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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Obwohl sie sagt, sie sei keine Königin mehr. Elaynes Mutter.«
    »Sie lebt?«, fragte Rand.
    »Das tut sie, auch wenn sie das nicht den Weißmänteln zu verdanken hat«, sagte Tarn angewidert.
    »Hat sie Elayne gesehen?«, wollte Rand wissen. »Du hast Weißmäntel erwähnt - wie ist er denn Weißmänteln begegnet?« Tarn setzte zu einer Antwort an, aber Rand hob abwehrend die Hand. »Nein. Warte. Ich kann mir einen Bericht von Perrin holen, wenn ich will. Du sollst in unserer gemeinsamen Zeit nicht den Boten spielen.«
    Tarn lächelte schmal.
    » Was?«, fragte Rand.
    »Ach, mein Sohn«, sagte er und schüttelte den Kopf, die breiten, von der Arbeit gezeichneten Hände noch immer verschränkt, »sie haben es wirklich getan. Sie haben einen König aus dir gemacht. Was ist nur aus dem schlaksigen Knaben geworden, der Bei Tine so bestaunt hat? Wo ist der unsichere Junge, den ich vor all den Jahren großgezogen habe?«
    »Er ist tot«, sagte Rand sofort.
    Tarn nickte langsam. »Das sehe ich. Du … weißt es also … das mit…«
    »Dass du nicht mein Vater bist?«, riet Rand.
    Tarn nickte, dann senkte er den Blick.
    »Ich wusste es seit dem Tag, an dem ich Emondsfelde verließ«, erwiderte Rand. »Du hast im Fieber davon gesprochen. Eine Weile lang wollte ich es nicht glauben, aber schließlich habe ich mich davon überzeugen lassen.«
    »Ja«, sagte Tarn. »Das verstehe ich. Ich …« Seine Hände verkrampften sich. »Ich wollte dich nie anlügen, Sohn. Oder, nun, ich sollte dich wohl nicht so nennen, nicht wahr?«
    Du kannst mich Sohn nennen, dachte Rand. Du bist mein Vater. Ganz egal, was manche auch sagen mögen. Aber er bekam die Worte einfach nicht heraus.
    Der Wiedergeborene Drache konnte keinen Vater haben. Ein Vater würde eine Schwäche sein, die man ausnutzen konnte, selbst noch mehr als eine Frau wie Min. Eine Geliebte erwartete man von ihm. Aber der Wiedergeborene Drache musste eine mythische Gestalt sein, eine Kreatur, die beinahe genauso groß wie das Muster selbst war. Er hatte ohnehin schon genug Probleme, die Leute zum Gehorsam zu bewegen. Was würde geschehen, wenn bekannt wurde, dass er seinen Vater in seinem Gefolge hatte? Wenn bekannt wurde, dass sich der Wiedergeborene Drache auf die Kraft eines Schäfers stützte?
    Die leise Stimme in seinem Herzen schrie.
    »Das hast du richtig gemacht, Tarn«, hörte sich Rand sagen. »Dass du mir die Wahrheit vorenthalten hast, hat mir vermutlich das Leben gerettet. Hätten die Leute gewusst, dass ich ein Findelkind bin, das man ausgerechnet auch noch in der Nähe des Drachenberges fand - nun, das hätte sich herumgesprochen. Möglicherweise hätte man mich als Kind umgebracht.«
    »Oh«, sagte Tarn. »Nun, dann bin ich froh, dass ich es getan habe.«
    Rand hob den Zugangsschlüssel auf - auch er spendete ihm Trost -, dann stand er auf. Tarn tat es ihm hastig nach, benahm sich immer mehr wie ein weiterer Gefolgsmann oder Diener.
    »Tarn al’Thor, du hast einen großen Dienst getan«, sagte Rand. »Indem du mich beschützt und großgezogen hast, hast du ein neues Zeitalter eingeführt. Die Welt schuldet dir viel.
    Ich sorge dafür, dass es dir für den Rest deines Lebens an nichts mangelt.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, erwiderte Tarn. »Aber das ist nicht nötig. Ich habe alles, was ich brauche. Mein Lord.«
    Unterdrückte er ein Grinsen? Vielleicht war es ja eine pompöse Ansprache gewesen. Die Luft im Zimmer war stickig, und Rand drehte sich um, ging über den kostbaren Teppich und stieß die Balkontüren wieder auf. Die Sonne war in der Tat untergegangen, Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt. Eine kühle Meeresbrise empfing ihn, als er den Balkon und die Nacht betrat.
    Tarn trat an seine Seite.
    »Ich fürchte, ich habe dein Schwert verloren«, hörte sich Rand sagen. Sofort kam er sich albern vor.
    »Das macht nichts«, erwiderte Tarn. »Ich weiß nicht, ob ich das Ding je verdient hatte.«
    »Warst du wirklich ein Schwertmeister?«
    Tarn nickte. »Ich denke schon. Ich tötete einen Mann, der einer war, tat es vor Zeugen, aber ich habe mir das nie verziehen. Obwohl es nötig war.«
    »Diejenigen, bei denen es nötig erscheint, scheinen oft die zu sein, bei denen wir das am wenigsten wollen.«
    »Das kannst du laut sagen«, bemerkte Tarn mit leisem Seufzen und stützte sich auf die Balkonbrüstung. In der Dunkelheit unter ihnen flammte in vielen Fenstern Licht auf. »Das ist so merkwürdig. Mein Junge, der Wiedergeborene Drache. All die

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