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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gute, wenn auch späte Ernte geben. Es erschien wie ein Wunder, aber vielleicht lag darin ja eine Lektion; vielleicht sollte sie niemals die Macht des Lebens unterschätzen.
    Dann unterschätze auch nicht Beltans Lebenswillen. Oder Graces oder Travis’. Es wird ihnen gut gehen. Also könntest du endlich damit aufhören, dir Sorgen zu machen.
    Doch genauso gut hätte Aryn die Sterne am Nachthimmel anhalten können. Und sie wusste, dass es an Lirith und Durge genauso nagte. Sie alle sorgten sich um die anderen, die sich nun außerhalb ihrer Reichweite befanden.
    Was genau der Grund war, warum eine Ablenkung wie die Karawane der Mournisch nötig war.
    Ein Klopfen ertönte an der Tür zum Gemach. Aryn biss sich auf die Lippe. Sie hatte den ganzen Morgen kaum mehr als drei Stiche genäht. Was sollte sie Tressa sagen? Die Beraterin der Königin schien der Nähkunst eine Bedeutung zuzumessen, die bei weitem übertrieben schien.
    Die Tür öffnete sich. Aber nicht Tressa trat ein, sondern ein Mann mit breiter Brust, einem herabhängenden Schnurrbart und ernst blickenden braunen Augen.
    Lirith erhob sich von ihrem Sitz. »Guten Morgen, Lord Durge.«
    Er nickte ihr zu. »Mylady.«
    Aryn dachte nur den Bruchteil eines Augenblicks darüber nach, dann sprang sie auf die Füße.
    »Durge, wir sehen uns die Mournisch an.«
    Lirith starrte sie böse an, aber Aryn ignorierte den Blick. Es war ein gemeiner Trick, aber in ihren Tagen als Mündel von König Boreas von Calavere hatte sie etwas über Taktik gelernt. Wenn die eine Front blockiert war, musste man eben auf die andere zurücken.
    Durges immer währendes Stirnrunzeln vertiefte sich noch. »Das ist eine gefährliche Idee, Mylady. Die Mournisch sind seltsame Leute. Sie kennen keine Häuser, nur die Wagen, in denen sie reisen, und es heißt, die Musik ihrer Flöten könnte einen Mann zum wilden Tier werden lassen.«
    Aryn stöhnte. Das war nun wirklich nicht die Erwiderung, auf die sie gehofft hatte.
    Lirith verschränkte die Arme über dem Oberteil ihres rostfarbenen Gewands und schaute Durge an. »Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, sich das Fahrende Volk anzusehen, obwohl Ivalaine es verboten hat.«
    »Sie hat es nicht verboten«, erwiderte Aryn. »Jedenfalls nicht richtig. Ivalaine hat uns lediglich entmutigt, dort hinzugehen. Darüber hinaus bin ich es leid, nur dieses Schloss zu sehen. Ich glaube, das sind wir alle. Es würde uns gut tun, etwas frische Luft zu schnappen.« Sie hielt den Atem an, sah von der Hexe zu dem Ritter.
    Durge strich sich über den Schnurrbart und blickte Lirith an. »Ich glaube, sie wird gehen, ganz egal, was wir sagen, Mylady.«
    Lirith seufzte. »Könnten wir es nicht mit Ketten versuchen?«
    »Das ist verlockend, keine Frage, aber ich fürchte, das geht nicht. Am besten, Ihr und ich begleiten sie, damit sie nicht in Schwierigkeiten gerät.«
    Hätte Aryn zwei gesunde Arme besessen statt nur einem, hätte sie in die Hände geklatscht. »Also, das ist der vernünftige Durge, wie ich ihn kenne.« Sie trat vor und küsste ihn auf die zerfurchte Wange.
    Der Ritter blinzelte verwirrt, und Lirith runzelte missbilligend die Stirn. Aryn war es egal, wenn sie zu vertraulich gewesen war. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie, wie sich ihre Laune besserte. Die anderen würden schon sehen, dass sie Recht hatte – das war genau das, was sie brauchten.

2
    Sonnenlicht tränkte die Welt wie ein warmer Regen, der aus dem kobaltblauen Himmel fiel, als Baronesse, Gräfin und Ritter zwischen einer langen Baumreihe hervorkamen und die Dorfwiese betraten.
    Sich aus dem Schloss zu schleichen war ganz einfach gewesen. Für Liriths Geschmack viel zu einfach. War es lediglich ein Zufall gewesen, dass sie auf dem Weg durch Ar-Tolors geschäftige Korridore weder der Lady Tressa noch einem anderen Angehörigen vom Hofstaat der Königin begegnet waren? Oder war in dieser Angelegenheit dem Glück etwas nachgeholfen worden?
    Lirith warf Aryn einen Blick zu. Sie wusste noch immer nicht, was die junge Frau vor über zwei Monaten eigentlich getan hatte, als sie Grace und Durge nach deren Aufbruch von Calavere im Geheimen gefolgt waren. Hinterherzureiten war ein dummer Plan gewesen, und Lirith hatte nur zugestimmt, weil sie fest davon überzeugt gewesen war, dass König Boreas’ Ritter sie zurückholen würden, noch bevor sie sich auch nur eine Meile vom Schloss entfernt hatten. Aber irgendwie hatte Aryn den König und seine Männer in eine falsche Richtung gelockt. Lirith

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