Die Mächte des Feuers
ihm auffordernd durch die Haare.
Er hoffte sehr, dass sein Talent nicht abfärbte. Sonst würde sie eines Tages herausfinden, dass sie ein Stück Drachenknochen in ihrem Halswirbel trug. Ohne die unfreiwillige Gabe von Pratiwin wäre sie nicht mehr am Leben.
»Was ist?« Silena bemerkte, dass er gedanklich woanders war.
»Ich habe nur an unsere Kinder gedacht«, beruhigte er sie, und seine Hand fuhr über ihre Hüfte bis zum Bein. Er ertastete ein Strumpfband. »Sie kommen alle nach dir.« Grigorij küsste sie erneut. »Die Drachen werden nichts zu lachen haben.« Er öffnete die Verschlüsse an ihrer Bluse.
Mit einem schrillen Pfiff verkündete die Lokomotive, dass die Reise begann.
Nachwort
Ein Zufall, mehr war es nicht.
Als ich im Rahmen einer ganz anderen Recherche immer wieder Hinweise wie ›die katholische Kirche kennt mehr als 80 Drachenheilige‹ entdeckte, machte mich dies stutzig – und schon begann der Film vor meinen Augen abzulaufen. Warum gab es so viele Heilige? Was, wenn es sie noch immer gäbe? Wie wären sie wohl organisiert? Und wie verhielten sich die Drachen?
So kam der Stein ins Rollen.
Die Zwanzigerjahre und ihr Flair – ich mag sie einfach. Luftschiffe, Doppeldecker, Seancen, formschöne Autos.
Die Schwelle zwischen Modernität und Zauber liegt für mich genau dort. Passende Filme wie ›Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten‹ oder ›Das große Rennen rund um die Welt‹ aus meiner Jugend taten ihr Übriges dazu. Warum nicht dort den Schauplatz eines Buches hinverlegen?
Ich recherchierte über die Zwanziger, schuf meine eigenen Drachen, veränderte die Geschichtsschreibung ein wenig und griff auf ein Seminar aus meiner Studienzeit zurück: ›Der Drache im russischen Volksmärchen‹.
Dazu kamen etliche historische Zitate und Ansichten über Drachen, aber eben auch Pseudohistorisches.
So entstand dieses Buch.
Sicher ist es ein Wagnis: keine High Fantasy, Sagengestalten in einem neuen Umfeld, viele neue Wunder für die Lesenden, die sie so noch nicht zu Gesicht bekommen haben.
Dennoch – es musste sein. Ich sehe es als meine Aufgabe, Neues in der Fantasy zu entwerfen und mit viel Spaß zum Leben zu erwecken. Oder besser gesagt: Die Bilder verlangten von mir, zum Leben erweckt zu werden.
Diesen Spaß wünsche ich nun den Leserinnen und Lesern. Vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit Drachen, Hellsehern und Silena.
Mein Dank geht an das Österreichische Museum für Volkskunde, Nicole Schuhmacher und Carina M. Heitz, meine Lektorin Angela Kuepper und Carsten Polzin vom PIPER Verlag.
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