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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickson
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Briefumschlags eine Karte, ein hastig hingekritzeltes Gewirr von Linien, das in Marias Augen eher wie das Netz einer volltrunkenen Spinne als wie eine exakte Wegbeschreibung wirkte.
    Nichtsdestotrotz würden sie damit ihr Bestes versuchen müssen. Sie verließen die asphaltierte Straße und begannen, sich einen staubigen Pfad entlangzukämpfen, der mit spitzen Felssteinen übersät war.
    Und auf diesem Weg holten sie sich die Reifenpanne, einen hässlich gezackten Riss in der Seitenwand von einem der Vorderräder, der eindeutig zu schwerwiegend war, um ihn an Ort und Stelle zu reparieren.
    »Haben wir einen Ersatzreifen dabei?«, fragte Maria den Fahrer.
    »Den haben wir heute Morgen ausgeladen, um Platz für die Satellitenausrüstung zu schaffen.«
    Maria stieß einen Fluch aus. Es stimmte   – ihre klobige Ausrüstung hatte für den Ersatzreifen keinen Platz gelassen.
    »Was können wir denn machen?«, fragte sie. Der Gedanke an die Zeitspanne, die ihr blieb, um Kev weiteres Material nach Washington zu senden, versetzte sie in Verzweiflung.
    »Ich kann zur Straße zurücklaufen und einen Mechaniker auftreiben«, bot der Fahrer hilfsbereit an. Maria und ihr Filmteam saßen schwitzend in der drückenden Hitze des Fahrzeugs und sahen zu, wie der Fahrer langsam zwischen den Hitzeschwaden davonging.

48
    Gipfel des Mount Everest, Nepal
    Kuni überwand den letzten Schritt. Nach der Ortszeit war es beinahe fünf Uhr nachmittags. Sie stand auf dem Gipfel des Mount Everest, und unter ihr erstreckte sich das gesamte Gebirge des Himalaya. Sie ließ ihre Augen sich sattsehen, hingerissen von dem Anblick, nach dem ihr junges Herz sich gesehnt hatte. Einige Gipfel erkannte sie, den Machapucharé, den Shishapangma und   – weit entfernt im Osten   – das einsame Massiv des Kangchendzönga. Sie hob ihren Eispickel hoch in die Luft und stieß einen gewaltigen Freudenschrei aus, ehe sie sich neben das Gipfelkreuz aus Aluminium setzte und ihr Walkie-Talkie aus der Tasche zog. »Kuni ans Basislager.«
    »Hallo, Kuni, wir haben dich gerade durch das Teleskop gesehen. Herzlichen Glückwunsch von uns allen. Wir singen und tanzen hier alle um das Gemeinschaftszelt! Wie fühlst du dich?«
    »Erleichtert«, antwortete Kuni. »Und sehr erschöpft.«
    »Gab es im letzten Abschnitt irgendwelche Probleme?«
    »Jede Menge. Den letzten vereisten Hang kann ich nicht leiden. Der ist mir zu steil.«
    »Ja, aber du hast es geschafft, und das ist alles, was zählt.«
    »Was ist mit meinem Vater? Kannst du mich jetzt mit ihm verbinden?«
    »Ja. Ich muss diese Verbindung für ein paar Minuten unterbrechen, aber warte einfach ab, wir werden sehen, was wir tun können. Vorhin habe ich ohne Probleme mit ihm gesprochen. Bleib in der Leitung, ja?«
    »Okay.« Kuni hörte den unverwechselbaren Klicklaut, als das Funkgerät sich ausschaltete. Einen Moment lang stand sie still, bewunderte noch immer die Aussicht und machte sich klar, wie privilegiert sie war, so etwas zu erleben. Und dann dachte sie mit einer plötzlichen Woge der Freude daran, wie immens stolz ihr Vater sein würde.
    Mit einem Quieken kam wieder Leben in das Funkgerät. »Kuni, hier ist das Basislager. Ich fürchte, wir haben ein paar Probleme, deinen Vater in Großbritannien zu erreichen.«
    »Was ist denn los?«
    »Wir erreichen nur seinen Anrufbeantworter. Er sagte, er müsse einen kurzen Inlandflug nehmen, aber er sollte eigentlich jede Minute wieder erreichbar sein.«
    »Ruf ihn weiter an. Ich muss hier vom Gipfel aus mit ihm sprechen. Bitte hör nicht auf zu wählen.«
    »Alles klar. Bleib in der Leitung, wir versuchen es noch einmal.«

49
    Die Felder oberhalb des Dorfes Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Kamuzu war erschöpft. In eine Decke gewickelt hatte er mehr als zwölf Stunden auf der schmalen hölzernen Plattform verbracht, die als Beobachtungsposten diente. Hinuntergestiegen war er nur, um Paviane zu vertreiben oder um sich um das kleine Feuer zu kümmern, das er angezündet hatte, um sich zu wärmen. Immer wieder sah er hinunter ins Tal und sehnte sich danach, Bakili zu sehen, wie er den Pfad hinaufkam, um seine Aufgabe zu übernehmen.
    Aber von seinem jüngeren Bruder war nichts zu sehen.
    Dann nahm er ein Quieken unter den Pavianen wahr, gefolgt von Stille und schließlich von dem unverwechselbaren Knirschen der Maisstauden. Eilig rappelte Kamuzu sich auf die Füße und reckte sich auf die Zehenspitzen, um festzustellen, wo der Überfall erfolgt war. Dann brüllte er laut

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