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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Innere der Villa. Sobald er eintrat, nahmen zwei Schweizergardisten Haltung an. Er kannte ihre Gesichter, nicht aber die Namen. De la Rosa nickte ihnen zu, dann hatte er auch schon die Tür zu seinem Arbeitszimmer erreicht, die Duarte ihm aufhielt.
    Er kniff die Augen zusammen. Einige Männer waren eben noch dabei, die Scheinwerfer auszurichten.
    »Rai uno bringt uns auf Sendung, sobald Sie das Zeichen geben, Sua Santità«, sagte einer von ihnen.
    Eine dunkelhaarige Frau eilte auf den Papst zu, auf den Armen ein Tablett mit mehreren kleinen Gefäßen und Wattebäuschchen.
    De la Rosa sah sie an. »Sie wollen mich doch jetzt nicht zurechtmachen?«
    Die Frau warf einen kurzen Blick auf Duarte, woraufhin der junge Mann fast unmerklich den Kopf schüttelte.
    Der Papst ging um den schweren Schreibtisch herum. Irgendjemand musste ihn aufgeräumt haben. De la Rosa ärgerte sich darüber, aber dafür war jetzt keine Zeit. Er ließ sich auf den Stuhl gleiten. Für einen Augenblick stützte er die Ellenbogen auf den Tisch und verbarg das Gesicht in den Händen. Er musste sich sammeln, beten... wo immer der Unterschied lag. Nein, es war nicht möglich. Er konnte es nicht.
    Als er wieder aufblickte, waren die Scheinwerfer so hell, dass ihm Tränen in die Augen traten. Sofort korrigierte einer der Techniker die Ausleuchtung, und es wurde besser.
    De la Rosa zog einen Bogen Papier zu sich heran, griff nach einem Stift und machte sich rasch Notizen. Er würde während des Sprechens nicht auf das Blatt schauen. Trotzdem. Es half, jetzt etwas aufzuschreiben.
    »Der Stand der Dinge?«, fragte er leise. Er wusste, dass Duarte zwei Schritte hinter ihm war.
    »Die Notaggregate funktionieren«, erwiderte der junge Mann. »Weder der Petersdom noch der Apostolische Palast ist in Gefahr.«
    Er weiß, wie ich mich fühle , dachte De la Rosa. Er sagt es mit keinem Wort, doch ich höre es aus seinem Ton . Es fühlte sich an, als hätte ihm der jüngere Mann für einen Augenblick die Hand auf die Schulter gelegt, um ihm Kraft zu geben. Allerdings ahnte er, dass gleich noch etwas kommen würde.
    »Von der Viale Vaticano her hat das Feuer auf die Museen übergegriffen, auf die Bibliothek. Damit haben sie nicht gerechnet. Sie setzen die meisten Kräfte in Trastevere ein. Die Leute dort haben in ihren Häusern Benzin gebunkert wie...« Er bemerkte den Blick des Papstes und seufzte.
    »Was ist...« De la Rosas Stimme klang unsicher. »Was ist mit den Brandschutztüren, die Wojtyla hat einbauen lassen? Was ist mit der... der untersten Ebene?«
    »Wir wissen wenig, Euer Heiligkeit. Es scheint ein Problem mit der Automatik gegeben zu haben. Aber das... das sind die neuesten Nachrichten. Inzwischen sind die automatischen Sprinkler überall angesprungen. Mehr können wir nicht sagen.«
    Die Museen , dachte De la Rosa. Die Bibliothek . Er spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. Die Bücher, die kostbaren Bücher . Doch daran durfte, daran konnte er jetzt nicht denken. Nicht heute Nacht. Nein. Was bedeuteten schon Bücher?
    »Was ist mit den Menschen?«, fragte er laut.
    »Der Vatikan ist geräumt, Euer Heiligkeit. Ansonsten gibt es wohl ein ziemliches Chaos. Trastevere ist betroffen und Teile von Prati. Wir müssen mit Verletzten und Toten rechnen, aber Zahlen hat zu dieser Stunde niemand.«
    Die Menschen . Er glaubte nicht, dass er jetzt fähig war zu sprechen.
    »Ich bin bereit«, sagte er.
    Der Techniker nickte, und im nächsten Augenblick begann das rote Licht zu leuchten. Sie waren auf Sendung.
    Die Menschen , dachte er. Dann die Bücher .
    »Carissimi fratelli e sorelle« , begann Pius XIV. »Geliebte Brüder und Schwestern...«

Rom 1. September
I
    Eine Frau wurde dem heiligen Antonius zum Verhängnis. Im Grunde war das ganz passend, hatte sich der große Asket doch sein Leben lang darum bemüht, den Versuchungen des Fleisches zu widerstehen.
    Amadeo Fanelli hatte weder die Disziplin des Heiligen noch einen solchen Ehrgeiz. Im Übrigen hatte er auch keinerlei Chancen bei Chiara di Tomasi. Doch damit stand er nicht allein. Er sah, wie sich an den Arbeitstischen der officina ein knappes Dutzend Augenpaare neugierig dem Eingang zuwandten. Denn dort kam sie: Mit gut trainiertem Hüftschwung und einem überlegenen Lächeln ging — nein, tanzte! — die Tochter des capo an Amadeos Schreibtisch vorbei und verschwand ohne anzuklopfen im Büro ihres Vaters.
    Das geschah jeden Tag um diese Zeit, kurz vor dem Mittag, und die Männer in der officina

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