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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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antwortete: «Ja, der bin ich», und das Gasthaus betrat.

 
    DAS HOTEL zur Königin Cate war ein Ort, an dem Tibo gern bis an sein Lebensende gewohnt hätte, dunkel und mit niedrigen Decken, so rauchgegerbt wie ein dänischer Bückling und vom glitzernden Seelicht erhellt, das durch die winzigen Fenster mit den grünen, runzeligen Glasscheiben hereinströmte. Durchs Haus wehten der Gesang der Wellen, das tröstliche Kreischen der Möwen und der Duft von Frau Leshmics Küche.
    «Sie kommen gerade recht zum Essen», sagte sie und setzte Tibo an einen Tisch am Kamin, in dem die glühenden Kohlen murmelnd vor sich hin dösten. Er aß warme Fleischpasteten und trank rotes Starkbier, dazu gab es gutes Brot und Käse, und zuletzt seufzte Tibo zufrieden und döste ein.
    Obwohl er es ihr geraten hatte, schlief Agathe im Stall nicht. Sie versuchte es. Sie streckte sich auf der breiten Rückbank des Taxis aus und schmiegte sich in den Krater, den Yemko geformt hatte, indem er die Federn bis zum letzten Ächzer zerquetscht hatte. Aber einschlafen konnte sie nicht. Nachdem sie die Nase für eine Weile ins Polster gesteckt hatte, das nach Leder roch und nach Menschenhintern und den unzähligen Kekskrümeln, die in den Ritzen steckten, setzte sie sich auf und spähte durch den Spalt unter dem Rollo. Ihre Nase hinterließ einen runden Abdruck an der Scheibe. Ihr Atem ließ das Glas beschlagen. Der Stall hinter dem Fenster war düster und verstaubt. Durch den Spalt unter den alten Holztüren fielein breiter, gezackter Lichtstreifen ein, aber er war zu kümmerlich, um bis in die Scheunenecken vorzudringen. Agathe sah den abgetretenen Ziegelboden und die Rillen, die die vielen Wagenräder seit Erfindung des Hufeisens dort hinterlassen hatten, und ein paar alte Strohhalme, die von irgendwo hereingeweht worden waren, dazu noch die üblichen rostigen Öldosen und das Werkzeug, das man in Autogaragen vorfindet. Das war alles. Mehr gab es nicht zu sehen. Tibo war kaum zehn Minuten verschwunden, als Agathe sich schon zu langweilen anfing. Sie hüpfte über den Rücksitz und schaute aus dem anderen Fenster. Auf dieser Seite gab es nichts zu sehen außer einer Wand mit einem alten Sack, der daran hing. Langweilig. Nichts zu sehen. Nichts zu schnüffeln. Niemand zum Spielen. Langweilig.
    «Was ist der blödige Zweck?», fragte sie sich. «Wo liegt der blödige Sinn darin, ein Hund zu sein, wenn es keinen Spaß macht?»
    Sie steckte die Nase in die kleine Aussparung in der Scheibe, die den Fahrer von den Fahrgästen trennte, um nach Tibo zu schnüffeln. Aber da war nichts, es roch bloß nach der alten Wolle der Chauffeursmütze und nach abgestandenem Pfeifenqualm. Kein Tibo. Keine Liebe. Nur der Geruch von «einsam».
    Agathe unterdrückte ein Heulen, drehte sich drei Mal auf den Decken um die eigene Achse und kratzte sie zu einem Haufen zusammen, der an die Baisers erinnerte, die Frau Oktar an ihrer Kuchentheke verkauft hatte. Mit einem Winseln, das nach «Tibo» klang, streckte sie sich aus und legte den Kopf aufs Lederpolster.
    Stunden vergingen. Der Sonnenlichtstreifen unter der Stalltür verbreiterte sich kurzzeitig und verschwand dannganz. Im Taxi wurde es dunkel, aber Tibo wachte erst auf, als die ersten Abendgäste die Schankstube betraten, die Tür im Wind schlug und eine Minilawine aus Sand hereingeweht kam, um flüsternd über den Steinboden zu kriechen.
    Frau Leshmic stand lächelnd hinter dem Tresen. «Anscheinend haben Sie Schlaf gebraucht», sagte sie.
    Tibo rieb sich die Augen mit den Handballen. «Wie spät ist es?»
    «Kurz nach sechs. Noch ein Bier? Wie wäre es mit einem Schlückchen Rum? Die Gegend ist berühmt dafür.»
    Tibo bestellte einen Kaffee ohne Rum – «später vielleicht» – und verkündete: «Ich sollte jetzt wirklich auspacken.» Die Stammgäste steckten die Köpfe zusammen, als er zur Tür ging, und Tibo stellte sich vor, wie man ihn «in dieser Gegend» einen Fremden nannte.
    Agathe erwartete ihn freudig im dunklen Taxi, und er gab ihr den Keks, den er vom Kaffeetrinken aufgehoben hatte. «Nur noch ein paar Stunden, dann machen wir uns auf den Weg», sagte er. «Die Nacht ist wie zum Rudern geschaffen, und morgen früh sind wir zu Hause.» Er gab Agathe einen Kuss auf die Nase, schulterte den Seesack und ging wieder in den Gasthof.
    Tibo machte sich nicht die Mühe auszupacken. Er ließ den Seesack auf dem Bett liegen und verbrachte die nächsten Stunden an einem Fensterplatz neben dem Tresen, um das

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