Die letzte Offenbarung
liegt in Ihrer Hand, Sua Santità« , sagte Niketas. »Sie haben die Macht, Liebe zu geben. Und den Willen dazu. Mehr als jeder andere — seit sehr langer Zeit. Das ist Ihre Aufgabe.« Er streckte die Hand aus. »Die Fragmente.«
De la Rosa blickte ihn an. Wieder hatte sich ein Schweigen über sie alle gesenkt. Dann, ganz langsam, erhob sich der pontifice und schloss den weißhaarigen Mann in die Arme. »Das ist es, was Er gewollt hätte.«
Seite an Seite verschwanden die beiden Männer im Innern der Residenz, gefolgt von Niketas' Begleitern, von Helmbrecht und Duarte. Nur Amadeo und Rebecca blieben zurück.
»Er hätte ihn getrunken«, sagte Rebecca versonnen, »aber wie es aussieht, ist der Kelch an ihm vorübergegangen.«
»Der caffè auch«, grübelte Amadeo mit einem Blick in die halbvolle Tasse des pontifice .
»Er schmeckte wirklich grauenhaft«, meinte Rebecca beiläufig.
Amadeo drehte sich zu ihr um. »Grauenhaft? Dieser fantastische caffè?«
»Ach, du weißt doch.« Sie fuhr sich durchs Haar. »Ich und caffè...«
»Ich liebe caffè!«
»Mehr als mich?«, fragte sie lächelnd, und er sah sie an.
Auf einmal schwiegen sie beide, und nur der Gesang der Grillen war um sie. »Nein«, murmelte Amadeo und trat auf sie zu. »Nein, nicht mehr als dich.«
»Dann wirst du ihn auch weiter bekommen«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte. »Um der... um der Liebe willen. Wenn wir erst...« Sie sprach nicht weiter.
»Bleibst du«, er schluckte schwer, »hier?«, fragte er. »In Rom? — Bei mir?«
Sie sah ihn nachdenklich an, doch der winzige Zug um ihre Mundwinkel zeigte ihm, dass es nur gespielt war. »Nun... Wie es aussieht, könntest du bald ein gemachter Mann sein — als Inhaber der officina . Ich meine, wenn du dir so was aufhalsen willst. Nein sagen kannst du ja immer noch. Doch, ich denke, Rom ist eine hübsche Stadt. Da könnt ich mich durchaus überwinden, für eine Weile — oder so.«
Amadeo nickte wie betäubt. Er spürte einen leichten Schwindel, aber es war ein sehr, sehr angenehmer Schwindel.
»Wir sollten Helmbrecht dankbar sein«, sagte er leise. »Ohne ihn...«
»Was denkst du?« Sie trat an die Balustrade und sah hinab auf die weiten Ebenen des Latiums. Die Dunstglocke über der Ewigen Stadt hatte sich zum Abend hin gehoben, rötlich schimmerte die Sonne auf fernen Kuppeln. »Wir könnten Helmbrecht nach Hause bringen, dann muss er nicht solche Angst haben vor seiner Frau.«
»Aber nicht mit dem Flieger«, sagte er rasch.
Rebecca hob die Schultern: »Der Fiat fährt sich gut. Wir können auch den nehmen.«
»Du willst fahren?«
Sie kicherte... oder vielleicht war es auch das Singen der Grillen. Das ließ sich nicht genau entscheiden.
»Morgen kommt das Ding hier ab«, protestierte er und hob den eingegipsten Arm. »Dann kann ich mich wieder selbst ans Steuer setzen, und ich werde mich auch selbst ans Steuer setzen! Du fährst grauenhaft! Du bist... du bist die schlechteste Fahrerin der Welt, und ich...«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und sah ihm lächelnd in die Augen.
Und was sie in diesem Blick erkannten:
Das war die größte Offenbarung.
Danksagung
Ich danke meiner Frau Katja, dass wir wir sind.
Meinen Betalesern danke ich für tausend wertvolle Anmerkungen und Anregungen: Matthias Fedrowitz, Marja Kuhl, Kristina Schmidt-Orgass, Anne Welter, Clarion Zelenka, Marion Wiehe, Ute Gebhard, Michael Rother — und meinen Eltern. Meiner besten Freundin Holger »Hathumara« Bollweg für unglaubliche Anregungen. Mag. Dr. phil. Jochen Fühnen, meine Fünfte Kolonne in der akademischen Welt.
Meinem Agenten Thomas Montasser danke ich ebenfalls für tausend Dinge — angefangen damit, dass Amadeo keine Legionärssandalen trägt. Ich danke Urban Hofstetter von Blanvalet — ich würde sagen, die Balance zwischen Roger Thornhill und Mr Bronto ist uns ganz gut gelungen.
Joseph Kard. Ratzinger aka Benedictus pp. XVI. danke ich für vielfältige Anregungen etwa durch »Einige Betrachtungen bezüglich der Antwort auf Gesetzesvorschläge zur Nicht-Diskriminierung homosexueller Personen« (veröffentlicht mit Datum vom 23. Juli 1992), »Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaft zwischen homosexuellen Personen« (veröffentlicht mit Datum vom 31. Juli 2003), »Deus Caritas Est« (veröffentlicht mit Datum vom 25. Dezember 2005), »Spe Salvi« (veröffentlicht mit Datum vom 30. November 2007).
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