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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DANA KILBORNE
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nicht so schnell aus der Fassung bringen. Doch das alles hier, dieses heillose Durcheinander, der leicht modrige Geruch von alten Büchern und Schriften, weckte Erinnerungen in ihr, die sie längst vergessen geglaubt hatte.
    Und ihren Vater inmitten all dieser Relikte aus ihrer Vergangenheit zu sehen …
    Es kam ihr total unwirklich und gleichzeitig auch schmerzhaft real vor. Zehn Jahre war es her, seit sie einander zum letzten Mal gesehen hatten. Und es gab so viele unbeantwortete Fragen, aber nur eine brannte ihr wirklich auf der Seele.
    „Warum?“
    Ein paar Sekunden lang schaute er sie einfach nur an, so als müsste auch er sich zunächst einmal wieder daran gewöhnen, ihr Gesicht zu sehen.
    Dann seufzte er. „ Bella gioia , es gibt da ein paar Dinge, die ich dir all die Jahre nicht sagen konnte, aber …“ Er schüttelte den Kopf. „Wie du weißt, war ich früher geradezu von meinen Studien über die Bruderschaft der letzten Tage besessen. Ich …“ Gequält schloss er die Augen. „Ich habe deine Mutter und dich damit öfter als einmal vor den Kopf gestoßen und …“
    „Hat sie uns deshalb verlassen?“
    „Nein, sie … Kleine, sie hat uns überhaupt nicht verlassen. Nicht freiwillig jedenfalls. Du wirst mich jetzt vermutlich für verrückt halten, aber … Die haben sie entführt, um mich unter Druck zu setzen.“
    „Die?“
    „Dämonen! Sie wollten die Reliquie, und ich war ihre beste Chance, sie zu bekommen. Doch ich weigerte mich, ihnen zu helfen, und da …“
    „Dämonen? Aber …“ Grazia verstummte. Noch vor ein paar Tagen hätte sie ihrem Vater kein Wort geglaubt, aber nach allem, was sie inzwischen erlebt hatte … „Und, brachten sie mamma um?“ Grazia brauchte einen Moment, um das, was sie soeben erfahren hatte, zu verdauen. Ihre Mutter hatte sie also gar nicht im Stich gelassen. All die Jahre, die sie sich verlassen und ungeliebt gefühlt hatte – umsonst. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“, fragte sie unter Tränen.
    Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Was hätte ich denn sagen sollen? Bella gioia , du musst jetzt ganz tapfer sein, deine Mutter wurde von Dämonen entführt und getötet?“ Er hielt einen Augenblick lang inne. „Aber es geht noch weiter. Ein paar Jahre später haben sie es erneut versucht. Siedrohten damit, dass siedir dasselbe antun würden wie deiner Mutter. Und als dann das Jugendamt kam, um dich zu holen, war ich, um ehrlich zu sein, froh, dich nicht mehr in meiner Nähe zu wissen, und fasste einen Plan. Ich wollte nicht, dass dir etwas zustößt, Liebes! Es tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen bin, aber ich wusste mir einfach keinen anderen Rat mehr!“
    Grazia schluckte hart. Damit hatte sie nicht gerechnet. Auf einmal fühlte sie sich, als würde eine riesige Last von ihren Schultern fallen. „Ich … Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll … O papà !“
    „Am besten, du fängst mit dem Grund an, aus dem du und dein Freund mich aufgesucht habt.“
    Sie nickte. „Zack und ich, wir brauchen deine Hilfe. Wir sind da in eine ziemlich merkwürdige Sache hineingeraten – dir alles zu erklären, würde jetzt zu lange dauern. Ich kann dir nur sagen, dass wir einen Ort oder eine Person ausfindig machen müssen, die irgendwie mit der Bruderschaft der letzten Tage in Zusammenhang steht.“
    „Ich nehme an, es handelt sich um diese schrecklichen Mordfälle, in die du irgendwie verwickelt sein sollst, bella gioia .“ Als er Grazias überraschten Gesichtsausdruck bemerkte, zuckte er wieder nur mit den Schultern. „Ich habe meine Informationsquellen überall.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Also gut, ich werde sehen, was ich für euch tun kann. Was hast du für mich?“
    Grazia wiederholte die letzten Worte des sterbenden fratello und wartete voller nervöser Anspannung auf die Reaktion ihres Vaters.
    „Folgt dem Fisch in die Tiefe“, wiederholte er stirnrunzelnd. „Das ist alles? Sonst nichts?“
    Grazia stöhnte innerlich auf. Genau das hatte sie befürchtet. Ihr Vater, auf dem all ihre Hoffnungen ruhten, konnte ihnen nicht helfen.
    Resignierend schüttelte sie den Kopf. „Nein, mehr hat di Barini nicht gesagt, er …“
    „Di Barini?“ Auf einmal wirkte Umberto sehr aufgeregt. „Du meinst Giancarlo di Barini?“
    Verwirrt schaute sie ihren Vater an. „Ja, ich …“
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn plötzlich sprang ihr Vater von seinem Platz auf und verschwand durch einen senfgelben Vorhang in einem

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