Die Märchen von Beedle dem Barden
versteht absolut nichts von der wahren Natur der Magie und der Zauberer, und deshalb schluckt er die absurden Vorschläge sowohl des Scharlatans als auch Babbittys. Das ist sicher charakteristisch für eine spezielle Art von Muggeldenken: In ihrer Unwissenheit sind sie bereit, allerlei Abstruses über die Magie für bare Münze zu nehmen, einschließlich der Behauptung, Babbitty habe sich in einen Baum verwandelt, der weiterhin denken und sprechen könne. (An dieser Stelle ist jedoch erwähnenswert, dass Beedle zwar den Kunstgriff des sprechenden Baums verwendet, um uns zu zeigen, wie unwissend der Muggelkönig ist, aber auch von uns verlangt, dass wir glauben, Babbitty könne sprechen, während sie ein Kaninchen ist. Das mag dichterische Freiheit sein, doch ich halte es für wahrscheinlicher, dass Beedle lediglich von Animagi gehört und nie einen zu Gesicht bekommen hat, denn das ist die einzige Freiheit, die er sich in dieser Geschichte herausnimmt, was die magischen Gesetze betrifft. Animagi behalten, während sie in Tiergestalt sind, das menschliche Sprechvermögen nicht bei, obwohl sie all ihre menschliche Denkfähigkeit und Urteilskraft bewahren. Das ist, wie jedes Schulkind weiß, der wesentliche Unterschied zwischen einem echten Animagus und jemandem, der sich mit einem Verwandlungszauber in ein Tier verwandelt. In letzterem Fall würde man ganz und gar ein Tier werden, folglich keine Magie mehr beherrschen, sich der Tatsache nicht bewusst sein, dass man jemals ein Zauberer war, und jemand anderen benötigen, der einen in die ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt.)
Ich halte es für möglich, dass Beedle, als er sich dafür entschied, dass seine Heldin vortäuschen soll, sie habe sich in einen Baum verwandelt, und dass sie dem König mit Schmerzen wie von einem Axthieb in die eigene Seite drohen soll, von echten magischen Traditionen und Bräuchen inspiriert war. Bäume mit Holz in Zauberstabqualität werden seit jeher erbittert von den Zauberstabmachern geschützt, die sie pflegen, und wenn man solche Bäume fällt, um sie zu stehlen, läuft man Gefahr, nicht nur den Groll der Bowtruckles [Fußnote: Für eine ausführliche Beschreibung dieser merkwürdigen kleinen Baumbewohner siehe Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. ] auf sich zu ziehen, die dort normalerweise nisten, sondern auch die bösen Auswirkungen irgendeines Schutzzaubers, den ihre Besitzer über sie gelegt haben. Zu Beedles Zeiten war der Cruciatus-Fluch noch nicht vom Zaubereiministerium gesetzlich verboten worden [Fußnote: Die Flüche Cruciatus, Imperius und Avada Kedavra wurden 1717 als Unverzeihlich eingestuft, und ihre Verwendung wurde unter strengste Strafe gestellt.], und hätte genau den Schmerz auslösen können, mit dem Babbitty dem König droht.
Das Märchen von den drei Brüdern
Es waren einmal drei Brüder, die wanderten auf einer einsamen, gewundenen Straße in der Abenddämmerung dahin. Nach einiger Zeit kamen die drei Brüder zu einem Fluss, der war so tief, dass sie nicht hindurchwaten konnten, und so gefährlich, dass sie nicht ans andere Ufer schwimmen konnten. Doch die Brüder waren der magischen Künste kundig, und so schwangen sie einfach ihre Zauberstäbe und ließen eine Brücke über dem tückischen Wasser erscheinen. Sie hatten die Brücke halb überquert, da trat ihnen eine Kapuzengestalt in den Weg.
Und der Tod sprach zu ihnen. Er war zornig, weil er um drei neue Opfer betrogen worden war, denn für gewöhnlich ertranken Wandersleute in dem Fluss. Doch der Tod war gerissen. Er tat, als würde er den drei Brüdern zu ihrer Zauberkunst gratulieren, und sagte, weil sie so klug gewesen seien, ihm zu entrinnen, verdiene jeder von ihnen einen Lohn.
So verlangte denn der älteste Bruder, der ein kämpferischer Mann war, einen Zauberstab, der mächtiger als alle anderen sein sollte: einen Zauberstab, der seinem Besitzer in jedem Duell zum Sieg verhelfen würde, einen Zauberstab, der eines Zauberers würdig war, der den Tod besiegt hatte! Also ging der Tod zu einem Elderbaum am Ufer des Flusses, formte einen Zauberstab aus einem Zweig, der dort hing, und schenkte ihn dem ältesten Bruder.
Dann beschloss der zweite Bruder, der ein hochmütiger Mann war, den Tod noch mehr zu demütigen, und verlangte nach der Macht, andere aus dem Tod zurückzurufen. Also nahm der Tod einen Stein vom Flussufer und schenkte ihn dem zweiten Bruder, und er sagte ihm, dass der Stein die Macht haben werde, die Toten
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