Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
eine furchtbare Nacht hinter mir.“
„Deine Tochter auch.“
„Das kann ich mir vorstellen. Aber was soll ich denn machen. Ich habe ihrer Mutter versprochen, dass ich mich gut um sie kümmern werde. Aber ich bin nun mal nicht mehr der Jüngste und werde sie nicht ewig beschützen können. Und ich will auch nicht, dass sie irgendwann einmal Hunger leiden muss oder im Winter frieren. Ich will sicher sein, dass für sie gesorgt ist. Ist das denn so falsch?“
„Nein, das ist es nicht. Aber Du musst auch verstehen, dass Deine Tochter nicht gerade erfreut darüber ist, in die Ferne zu gehen und einen Wildfremden heiraten zu müssen.“
„Ich weiß“, gestand der Vater, „deshalb hofft wahrscheinlich keiner so sehr wie ich, dass es ein guter Mann ist und sie mit ihm glücklich wird.“
Gwen hatte einen Klos im Hals. Sie hatte ihren Vater noch nie so reden hören. Und noch nie hatte sie seit Mutters Tod diesen traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen. Sie war in diesem Moment völlig überfordert mit allem und stürmte aus dem Haus. Dort wartete jedoch bereits ihre Stiefmutter. „So, haben wir heute die richtige Kleidung für diesen Anlass gefunden?“
Gwen hätte ihr in diesem Moment am liebsten die Augen ausgekratzt, aber ihre Großmutter und der Vater kamen schon aus dem Haus. Außerdem waren schon viele aus dem Dorf versammelt. Ein paar verabschiedeten sich von Gwen, andere waren nur aus Neugier gekommen. Dann rollte auch schon die Kutsche begleitet von den zwei Reitern heran und hielt vor ihrem Hof. Auch dieses Mal ergriff der Reiter das Wort: „Seid Ihr bereit, Eure Tochter an den Prinzen zu übergeben?“
„Ja, das bin ich“, antwortete Gwens Vater mit schwacher Stimme.
„Dann führt sie zur Kutsche.“
„Ich habe vorher noch eine Bitte“, wandte der Vater ein.
„Sprich!“
„Der Prinz soll bitte aus der Kutsche steigen. Ich möchte sie ihm persönlich übergeben.“
Gwen und die umstehenden waren etwas erstaunt über diese Worte und warteten gespannt, was nun geschehen würde. Es dauerte eine kurze Zeit, aber dann wurde tatsächlich der Vorhang beiseite geschoben und der Prinz entstieg der Kutsche. Wie am Vortag war sein Gesicht verhüllt und er sprach kein Wort. Der Vater ging auf ihn zu und kniete sich demütig vor ihn hin. „Ich übergebe Euch meine Tochter, mein einziges Kind. Ich bitte Euch, behandelt sie gut und sorgt immer gut für Sie.“ Mehr konnte er nicht sagen, da ihm die Stimme weg blieb. Ohne den Prinzen ansehen zu können, erhob er sich wieder und ging zurück zu seiner Tochter. „Oh Papa,“ Gwen fiel ihrem Vater in die Arme, „ich habe Dich so lieb. Du wirst mir fehlen.“ Nun fing auch ihre Großmutter an zu weinen. Vor lauter Weinen bemerkten sie nicht, wie sich der Prinz an seinen Reiter wandte und als sich alle wieder etwas beruhigt hatten und der Vater seine Tochter zum Prinzen führen wollte, sagte der Reiter: „Der Prinz hat festgestellt, dass Ihr sehr wenig Gepäck mit Euch führt.“
„Ich habe aber nichts mehr, was ich mitnehmen könnte“, antwortete Gwen erstaunt.
„Der Prinz meint, Ihr könnt mitnehmen, was ihr wollt.“
„Aber ich habe doch alles.“ Gwen, wusste nicht, was das nun sollte.
„Entschuldigt mich, ich muss mich genauer ausdrücken“, ergänzte der Reiter, „Ihr dürft mitnehmen, was und auch wen ihr wollt.“
Jetzt war Gwen völlig verwirrt. Sie sah zum Prinzen. Der sah sie ebenfalls kurz an, blickte dann aber zu ihrer Großmutter. Ihre Oma und der Prinz sahen sich lange an, dann sah ihre Oma zu ihr und Gwen meinte ein Lächeln im Gesicht der alten Frau zu sehen. „Würdest Du denn mitgehen?“, fragte sie zögerlich.
„Natürlich, mein Kind“, sprach die Großmutter, „nichts würde mich glücklicher machen.“
„Meine Großmutter dürfte uns wirklich begleiten?“, fragte sie nun den Prinzen. Der nickte nur stumm und Gwen musste sich beherrschen, ihm nicht um den Hals zu fallen.
„Dann müsst Ihr Euch bitte noch kurz gedulden, während ich ihr beim packen helfe.“ Gwen lächelte sogar ein klein wenig und beide gingen zurück ins Haus. Schnell hatten sie die paar Habseligkeiten ihrer Großmutter verschnürt und sie waren wieder nach draußen gekommen. Der Prinz hatte die ganze Zeit über geduldig vor seiner Kutsche gewartet.
„Ich bin soweit, Papa“, sagte Gwen und legte ihre Hand in die ihres Vaters. Der Vater küsste seine Tochter noch ein letztes Mal, dann führte er sie zum Prinzen. Die Großmutter folgte
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