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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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war nicht »Wolfie« – das wußte Professor Stern sicher. Er hatte ein Talent für Sprachen und ein Ohr für einheimische Dialekte. Der Mann im weißen Kittel war Schweizer, und in seinem Schwyzertütsch lag der breite Singsang eines Mannes aus den Alpentälern.
    »Verdammt, für wen halten Sie sich eigentlich?«
    »Machen Sie den Safe auf«, wiederholte der Eindringling und wandte sich wieder den Papieren auf dem Schreibtisch zu.
    »Der Safe enthält keine Wertgegenstände. Wenn Sie's auf Geld abgesehen haben …«
    Professor Stern konnte den Satz nicht mehr zu Ende bringen. Mit einer raschen Bewegung griff der Eindringling unter seinen Kittel und zog eine Pistole mit Schalldämpfer hervor. Der Professor kannte sich nicht nur mit Dialekten, sondern auch mit Waffen aus. Es war eine russische Stetschkin. Das Geschoß durchschlug die rechte Kniescheibe des Professors. Er sackte zusammen und hielt sich mit beiden Händen das verwundete Knie. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    »Jetzt müssen Sie mir wohl einfach die Kombination nennen«, sagte der Schweizer gelassen.
    Die Schmerzen waren entsetzlicher als alles, was Benjamin Stern je erlebt hatte. Er holte keuchend Luft, versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Seine Gedanken glichen einem Mahlstrom. Die Kombination? Gott, er wußte kaum noch seinen Namen!
    »Ich warte, Herr Professordoktor.«
    Er zwang sich dazu, mehrmals tief durchzuatmen. Dadurch gelangte ausreichend Sauerstoff in sein Gehirn und er kam auf die Zahlenkombination des Safes. Während er die Zahlen aufsagte, zitterte sein Unterkiefer. Der Eindringling kniete sich vor dem Safe auf den Boden und drehte rasch das Zahlenschloß. Im nächsten Augenblick riß er die Safetür auf.
    Der Unbekannte sah hinein, dann wieder zu dem Professor hinüber.
    »Sie haben Sicherungsdisketten. Wo bewahren Sie die auf?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »So, wie es jetzt aussieht, werden Sie in Zukunft mit Hilfe eines Stocks gehen können.« Er hob die Pistole. »Schieße ich Ihnen auch ins andere Knie, verbringen Sie den Rest Ihres Lebens an Krücken.«
    Der Professor war kurz davor, das Bewußtsein zu verlieren. Sein Unterkiefer bebte. Hör auf zu zittern, verdammt noch mal! Verschaff ihm nicht das Vergnügen, deine Angst zu sehen!
    »Im Kühlschrank.«
    »Im Kühlschrank?«
    »Für den Fall …«, neue Schmerzen durchzuckten ihn, »… daß es brennt.«
    Der Eindringling zog die Augenbrauen hoch. Cleverer Junge. Er hatte eine Tasche mitgebracht, eine große Sporttasche aus schwarzem Nylon, ungefähr einen Meter lang. Jetzt griff er hinein und holte einen zylinderförmigen Gegenstand heraus: eine Spraydose. Er zog die Kappe ab und begann Symbole an die Wände des Arbeitszimmers zu sprühen. Symbole der Gewalt. Symbole des Hasses. Der Professor stellte fest, daß er sich absurderweise fragte, was Frau Ratzinger sagen würde, wenn sie das alles sah. Im Delirium mußte er etwas in dieser Art gemurmelt haben, denn der Unbekannte machte eine kurze Pause, um ihn mit ausdruckslosem Blick zu mustern.
    Als der Eindringling mit seinen Graffiti fertig war, legte er die Spaydose in die Sporttasche zurück und stellte sich über den Professor. Das zerschmetterte Knie schmerzte so unerträglich, daß Benjamin Stern fieberte. Die Ränder seines Gesichtsfelds verdunkelten sich, so daß der Eindringling am Ende eines Tunnels zu stehen schien. Der Professor suchte in dessen aschefarbenen Augen nach einem Anzeichen für Geistesgestörtheit, fand aber nichts außer kühler Intelligenz. Dieser Mann ist kein rassistischer Fanatiker, sagte er sich. Er ist ein Profi.
    Der Unbekannte beugte sich zu ihm hinunter. »Möchten Sie eine letzte Beichte ablegen, Professor Stein?«
    »Was …?« Der Professor verzog schmerzlich das Gesicht. »Was soll das heißen?«
    »Die Sache ist ganz einfach: Möchten Sie Ihre Sünden bekennen?«
    »Sie sind der Mörder«, flüsterte Benjamin Stern.
    Der Attentäter lächelte. Er erhob erneut die Pistole und jagte zwei Schüsse in die Brust des Professors. Benjamin Stern spürte, wie sich sein Körper verkrampfte, aber weitere Schmerzen blieben ihm gnädigerweise erspart. Er war noch einige Sekunden bei Bewußtsein – lange genug, um zu sehen, wie sein Mörder neben ihm niederkniete, und um zu fühlen, wie dessen kühler Daumen seine schweißnasse Stirn berührte. Dabei flüsterte der Mann etwas. Auf lateinisch? Ja, dessen war der Professor sich sicher.
    »Ego te absolvo a peccatis tuis, in nomine

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