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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Hand durchs graue Haar, das von dem Regen dunkel war. »Vielleicht sollte ich mich zum Jahresende zur Ruhe setzen. Die Piraterie jemandem überlassen, der jünger und schlauer ist.«
    »Und was würdest du dann anfangen?« Noch vor zwei Minuten war sie nahe daran gewesen, ihn wie ein Fischweib dafür auszuschimpfen, dass er die Vogelfrei so leichtfertig aufs Spiel gesetzt hatte. In den beinahe zwei Jahren, seit sie sich seiner Mannschaft angeschlossen hatte, hatte Falkin gelernt, die Energie und Zähigkeit ihres Kapitäns zu bewundern. Binns war morgens immer als Erster auf und legte sich als Letzter hin; er verlangte nie mehr von seinen Männern, als er selbst zu leisten bereit war. Aus seinem Munde die Formulierung zu hören, er wolle sich zur Ruhe setzen , war keineswegs das, womit sie gerechnet hatte. Es war ebenso, als hätten bloße Worte einen Vorhang vor ihren Augen weggezogen, so dass sie ihren Kapitän nun als das betrachten konnte, was er wohl wirklich war: Ein Mann, der seine beste Zeit hinter sich hatte und die Jahre auf seinem Rücken lasten fühlte. Sie erschauerte; das Bild gefiel ihr gar nicht. »Du verstehst dich doch nur darauf, zur See zu fahren.«
    Er hob einen Finger an den Mund, als wolle er ihr Schweigen gebieten. »Ich habe ein oder zwei Geheimnisse vor dir, mein Mädchen.«
    »Und gerade jetzt willst du sie mir verraten?«, schnaubte sie.
    Binns legte den Kopf schief und betrachtete sie mit einem Blick, den sie nicht zuordnen konnte, nämlich so, als suche er in ihrem Gesicht nach etwas, das es dort nicht gab. Die plötzliche Musterung verschaffte ihr eine Gänsehaut. Wonach suchte er? Sie war nahe daran, die Hand auszustrecken und ihn zu schubsen, um nur diesen starren Blick zu durchbrechen, als er plötzlich blinzelte, den Kopf schüttelte und sie wie üblich angrinste.
    »Nein, noch nicht. Vielleicht, wenn die Saison vorbei ist.«
    Sie versetzte ihm einen sanften Schlag. »Das ist nicht anständig von dir!«
    »Siehst du? Ich wusste ja, dass du neugierig sein würdest.« Er lachte leise. »Also gut, ich verrate dir etwas, was du nicht über mich weißt. Ich habe es niemals jemandem erzählt, aber bevor ich ins Geschäft eingestiegen bin, war ich Schankknecht auf Bix. Und zwar ein verdammt guter, wenn man meinen Kunden glauben kann. Und diese Stelle hatte ich bekommen, nachdem ich als kleiner Dreikäsehoch zu einem Brauer in die Lehre gegangen war.« Er warf sich in die Brust und hielt den Rumbecher hoch, als bringe er einen Trinkspruch aus. »An Land hätte ich meinen Lebensunterhalt ehrlich verdienen und ein Dach über dem Kopf haben können.«
    Sie hatten so viele Abende zusammen verbracht, getrunken und geredet … Und doch hatte er ihr nie von seiner Jugend erzählt. Sie fragte sich, warum sie niemals darauf gekommen war, danach zu fragen. Falkin setzte sich auf den Boden, schlug die Beine unter und stellte ihren Becher vor sich ab. »Aber der Ruf der See war zu stark für dich?«
    »Nein, so war das überhaupt nicht.« Er entspannte sich und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Sie bemerkte die Falten in seinem Gesicht – wann waren sie tiefer geworden? Sogar die Haare auf seinen Händen und Armen waren ergraut. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, das Alter zu verdrängen, das sie ihrem Freund nun anmerkte. Falls er jetzt anfängt, mir zu erzählen, wo ich die Trauerfeier abhalten soll, wenn er nicht mehr da ist , dachte sie, dann werd ich ihm eins hinter die Ohren geben. Auch wenn mir das später eine Auspeitschung einbringt. Daran wollte sie gar nicht denken. Nicht jetzt.
    »Das Schankmädchen war in der Woche krank«, sagte er; sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er ganz in die Erinnerung versunken war. »Meister Burgan befand sich auf einer Reise nach Eldraga – er war Kaufmann und nebenbei der Besitzer der Schenke. Ich musste drei Nächte am Stück die Theke ganz allein beschicken. Zur Sperrstunde am dritten Abend warf ich den letzten Betrunkenen hinaus und versteckte die Tageseinnahmen unter einem Brett im Lagerraum, wie ich es immer tat; dann schloss ich ab und ging zu dem Zimmer, das ich gemietet hatte. In der Nacht stahl jemand das Geld.« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Da ich so beschäftigt war und die ganzen drei Tage allein gearbeitet hatte, muss mich der Dieb wohl eine Weile beobachtet und sich meine Gewohnheiten eingeprägt haben. Er wusste einfach, wo er nachzuschauen hatte. Hat noch nicht mal das Schloss an der Tür beschädigt, als er es

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