegen die Theke und ließ seinen Blick über die etwa dreißig Anwesenden schweifen.
    »Nein, nicht alle«, erklärte ein junger Mann, der sich aus der Menge löste. Er war groß und schlank; unter seinem Bronzehelm quollen dunkle Zöpfe hervor. »Aber du kannst die, die Deserteure sind, nicht dafür tadeln.«
    »Kümmer dich nicht darum, Pinar«, sagte einer. »Wir haben doch lange genug darüber gesprochen.«
    »Ich weiß. Endlos«, erwiderte Pinar. »Aber es ändert nichts an der Lage. Der Gan ist ein Dreckskerl. Schlimmer noch, er ist unfähig. Aber wenn ihr desertiert, sorgt ihr dafür, daß eure Kameraden keine Chance haben.«
    »Sie haben sowieso keine Chance«, sagte der Kleine mit dem blonden Schnurrbart. »Wenn sie auch nur einen Funken Verstand hätten, würden sie mit uns kommen.«
    »Dorian, du bist selbstsüchtig«, sagte Pinar sanft. »Wenn die Kämpfe beginnen, wird Gan Orrin seine idiotischen Regeln vergessen müssen. Wir werden alle viel zu beschäftigt sein, uns darum zu scheren.«
    »Ich finde, wir hatten schon genug Drill«, sagte Dorian. »Glänzende Rüstungen, Morgenparaden, Gewaltmärsche. Mitternächtliche Inspektionen. Strafen für nachlässiges Salutieren, ungekämmte Haare oder Reden nach dem Lichtlöschen. Der Mann ist verrückt.«
    »Wenn sie euch erwischen, werdet ihr gehängt«, sagte Pinar.
    »Er wagt es nicht, uns Leute hinterherzuschicken. Sie würden ebenfalls desertieren. Ich bin nach Dros Delnoch gekommen, um gegen die Nadir zu kämpfen. Ich habe einen Hof, eine Frau und zwei Töchter. Ich bin nicht wegen dem ganzen Quatsch mit den Rüstungen hergekommen.«
    »Dann geh, mein Freund«, sagte Pinar. »Ich hoffe, du wirst es nicht bedauern.«
    »Ich bedaure es jetzt schon. Aber mein Entschluß steht fest«, sagte Dorin. »Ich gehe nach Süden, um mich Wundweber anzuschließen. Das ist mal ein Soldat!«
    »Lebt Graf Delnar noch?« fragte Druss. Der junge Krieger nickte abwesend. »Wie viele Männer halten noch die Stellung?«
    »Was?« fragte Pinar, als er merkte, daß Druss mit ihm sprach.
    »Wie viele Männer habt ihr in Delnoch?«
    »Was geht dich das an?«
    »Ich bin auf dem Weg dorthin.«
    »Warum?«
    »Weil man mich darum gebeten hat, Freundchen«, sagte Druss. »Und in mehr Jahren, als ich zählen mag, habe ich nie einem Freund eine Bitte abgeschlagen.«
    »Dieser Freund hat dich gebeten, dich uns in Dros Delnoch anzuschließen? Ist er verrückt? Wir brauchen Soldaten, Bogenschützen, Lanzenträger, Krieger. Ich habe keine Zeit, respektvoll zu sein, alter Mann. Aber du solltest nach Hause gehen - wir brauchen keine Graubärte.«
    Druss lächelte grimmig. »Du

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