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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickson
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auf, stieß eine Reihe hoher Schreie aus, mit denen er die Tiere zu erschrecken hoffte, und rannte dabei mit seinem Stock auf das Maisfeld.
    Kamuzu pfiff und schrie mit der ganzen Kraft seiner jungen Stimme, während er durch die hohen Maisstauden jagte.Er konnte nicht weiter als zwei Meter geradeaus sehen, aber er konnte die Geräusche hören, die die Räuber verursachten, als sie durch das Getreide brachen, und an diesen Geräuschen orientierte er sich.
    Da!
    Die Paviane waren genau vor ihm. Kamuzu brach durch die Maisstauden und drosch seinen Stock lediglich eine Armeslänge von dem nächsten Tier entfernt hart auf den Boden. Er konnte sehen, dass es sich um den Großen handelte   – um das Alphatier   –, und eigentlich hätte er erwartet, dass der Affe die Flucht ergriff. Aber der Pavian dachte nicht an Flucht. Tatsächlich tat er das, was Kamuzu am wenigsten von ihm erwartet hätte.
    Der Pavian griff ihn mit gänzlich entblößten Fangzähnen an, jagte unter Kamuzus erhobenem Stock hindurch und biss das Kind brutal in die Innenseite des Schenkels.

50
    An Bord des Virgin-Atlantic-Fluges VS040
    Fünftausend Fuß über London genoss ein Offizier der amerikanischen Luftwaffe namens Calder Lawton den morgendlichen Blick über das East End, während die Boeing 747 der Virgin Atlantic über die O2-Arena hinwegglitt und zum Landeanflug auf Heathrow ansetzte.
    Der Nachtflug von seiner Heimatstadt Chicago war angenehm verlaufen. Der Platz in der ersten Klasse ermöglichte es Calder, ein paar Stunden zu schlafen, während die Maschine über die Eiswüsten von Grönland und die sturmumtosten Wellen des Nordatlantiks nach Osten brummte.
    Neben ihm saß eine ältere Reisende, eine Großmutter, die unterwegs war, um ihre Familie in London zu besuchen.
    »Was sind Sie denn von Beruf, junger Mann?«, hatte sie ihn nach dem Start in Chicago gefragt.
    »Ich bin Pilot bei der Navy, Madame«, hatte Calder ihr geantwortet, was zumindest zur Hälfte der Wahrheit entsprach.
    Genau genommen war Calder Lawton ein Astronaut in der Ausbildung, der dafür von seinem Dienst als Testpilot im Geschwader der Luftwaffe freigestellt worden war   – einer von lediglich sechs schwarzen Amerikanern, die dem amerikanischen Raumfahrtprogramm angehörten.
    Nach einem kurzen Aufenthalt in Heathrow würde er einen Anschlussflug nach Moskau nehmen, um sich dort in Space City einem US-sowjetischen Trainingsprogramm anzuschließen.
    Weich landete das Flugzeug in Heathrow. Calder verabschiedete sich höflich von der älteren Dame, die ihm die Nacht hindurch die Ohren vollgeschnarcht hatte, verließ das Flugzeug und betrat die Ankunftshalle, froh, die Hälfte seiner Reise schon hinter sich zu haben. Er warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr und fragte sich, ob er vor dem Flug nach Moskau wohl noch Zeit für ein paar Einkäufe hatte. Calder trat auf das Laufband und bewegte sich in Richtung Transitschalter.

51
    Die Felder über dem Dorf Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Kamuzu war so erschrocken, dass er einen Augenblick lang einfach nur vollkommen erstarrt auf der Stelle stand, während das warme Blut ihm aus der Leistengegend zu strömen begann. Es durchnässte seine Shorts und lief hinten an seinem Bein hinunter. Der riesige Pavian sprang davon und schnatterte aufgeregt, als er sich in kurzer Entfernung wieder den übrigen Mitgliedern seines Rudels anschloss.
    Kamuzu zog den Stoff seiner Shorts zurück, und ihm wurde augenblicklich übel, als er die tiefe Wunde erblickte. Das Blut strömte nicht nur heraus, es sprudelte geradezu, und Kamuzu wusste genug über die Biologie des menschlichen Körpers, um zu erkennen, dass der Pavian etwas Lebenswichtiges getroffen haben musste und dass er in unmittelbarer Gefahr war, zu verbluten.
    »Hah!«, schrie er die Paviane an und schlug noch einmal mit dem Stock zu. Verzweifelt fürchtete er, sie könnten den Anblick von so viel Blut zum Anlass nehmen, ihm im Rudel anzugreifen. Die Tiere antworteten mit bedrohlichem Gebrüll, doch imAugenblick waren sie zu sehr damit beschäftigt, untereinander zu kämpfen, um Kamuzu viel Aufmerksamkeit zu widmen.
    Kamuzu bemerkte, dass sein Atem zu schnell ging, und vor seinen Augen tauchten Sterne auf. Was sollte er tun? Der Angriff war so plötzlich erfolgt   – und so unerwartet   –, dass sein junger Geist völlig verstört war. Was war mit seinem Bruder? Befand er sich in diesem Moment vielleicht sogar schon auf der Plattform? »Bakili!«, schrie er. »Komm schnell!«

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