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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mäntel trug, um sich gegen die Kälte zu schützen. »Du musst noch viel lernen.«
    Maxim, vierundzwanzig Jahre alt, kräftig gebaut und ehemals Anführer einer russischen Bergexpedition, ging wortlos an Xing vorbei und schaute nach unten in die wilden, menschenleeren Täler des Korumdie, in denen kristallreine Quellen sprudelten und eisige, klare Bäche schufen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er an seine Begleiter dachte. Da war Mihail Waltow, der kleine Geologe, der sich mehr über die Blumen als über die Steinproben gefreut hatte. Maxims Kehle wurde trocken, die Wut brannte sie aus, während ein neues, lachendes Gesicht vor seinem inneren Auge entstand: Alexsey Gogol, ein abergläubischer Bergsteiger ohne viel Bildung, aber mit einem Talent, immer den richtigen Weg zu finden. Genau wie Tukhan Ling, der Bergführer, der den besten Buttertee der Welt zubereiten konnte… Maxim presste die Zähne aufeinander, bis sie knirschten. Nein, er wollte nichts lernen.
    Die Wiesen weit unterhalb der Zone des ewigen Schnees schimmerten aufsässig bunt und schufen leuchtende Farbkleckse im allgegenwärtigen Grau und Weiß. Auf der anderen Seite trug der Wind Schnee von den Hängen und wehte ihn senkrecht davon. Eine lang gezogene, gleißende Standarte formte sich, die das Majestätische des gewaltigen Gebirges noch hervorhob; doch außer einer Hand voll Menschen kam niemand in den Genuss dieses beeindruckenden Schauspiels.
    Maxim sprach die Schönheit nicht an. Seine Augen schweiften zum Horizont, dorthin, wo seine Heimat lag:
    Sankt Petersburg, viele, viele Werst entfernt. Er rieb sich über die Stirn, die Finger glitten durch die kurzen braunen Haare, und er wünschte sich sehnlichst, diesem Albtraum hier zu entkommen und zu seiner Familie zurückzukehren. Waltow, Gogol, Ling, der ganze Rest seiner Expedition war diesem Scheusal zum Opfer gefallen, davon ging er fest aus.
    »Mich behandelt er gut. Und das täte er auch mit dir, wenn du ihn nicht unablässig reizen würdest«, hörte er Xing hinter sich sagen.
    Es fiel ihm schwer, ihr Alter zu schätzen, und sie gab keine Antwort, wenn er sie danach fragte. Zwanzig, fünfundzwanzig Jahre? »Wie lange bist du schon hier?«, wollte er wissen. Der Hass steckte noch immer in seiner Kehle, während sein Blick sich wieder in die Täler senkte.
    »Es dürften inzwischen«, sie zögerte, rechnete nach, »zehn Jahre sein.«
    »Und du hattest nicht einmal das Verlangen, deine Eltern zu sehen?« Anhand der leise raschelnden Geräusche wusste er, dass sie mit einem Staubwedel über die Nachttischchen aus Elfenbein ging. Es war eines ihrer Rituale: zuerst die Tischchen, danach die oberen Seiten der goldenen Bilderrahmen. Danach würde Xing Lavendel-Räucherstäbchen entzünden und einige der besten schwarzen Trüffeln auf ein Silbertablett legen, um es auf dem Kissen zu deponieren und dem Tyrannen eine Freude zu bereiten.
    »Nein, das Verlangen hatte ich nicht. Ich bin aus einem Leben gerettet worden, das ich gehasst habe. Auch du hättest es gehasst, denn es bedeutete Qualen. Nichts als Qualen und Erniedrigung.« Sie trat an seine Seite und betrachtete, wie weit unter ihnen Steinböcke zwischen den Felsen umherkletterten, um an das frische, saftige Gras zu gelangen. »Er schlägt mich nicht, er schenkt mir ein Lächeln, er gibt mir zu essen und Kleidung. Ich bin die Letzte, die sich über ihn beschweren wird. Es gibt keinen schöneren Palast als diesen, und kein Kaiser hat diese Aussicht wie wir.« Die Mandelaugen blickten auf Maxims verschlossenes Gesicht, Xing lächelte aufmunternd. »Wenn die Sonne versinkt und die Gipfel glühen, Maxim, dann…«
    »Ich bin der letzte Überlebende«, unterbrach er sie hart und lehnte die Stirn an das eiskalte Fenster, an dessen Rändern Eisblumen wuchsen. »Als wir aufbrachen, um das Massiv im Namen des Zaren zu erkunden, bestand meine Expedition aus vierzig Leuten, Xing. Dann erschien er, stand über uns wie ein Raubvogel, und ein heftiger Wind warf die Mehrzahl meiner Leute in den Abgrund. Er hat sie einfach abstürzen lassen.« Maxims warmer Atem schmolz die dünne Reifschicht, Tropfen rannen die Scheibe hinab, als weine das Glas um die Toten. »Diejenigen, die sich an den Felsen festklammerten, schickte er mit einer Steinlawine in den Tod. Bis auf mich.« Er schluckte, sah sie vorwurfsvoll an. »Du dienst einem Mörder!«
    »Für mich ist er ein Herr und ein Befreier, dem ich ewigen Dank schuldig bin«, erwiderte sie mit Nachdruck,

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