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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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anzurühren wagte, weil Jennifer Anne es vielleicht wieder benutzen wollte. Zuweilen ließ Jennifer die Möbel sich bewegen, so daß sie merkwürdige Muster bildeten, und George kam es vor, als ob die selbstleuchtenden Muster an der Wand jetzt heller schimmerten als früher.
    Jennifer machte keine Unruhe. Sie bedurfte der Hilfe und Liebe ihrer Eltern nicht mehr. Es konnte nicht mehr sehr lange dauern, und in dieser Zwischenzeit klammerten sie sich verzweifelt an Jeff.
    Er veränderte sich ebenfalls, aber er kannte sie noch. Der Knabe, dessen Wachstum sie seit den formlosen Nebeln seines Werdens beobachtet hatten, verlor seine Persönlichkeit, löste sich Stunde für Stunde vor ihren Augen auf. Aber manchmal sprach er noch mit ihnen wie früher und redete von seinen Spielsachen und Freunden, als wäre ihm nicht bewußt, was vor ihm lag. Aber oft sah er sie auch nicht, und kein Anzeichen verriet, ob er ihre Anwesenheit bemerkte. Er schlief nicht mehr, sie jedoch mußten schlafen, obwohl sie das überwältigende Verlangen hatten, von diesen letzten verbleibenden Stunden möglichst wenige zu verschwenden.
    Anders als Jennifer schien er keine übernatürliche Macht über körperliche Gegenstände zu besitzen, weil er, da er schon fast erwachsen war, ihrer weniger bedurfte. Seine Eigenart lag ganz und gar in seinem geistigen Leben, von dem die Träume jetzt nur einen kleinen Teil bildeten. Er stand stundenlang ganz still, mit festgeschlossenen Augen, als lausche er auf Töne, die niemand sonst hören konnte. In seinen Geist strömte von irgendwoher ein Wissen ein, das bald das halbgeformte Wesen, das Jeffrey Angus Greggson gewesen war, überwältigen und zerstören würde.
    Die Hündin Fey saß neben ihm, blickte mit traurigen, verwunderten Augen zu ihm auf und schien zu fragen, wohin ihr Herr gegangen wäre und wann er zu ihr zurückkehren würde.
     
    Jeff und Jennifer waren die ersten auf der Welt, aber bald waren sie nicht die einzigen. Wie eine Epidemie sich schnell von Land zu Land verbreitet, befiel die Verwandlung die ganze menschliche Rasse. Sie betraf praktisch keinen, der über zehn Jahre alt war, aber von denen, die jünger waren als zehn Jahre, entkam keiner.
    Es war das Ende der Zivilisation, das Ende alles dessen, wofür Menschen seit Beginn der Zeit gekämpft hatten. Im Verlauf von wenigen Tagen hatte die Menschheit ihre Zukunft verloren, denn das Herz jeder Rasse wird zerstört, und ihr Wille, weiterzuleben, wird gebrochen, wenn ihr die Kinder genommen werden.
    Es gab keine Panik, wie es noch vor einem Jahrhundert der Fall gewesen wäre. Die Welt war erstarrt, die großen Städte still und schweigsam geworden. Nur die lebenswichtigen Industrien arbeiteten weiter. Es war, als habe der Planet Trauer angelegt und klage um alles, was jetzt nie mehr sein konnte.
    Und dann sprach Karellen, wie er es vor jetzt vergessenen Zeiten getan hatte, zum letztenmal zu der Menschheit.
     
     
    6
     
    „Mein Werk hier ist fast beendet“, sagte Karellens Stimme aus Millionen Radios. „Endlich, nach hundert Jahren, kann ich euch sagen, worin es bestand.
    Viele Dinge mußten wir vor euch verbergen, wie wir uns selbst während unseres halben Aufenthalts auf der Erde verborgen haben. Einigen von euch – das weiß ich – erschien diese Geheimhaltung unnötig. Ihr seid an unsere Anwesenheit gewöhnt; ihr könnt euch nicht mehr vorstellen, wie eure Vorfahren sich bei unserm Anblick verhalten hätten. Aber wenigstens sollt ihr den Zweck der Geheimhaltung verstehen und erfahren, daß wir einen Grund für unser Tun hatten.
    Das höchste Geheimnis, das wir euch vorenthielten, war der Zweck unseres Kommens, dieser Zweck, über den ihr so endlos gegrübelt habt. Wir konnten es euch nicht früher sagen, denn es war nicht unser eigenes Geheimnis.
    Vor hundert Jahren kamen wir zu eurer Welt und retteten euch vor der Selbstzerstörung. Ich glaube nicht, daß irgend jemand diese Tatsache leugnen wird, aber worin diese Selbstzerstörung bestand, habt ihr nie erraten.
    Da wir die Atomwaffen und alle anderen tödlichen Spielsachen verboten, die ihr in euren Arsenalen aufhäuftet, war die Gefahr der körperlichen Vernichtung beseitigt. Ihr hieltet das für die einzige Gefahr. Wir wollten euch in diesem Glauben erhalten, aber es war nie die Wahrheit. Die größte Gefahr, die euch drohte, war ganz anderer Art, und sie betraf nicht eure Rasse allein.
    Viele Welten sind an den Scheideweg der Atomkraft gekommen, haben die Katastrophe vermieden,

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