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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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verschafft ihm einen beträchtlichen Vorsprung.“
    Dies sollte keine Kritik am Geheimdienst sein, aber einen Augenblick schien es, als ob Sandmeyer beleidigt wäre. Dann zuckte der Oberst die Schultern. „Unsere Methode ist zweischneidig – das haben Sie selbst zu mir gesagt. Unser freier Informationsaustausch bedeutet schnelleren Fortschritt, selbst wenn wir einige Geheimnisse preisgeben. Die russischen Forschungsabteilungen wissen wahrscheinlich nicht, was ihre eigenen Leute die halbe Zeit tun. Wir werden ihnen zeigen, daß die Demokratie zuerst den Mond erreichen kann.“
    Demokratie … Hohlköpfe, dachte Reinhold, hütete sich aber, es zu sagen. Ein einziger Konrad Schneider war eine Million Wählerstimmen wert. Und was hatte Konrad in dieser ganzen Zeit getan, unterstützt von allen Hilfsmitteln der Sowjetunion? Vielleicht war sein Schiff jetzt schon von der Erde gestartet …
     
    Die Sonne, die Taratua verlassen hatte, stand noch hoch über dem Baikalsee, als Konrad Schneider und der Stellvertretende Kommissar für Kernforschung langsam vom Motorenprüfplatz zurückgingen. In ihren Ohren dröhnte es noch schmerzhaft, obwohl die letzten donnernden Echos vor zehn Minuten über dem See erstorben waren.
    „Warum so ein langes Gesicht?“ fragte Grigoriewitsch plötzlich. „Sie müßten jetzt glücklich sein. In vier Wochen sind wir unterwegs, und die Yankees werden vor Wut platzen.“
    „Sie sind Optimist wie gewöhnlich“, sagte Schneider. „Wenn der Motor auch funktioniert, ist es doch nicht so einfach. Ich kann zwar jetzt keine ernsthaften Hindernisse sehen, aber mich beunruhigen die Berichte aus Taratua. Ich habe Ihnen erzählt, wie tüchtig Hoffmann ist, und er hat Milliarden Dollar hinter sich. Die Fotos von seinem Raumschiff sind nicht sehr deutlich, aber es scheint der Fertigstellung nahe zu sein. Und wir wissen, daß er seinen Motor vor fünf Wochen erprobt hat.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte Grigoriewitsch lachend. „Bei denen wird man eine große Überraschung erleben! Bedenken Sie, daß man dort überhaupt nichts über uns weiß.“
    Schneider fragte sich, ob es sich wirklich so verhielte, fand es aber geraten, keine Zweifel zu äußern. Das könnte Grigoriewitsch veranlassen, allzu genaue Nachforschungen anzustellen, und wenn er einen dunklen Punkt fände, so würde es ihm, Schneider, schwerfallen, sich rein zu waschen.
    Der Posten grüßte, als Schneider das Verwaltungsgebäude wieder betrat. Hier gibt es fast so viele Soldaten wie Techniker, dachte er grimmig. Aber so arbeiteten die Russen eben, und solange sie ihn in Ruhe arbeiten ließen, konnte er sich nicht beklagen. Im ganzen hatten sich, von einigen aufreizenden Ausnahmen abgesehen, die Ereignisse ganz so gestaltet, wie er gehofft hatte. Nur die Zukunft konnte zeigen, ob er oder Reinhold die bessere Wahl getroffen hatte.
    Er arbeitete schon an seinem Schlußbericht, als laute Rufe ihn störten. Einen Augenblick saß er regungslos an seinem Schreibtisch und fragte sich, was für ein Ereignis das sein könne, das die strenge Disziplin des Lagers durchbrochen hatte. Dann trat er ans Fenster, und zum erstenmal in seinem Leben empfand er Verzweiflung.
     
    Rings um ihn standen die Sterne, als Reinhold den kleinen Hügel hinunterschritt. Draußen auf dem Meer strich die Forrestal noch immer mit ihren Lichtfingern über das Wasser, während weiter hinten am Strand das Gerüst um die Columbus sich in einen leuchtenden Weihnachtsbaum verwandelt hatte. Nur der vorspringende Schiffsbug lag wie ein dunkler Schatten vor den Sternen.
    Ein Radio plärrte Tanzmusik aus den Wohnvierteln herüber, und unwillkürlich beschleunigte Reinhold bei diesem Rhythmus seine Schritte. Er hatte fast den schmalen Pfad längs des Sandstrandes erreicht, als irgendein Anzeichen, eine ganz flüchtige Bewegung, ihn veranlaßte, stehenzubleiben. Verwundert blickte er vom Ufer zum See hinüber und wieder zurück. Erst nach einer kleinen Weile dachte er daran, zum Himmel hinaufzusehen.
    Da wußte Reinhold Hoffmann, genau wie Konrad Schneider im gleichen Augenblick, daß er das Wettrennen verloren hatte, nicht wie befürchtet um wenige Wochen oder Monate, sondern um Jahrtausende. Die riesigen schweigenden Schatten, die viel mehr Meilen über seinem Kopf, als er zu mutmaßen wagte, an den Sternen vorbeiglitten, waren seiner kleinen Columbus so weit überlegen wie dieses Raumschiff den Baumstammkanus der Vorzeitmenschen. Einen Augenblick lang, der eine

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