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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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unseres Glaubens!« Seine Stimme schraubte sich hoch. Bracciolini war nicht gut bei Stimme, aber zwei, drei Stockwerke unter ihnen waren rund um die Villa Touristen unterwegs. Was würden die Leute denken, wenn sie etwas von diesen Worten mitbekamen. »Dann lästern Sie die Ehre Gottes! Und der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der Seinen Namen missbraucht! Und man wird Sie strafen...« Aus den Augen des alten Mannes funkelte blanker Hass. »O ja, man wird Sie... wird Sie alle strafen.«
    Ein Frösteln überkam Amadeo, der warmen Oktobersonne zum Trotz. Chiara di Tomasi war tot, doch kein Mensch wusste, wo Görlitz und die anderen Männer des Kardinalstaatssekretärs geblieben waren. Sie warteten. Amadeo spürte es. Sie warteten nur auf sein Wort. De la Rosa seufzte, und mit fragendem Ausdruck blickte er zu Rebecca und Amadeo hinüber. Der Restaurator konnte nur fragend zurückschauen. Hier konnte er dem Papst nicht helfen.
    Stumm schob ihm der pontifice die Seiten zu, die er verdeckt vor sich auf dem Tisch zu liegen hatte. Amadeo hatte bisher angenommen, dass es sich um die Expertise handelte, die Helmbrecht für den Heiligen Stuhl erstellt hatte, doch als er die Blätter jetzt aufnahm, klappte ihm der Unterkiefer herunter.
    Ich habe gerade eine Lebensversicherung abgeschlossen . Das waren seine eigenen Worte gewesen.
    Rebecca keuchte unterdrückt. »Ich wusste gar nicht, dass du so ein begabter Fotograf bist«, sagte sie leise.
    In Anbetracht der Tatsache, dass er die Bilder mit einem einfachen Handy aufgenommen hatte und zudem unter alles andere als idealen Lichtverhältnissen... Der Kardinalstaatssekretär war deutlich zu erkennen. Mit etwas unglücklicher Miene und eingezogenen Schultern stand er zwischen ziemlich eindeutigen Gestalten an einer ebenso eindeutigen Örtlichkeit. Eine Person in einem glitzernden nachtblauen Kleid, die man auf hundert Schritte nicht für eine Frau hätte halten können, legte ihm vertraulich die Hand um die Schultern. Amadeo blätterte weiter. Auf dem nächsten Foto stieß Bracciolini die Person mit vor Zorn sprühendem Blick fort, aber ein Bild genügte ja, wenn sie es an die Presse gaben.
    Amadeo räusperte sich. »Wie ich feststelle, haben wir hier noch eine Reihe weiterer... Dokumente.« Er sah den Kardinalstaatssekretär unverwandt an. »Zugegebenermaßen könnte man über ihre Stichhaltigkeit geteilter Meinung sein.« Den folgenden Satz betonte er, denn es waren Bracciolinis Worte gewesen in Maria Laach. »Heute, in der Zeit der digitalen Fotografie...«
    »Was...«
    »Dies ist natürlich nur ein Abzug.« Er legte die Fotografie verdeckt auf den Tisch und schob sie Bracciolini zu. »Ich bin mir sicher, dass Sua Santità dieses Dokument in weit besserer Auflösung vorliegt.«
    Bracciolini stieß einen röchelnden Laut aus. Er hatte das Blatt aufgenommen und ließ es mit dem Rücken nach oben auf den Tisch klatschen. »Sie...«, keuchte er. »Sie...« Die Röte in seinem Gesicht war einer plötzlichen Blässe gewichen. Nein, er sah wirklich nicht gesund aus.
    Der Kardinalstaatssekretär verstummte. Wieder wollte der Afrikaner ihm helfen, wieder stieß er die Hand fort. Bracciolini atmete schwer, und seine Hände hatten sich so fest um die Stuhllehnen geschlossen, dass die Knöchel weiß hervortraten. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet.
    Im Gesicht des alten Mannes arbeitete es. Amadeo glaubte, die unterschiedlichsten, widersprüchlichen Gefühle ablesen zu können. Wut, Trotz, blanke Angst, Resignation. Und Hass, immer wieder Hass. Schließlich, zuletzt: Einsicht. Einsicht, dass es nur einen Ausweg gab.
    Sichtbar unter Aufbietung all seiner Kräfte erhob sich Bracciolini. »Sua Santità« , sagte er und jetzt, ja, jetzt klang alle Unsicherheit aus seiner Stimme, die er bisher zurückgehalten hatte. »Ich hatte Ihnen geschrieben, dass ich mein Möglichstes tun würde, um an dieser Unterredung teilzunehmen. Mit meiner Gesundheit steht es nicht zum«, er holte tief Atem, stützte sich für einen Augenblick auf die Lehne seines Stuhls, »Besten. Ich befürchte, ich habe meine Kräfte überschätzt. Ich befürchte«, seine Stimme brach. Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern, »dass ich Sie in nicht ferner Zeit werde bitten müssen, mich von den Pflichten meines Amtes...«
    Er konnte nicht weitersprechen.
    »Das würde mich bekümmern«, sagte Pio. Nicht der geringste Hauch von Genugtuung klang aus seiner Stimme.
    Er nickte dem Afrikaner zu, der sich erhob, um

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