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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Lächeln kaum unterdrücken konnte. Und doch fühlte er sich sehr beunruhigt. Der Plan war genial, und es war durchaus möglich, daß Karellen getäuscht worden war. Stormgren wußte nicht einmal mit Sicherheit, daß der Overlord irgendeine Schutzaufsicht für ihn eingerichtet hatte. Auch Joe wußte das nicht. Vielleicht war er deshalb so offen gewesen – er wollte sehen, wie Stormgren reagierte. Nun, er würde versuchen, zuversichtlich zu erscheinen, einerlei, wie seine wirklichen Gefühle waren.
    »Ihr müßt eine Gruppe von Narren sein«, sagte Stormgren verächtlich, »wenn ihr annehmt, daß ihr die Overlords so leicht überlisten könnt! Und was soll es überhaupt nützen?«
    Joe bot ihm eine Zigarette an, die Stormgren ablehnte. Da zündete Joe sich selbst eine an und setzte sich auf den Tischrand. Sofort ertönte ein bedrohliches Knacken, und er sprang hastig herunter.
    »Unsere Beweggründe«, begann er, »dürften sehr einleuchtend sein. Wir haben festgestellt, daß Verhandlungen zwecklos sind, deshalb müssen wir andere Maßnahmen ergreifen. Es hat schon früher Untergrundbewegungen gegeben, und selbst Karellen wird es bei all seiner Macht nicht leichtfallen, mit uns fertig zu werden. Wir gedenken für unsere Unabhängigkeit zu kämpfen. Mißverstehen Sie mich nicht. Es wird nichts Gewaltsames geschehen, zunächst wenigstens nicht, aber die Overlords müssen sich menschlicher Vermittler bedienen, und wir können diesen das Leben sehr ungemütlich machen.«
    Angefangen bei mir vermutlich, dachte Stormgren. Er fragte sich, ob der andere ihm mehr als einen Bruchteil der ganzen Geschichte erzählt hätte. Glaubten sie wirklich, daß diese Gangstermethoden Karellen im geringsten beeinflussen würden? Andererseits stimmte es, daß eine gut organisierte Widerstandsbewegung das Leben sehr schwierig machen könnte. Denn Joe hatte die eine schwache Stelle in der Regierung der Overlords berührt: All ihre Befehle wurden von menschlichen Vermittlern durchgeführt. Wenn diese zu Ungehorsam gezwungen wurden, konnte das ganze System zusammenbrechen. Dies war jedoch nur eine schwache Möglichkeit, denn Stormgren nahm zuversichtlich an, daß Karellen bald irgendeine Lösung finden würde.
    »Was beabsichtigen Sie mit mir zu tun?« fragte Stormgren endlich, »bin ich eine Geisel, oder was?«
    »Beunruhigen Sie sich nicht – wir kümmern uns um Sie. In wenigen Tagen erwarten wir einige Besucher, und bis dahin werden wir Sie unterhalten, so gut wir können.« Er fügte ein paar Worte in seiner eigenen Sprache hinzu, und einer der andern zog ein funkelnagelneues Spiel Karten aus der Tasche.
    »Wir haben die Karten eigens für Sie gekauft«, erklärte Joe. »Ich habe neulich in der ‚Time’ gelesen, daß Sie ein guter Pokerspieler sind.« Seine Stimme wurde plötzlich ernst. »Ich hoffe, Sie haben genügend Geld in Ihrer Brieftasche«, sagte er besorgt. »Wir haben gar nicht daran gedacht, nachzusehen. Schließlich können wir ja nicht gut Schecks annehmen.«
    Völlig überwältigt starrte Stormgren seine Wächter an. Plötzlich kam ihm die Komik der Situation zu Bewußtsein, und er hatte auf einmal das Gefühl, als wären ihm alle Sorgen und Mühen seines Amtes von den Schultern genommen. Von jetzt an mußte van Ryberg sich bewähren. Stormgren selbst konnte absolut nichts dabei tun, was auch geschehen mochte, und nun warteten diese phantastischen Verbrecher unruhig darauf, mit ihm Poker zu spielen.
    Plötzlich warf er den Kopf zurück und lachte, wie er es seit Jahren nicht getan hatte.
     
    Ohne Zweifel, dachte van Ryberg verdrießlich, sagte Wainwright die Wahrheit. Er mochte seine Vermutungen haben, aber er wußte nicht, wer Stormgren entführt hatte. Auch billigte er diese Entführung nicht. Van Ryberg vermutete, daß seit einiger Zeit Extremisten in der Freiheitsliga einen Druck auf Wainwright ausgeübt hatten, um ihn zu einer aktiveren Politik zu veranlassen. Jetzt hatten sie die Sache in ihre eigene Hand genommen.
     
    Die Entführung war großartig organisiert gewesen, daran bestand kein Zweifel. Stormgren konnte sich überall auf der Erde befinden, und die Hoffnung, ihn aufzuspüren, schien gering. Aber irgend etwas mußte getan werden, sagte sich van Ryberg, und zwar schnell. Ungeachtet der Witze, die er so oft gemacht hatte, war sein wirkliches Gefühl Karellen gegenüber eine tiefe Ehrfurcht. Der Gedanke, dem Oberkontrolleur zu begegnen, erfüllte ihn mit Bestürzung, aber es gab offenbar keinen Ausweg.
    Die

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